Vorsprung durch Wissen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft

04.09.2006 | 14:21 | Rapsschädlinge 

2006 - Jahr des Rapsglanzkäfers

Braunschweig - Landwirte, die in Deutschland Raps anbauen, hatten in diesem Jahr nichts zu lachen.

Rapsglanzkäfer
(c) proplanta
Aufgrund des starken Auftretens und der Resistenz des Rapsglanzkäfers gegen die zugelassenen Insektizide aus der Gruppe der Pyrethroide, kam es zu massiven Ernteeinbußen. Die Ertragsverluste auf den über 200.000 ha betroffenen Anbauflächen lagen zwischen 20 und 100 Prozent. Auf einem Sechstel (30.000 ha) dieser Flächen kam es zu Schäden, die einen Ertragsausfall von über 80 Prozent nach sich zogen, so dass ein Teil umgebrochen werden musste. Diese traurige Bilanz zogen kürzlich Experten auf einem Fachgespräch, das die Biologische Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft in Braunschweig (BBA) im August veranstaltete.

 Ursachenanalyse
 „Die Schäden waren in diesem Jahr auch deswegen so hoch, weil eine ungewöhnlich große Käferpopulation zeitgleich mit der diesjährigen Blüte auftrat“, erklärt Dr. Udo Heimbach vom BBA-Institut für Pflanzenschutz im Ackerbau.
Unter der Leitung des Entomologen sind 2005 und 2006 Rapsglanz-käfer und andere Rapsschädlinge aus allen Bundesländern auf ihre Resistenz gegenüber den eingesetzten Insektiziden untersucht worden. Die kürzlich vorgestellten Zwischenergebnisse sind alarmierend. Demnach hat sich die Pyrethroid-Resistenz beim Rapsglanzkäfer im Untersuchungszeitraum deutlich verstärkt. Zum einen wurden auf mehr Flächen resistente Tiere gefunden. Zum anderen überlebten mehr Käfer im Labor höhere Mittel-Konzentrationen. 

Ausblick 2007
Ob in den nächsten Jahren erneut Schäden beim Raps auftreten, hängt von mehreren Faktoren ab. Neben der Populationsdichte der Käfer, ihrem Resistenzstatus und dem Zeitpunkt ihres Auftretens in Beziehung zur Blüte, spielen auch Menge und Verteilung der Mittel, ihr Wirkmechanismus sowie der optimale Einsatztermin eine Rolle.

„Kommen mehrere ungünstige Bedingungen zusammen, ist in 2007 mit deutlichen Minderwirkungen bei den momentan zugelassenen Pyrethroiden auf dem überwiegenden Teil der Rapsanbaufläche in fast allen Bundesländern zu rechnen“, so die Prognose des Insektenkundlers der Biologischen Bundesanstalt. Auf jeden Fall erwarten die Wissenschaftler wieder eine großen Population. Die Jungkäferinvasion, die Ostseeurlauber in diesem Juli und August 2006 hautnah erlebten, war lediglich das Vorspiel für 2007. Denn dies sind die Elterntiere, die nach dem Winter im nächsten Frühjahr zur Paarung und Eiablage ausschwärmen werden.  

Strategie
Aufgrund der derzeitigen Datenlage schlagen die Fachleute folgende Strategie vor: Kurzfristig wäre es wünschenswert, wenn für das nächste Jahr zwei zusätzliche Insektizide nach § 15 des Pflanzenschutzgesetzes zur Verfügung stehen würden. Langfristig werden nach Einschätzung der Experten zur effektiven Bekämpfung von Rapsschädlingen Insektizide mit mindestens drei Wirkmechanismen ohne Kreutzresistenz zueinander benötigt.
Um die Resistenzentwicklung zu bremsen, sollten Insektizide in der Praxis nur angewendet werden, wenn ökonomische Schwellenwerte bei den Käfer überschritten werden und dann auch nur mit geeigneten Spritztechnologien. „Jede unnötige Anwendung verschlimmert das Problem“, sagt Heimbach. Damit erzählt er den Landwirten nichts Neues, denn es liegt in ihrem Interesse die Mittel so gezielt wie möglich einzusetzen, denn sie kosten sie bares Geld.

 Quelle: Pressemitteilung BBA 04.09.2006

Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Weitere Artikel zum Thema

 Gelbe Blattflecken in Wintergetreide

 Tierische Schaderreger in Zuckerrüben beachten

 Mais: Aussaat größtenteils abgeschlossen, Fokus liegt auf Unkrautbekämpfung

 Pflanzenschutzmittel: Notfallzulassung für Anwendung Cymbal Flow in Hopfen erteilt

 Getreidehähnchen in Weizenbeständen bisher kein Thema

  Kommentierte Artikel

 Größere EU-Getreideernte erwartet

 Was will die CDU in ihrem neuen Programm?

 Frankreichs Staatsrat schränkt Vogeljagd weiter ein

 LED-Lampen in Straßenlaternen sparen massiv Strom ein

 Zahl der Bäckereien weiter rückläufig

 Wundermittel und Jahrhundertgift PFAS: Derselbe Circus - andere Clowns

 Deutsche Verbraucher offen für abgelaufene Lebensmittel

 Brandenburger Dackel wohl von Wolf angegriffen

 Tag des Wolfes - Bauern machen Druck für vereinfachten Abschuss

 Erleichterungen bei GAP-Anträgen und Hanfanbau