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02.06.2022 | 10:15 | Aktueller Rat Pflanzenschutz 

Ackerbau: Infektionsnahe Strategien wählen!

Karlsruhe - L. Merkle, Pflanzenschutzberaterin vom Landwirtschaftsamt in Bruchsal, berichtet heute über den Stand der Kulturen Zuckerrüben, Erbsen, Sommergerste, Winterweizen und Mais im Landkreis Karlsruhe und weist in ihren Empfehlungen auf notwendige wie mögliche Feldarbeiten hin.

Pflanzenschutzmaßnahme
(c) proplanta
Zuckerrüben: Die schwarze Bohnenlaus tritt weiterhin verstärkt auf. Auf unserem Beobachtungsschlag in Dettenheim / Liedolsheim wurde vergangene Woche der Bekämpfungsrichtwert für die schwarze Bohnenlaus überschritten. Es fällt die zunehmende Koloniebildung auf. Die grüne Pfirsichblattlaus war auf dem Beobachtungsschlag bisher nicht zu finden.

Als Bekämpfungsrichtwert der schwarzen Bohnenlaus und der grünen Pfirsichblattlaus gelten 10% befallene Rüben bis BBCH 39. Kontrollieren Sie ihre Schläge. Bonitieren Sie dazu an 4 Stellen im Bestand jeweils 10 Zuckerrüben Pflanzen. Die Blattläuse halten sich unterhalb der Blätter auf. Ab dem 6 Blatt Stadium empfehlen wir 140 g/ha Teppeki/Afinto.

Hinweis: Für Flächen im Schutzgebiet (IPS+) muss der ermittelte Befall / der überschrittene Be-kämpfungsrichtwert in den Pflanzenschutzmittelaufzeichnungen festgehalten werden. Insektizide dürfen nur bei Überschreitung der Schadschwelle ausgebracht werden. Und denken Sie an das Spritzfenster.

Erbsen: Kontrollieren Sie ab Beginn der Blüte BBCH 61 ihre Erbsen auf Blattläuse. Die Läuse sitzen sehr verdeckt in den eingerollten Blättern und Blütenknospen, daher lassen sie sich nur schwer finden. Der Befall ist durch Ausklopfen auf eine weiße Unterlage festzustellen. Der Bekämpfungsrichtwert ab BBCH 61 liegt bei 10-15 Läusen pro Haupttrieb oder 5-10% befallene Pflanzen. Bonitieren Sie dazu an 5 Stellen im Bestand jeweils mindestens 5 Pflanzen. Der Richtwert gibt den Durchschnitt von 25 Pflanzen an.

Das BVL hat für Teppeki (Wirkstoff: Flonicamid) eine Notfallzulassung nach Erreichen der Schadensschwelle gegen Blattläuse als Virusvektoren in Futtererbsen und Ackerbohnen, ab dem 03.Mai 2022 befristet für 120 Tage erteilt. Die Notfallzulassung bezieht sich auf eine einmalige Behandlung mit einer Aufwandmenge von 140 g/ha in 200 – 600 l Wasser/ha.

Teppeki wird als bienen-gefährlich, außer bei Anwendung nach dem Ende des täglichen Bienenfluges in dem zu behandelnden Bestand bis 23.00 Uhr, eingestuft (B2). Es darf außerhalb dieses Zeitraums nicht auf blühende oder von Bienen beflogene Pflanzen ausgebracht werden; dies gilt auch für Unkräuter. Weitere Insektizide finden sich auf S. 70 „Integrierter Pflanzenschutz 2022 – Ackerbau und Grünland“.

Erbsenwickler: Ab BBCH 61 Blühbeginn liegt der Bekämpfungsrichtwert bei 10 Männchen/Tag. Ermittelt wird der Befall mittels Delta-Pheromonfallen. In Pheromonfallen in Östringen ist die Schadensschwelle überschritten. Somit ist nun auch im IPS+ Schutzgebiet eine Behandlung gegen den Erbsenwickler zulässig.

Hinweis: Beachten Sie auch hier die Auflagen in den IPS+ Schutzgebieten (anlegen eines Spritzfensters und Dokumentation der Bekämpfungsrichtwerte). Entsprechende Dokumentationsvorlagen finden Sie auf der LTZ Homepage: https://ltz.landwirtschaft-bw.de/pb/,Lde/Startseite/Arbeits-felder/Integrierter+Pflanzenschutz

Sommergerste: Die Sommergerste zeigt sich bisher gesund. Sie hat das letzte Blatt geschoben (BBCH 39) oder beginnt mit dem Grannenspitzen (BBCH 49). Ab diesem Stadium kann die Abschlussbehandlung gegen die Abreifekrankheiten durchgeführt werden.

Auch in diesem Jahr steht zur Ramulariakontrolle der Kontaktwirkstoff Folpet per Notfallzulassung zur Verfügung. Folpet ist in den Produkten Folpan 500 SC und Amistar Max enthalten. Beide Produkte sind nur in Tankmischungen mit einem anderen Mittel, welches entweder den Wirkstoff Prothioconazol und Mefentrifluconazol enthält, anzuwenden. Beachten Sie, dass es sich bei Folpet um einen Kontaktwirkstoff handelt. Sprich nur dort, wo die Spritzbrühe auftrifft, ist auch eine Wirkung gewährleistet.

Winterweizen: Je nach Region befindet sich der Winterweizen im Entwicklungsstadium letztes Blatt voll entwi-ckelt (BBCH 39) oder Beginn Ährenscheiben (BBCH 51). In frühen Lagen befinden sich die ersten frühen Weizensorten teilweise schon in der Blüte (BBCH 61). Je nach Sorte und Vorfrucht gibt es unterschiedliche Fungizidstrategien.

Bei geplanten Einmalbehandlungen vor der Weizenblüte (ohne Fusariumwirkung) kommen jetzt 100% der zugelassenen Aufwandmenge eines breit wirksamen Fungizides zum Einsatz. Siehe IP Broschüre 2022 auf S. 60. Nur bei geplanter Fusariummaßnahme in der Blüte kann die Auf-wandmenge der Vorlage auf etwa 80% reduziert werden.

Die Witterung während der Blüte des Weizens ist für die Fusariuminfektion von entscheidender Bedeutung. Sollte es während der Weizenblüte (erste Staubbeutel sind sichtbar) zu Niederschlagsereignissen kommen, besteht die Möglichkeit einer Fusariuminfektion. Im Falle einer Fusariuminfektion sollte zeitnah zum Regen (infektionsnahe Fungizidapplikation) ein Produkt mit Fusarium Wirkung eingesetzt werden (z.B. Osiris MP oder Prosaro. Oder Skyway Xpro sofern bisher noch kein Carboxamid eingesetzt).

Von einer pauschalen Beimischung von Insektiziden zur Bekämpfung des Getreidehähnchens wird abgeraten, diese prophylaktischen Behandlungen entsprechen nicht dem integrierten Pflanzenschutz und somit auch nicht der guten fachlichen Praxis.

Mais: Mais hat aufgrund seiner langsamen Jugendentwicklung nur eine sehr geringe Konkurrenzkraft gegenüber Unkräuter. Zur Vermeidung von Ertragsverlusten ist Mais vom 3 bis 8-Blattstadium weitgehend unkrautfrei zu halten.

Flächen auf denen Vorauflaufpräparate eingesetzt wurden, sollten auf Nachverunkrautung bzw. Besatz mit schwer bekämpfbaren Ungräsern oder Wurzelunkräutern kontrolliert werden. Beim Einsatz blattaktiver Herbizide im Nachauflauf, müssen die Ungräser und Unkräuter für eine opti-male Wirkung der Herbizide aufgelaufen sein.

Um Herbizidschäden beim Mais zu vermeiden, sollte es zwei Tage trocken sein und kein Nachtfrost haben (Stichwort: ausreichende Wachs-schicht Mais). Auch sollten Behandlungen bei Stressbedingungen wie z.B. hohe Tag-Nachttemperaturschwankungen und bei Temperaturen >25°C unterbleiben.

Mögliche Mittel gegen eine breite Mischverunkrautung sind MaisTer power oder Elumis + Peak. Die Winde als Wurzelunkraut ist am besten ab einer Trieblänge von 20 cm zu behandeln. Mögliche Mitteln wären hierfür Mais-Banvel WG oder Arrat + Dash. Informationen über die Wirkung Blatt/Boden und weitere Hinweise zu den jeweiligen Produkten finden Sie im Heft „Integrierter Pflanzenschutz 2022 – Ackerbau und Grünland“ auf S. 76-78.

Beachten Sie bei der Herbizidanwendung im Mais folgende Auflagen auf Wirkstoffebene:

In allen Wasserschutzgebieten (Normal- bzw. ogL-, Problem- und Sanierungsgebieten) in Baden-Württemberg ist in den Schutzzonen I - III die Ausbringung von Tebuthylazin-haltigen Mitteln verboten. Auch außerhalb von WSG wird zum Schutz des Grundwassers die Anwendung von terbuthylazinhaltigen Pflanzenschutzmitteln nicht empfohlen.

Alle TBA-haltigen Produkte erhielten im Dezember 2021 die zusätzliche Anwendungsbestimmung NG362: „Mit terbuthylazinhaltigen Pflanzenschutzmitteln darf innerhalb eines Dreijahreszeitraumes auf derselben Fläche nur eine Behandlung mit maximal 850 g Terbuthylazin pro Hektar durchgeführt werden.“ Die drei Jahre gelten rückwirkend; d.h. Flächen, die im Jahr 2020 und 2021 mit TBA behandelt wurden, dürfen 2022 nicht damit behandelt werden. Die Auflage ist gültig auch für bereits im Markt befindliche Ware, unabhängig davon, ob die NG362 bereits auf dem Etikett vermerkt ist oder nicht.

Auf derselben Fläche im folgenden Kalenderjahr keine Anwendung von Mitteln mit dem Wirkstoff Nicosulfuron z.B. Elumis, Motivell Forte, Nicogan, Samson 4 SC uvm.!

Wirkstoff Prosulfuron (Peak): Aufhebung der 3-Jahres-Auflage (NG355) für Produkte mit Prosulfuron, d.h. Peak kann wieder jedes Jahr auf der gleichen Fläche eingesetzt werden, keine Beschränkung, auch wenn es letztes Jahr eingesetzt wurde.

Praxistipp: Neben der chemischen Unkrautbekämpfung bietet sich im Mais auch der Einsatz mechanischer Maßnahmen an.

(Informationen des  Landkreis Karlsruhe vom 30.05.2022)
LTZ Augustenberg
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