Die Technolit-Gruppe aus dem osthessischen Großenlüder ist für ihre technische Innovationsfreude bekannt. Zuletzt brachte die Firma, die mit ihren 1.500 Mitarbeitern zu Osthessens größten Arbeitgebern gehört, neue Schweißtechnik und eine Rohrzange zum Einhand-Betrieb auf den Markt. Auf die jüngste Idee ist Inhaber Wilhelm Lang (65) besonders stolz: Er lässt aus Pferdemist Düngerpellets machen.
Die Entwicklung des neuen Produkts begann mit der Lösung eines Problems. «Wohin mit dem ganzen Mist?», fragte sich Lang. Er besitzt einen Hof, auf dem 60 Pferde stehen. Jedes Tier produziert am Tag 25 bis 50 Kilogramm Pferdeäpfel. Einzelne Äpfel sind bei Kleingärtnern begehrter Dünger, doch um täglich zwei bis drei Tonnen zu entsorgen, braucht man Landwirte mit großen Feldern. Die Bauern lassen sich das Ausbringen des Düngers gut bezahlen.
Lang prüfte, den energiereichen Dung verbrennen zu lassen, doch das ist unzulässig. Gemeinsam mit Christoph Mahr (43), Geschäftsführer der Tochterfirma Hotrega, entwickelte er die Idee, den Mist zu Dünger für den Hausgebrauch aufbereiten zu lassen. Dazu wird in den Boxen nur besonders gehäckseltes Stroh ausgebracht, das später als Bestandteil des Düngers mit im Garten verteilt wird.
Auf dem Hofgelände läuft seit einigen Wochen eine Anlage, die den Pferdemist zentral sammelt und drei Wochen lagert, damit sich die Mikroorganismen entwickeln können. Die Masse wird dann zu einem groben Pulver zerhäckselt, bei 60 bis 65 Grad 15 Minuten lang getrocknet und zu Pellets gepresst. Die Energie dafür stammt aus Holzpellets und einer Photovoltaikanlage.
In den Gartenmärkten gebe es bislang zwar zahlreiche organische Dünger auf der Basis von Hühnerkot, aber noch nicht aus Pferdeäpfeln, berichtet Alwin Reintjes, Referent im Industrieverband Garten, in dem die Gartenzubehör-Branche organisiert ist. Pferdedünger habe den großen Vorteil, dass er seine Inhaltsstoffe langsam abgebe. Bei Hobbygärtnern stießen organische Dünger zunehmend auf Akzeptanz - allerdings auf noch geringer Basis. «Sensationelle Mengen werden da bislang nicht verkauft», sagt Reintjes.
Das Endprodukt aus Großenlüder riecht fast nicht. «Es riecht wie frisches Vollkornbrot», sagt Lang. Derzeit produziert die Anlage pro Tag ein Tonne Dünger. Der Unternehmer hofft, dass Pferdehalter aus Nachbarorten dankbar sind, wenn er ihnen ein Entsorgungsproblem abnimmt. In einer Mischung aus den Namen Horse (dem englischen Wort für Pferd) und Technolit heißt der neue Dünger Horsit. «Die Pellets lösen sich nach vier bis sechs Wochen auf. Sie versorgen die Pflanzen nicht nur mit Nährstoffen, sie speichern auch Wasser und durchlüften den Boden», erklärt Mahr.
In die Vermarktung des neuen Produkts wollen die Geschäftsführer Wilhelm Lang und Christoph Mahr vor dem Beginn der Gartensaison im Frühjahr 2012 richtig einsteigen. Der Vier-Kilogramm-Eimer kostet knapp 15 Euro. (dpa/lhe)
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