Nach viel Regen im Frühjahr folgten im Mai und Juni sechs Wochen Trockenheit. Das hat bei Gerste deutliche Spuren hinterlassen. Die Bauern in MV - die größten Rapsanbauer bundesweit - rechnen höchstens mit einer Durchschnittsernte - noch gibt es aber einige Unbekannte. (c) proplanta
Bei der abgeernteten Gerste sei der Ertrag je nach Bodengüte sehr unterschiedlich ausgefallen, aber insgesamt nicht zufriedenstellend, sagte Detlef Kurreck, Präsident des Landesbauernverbandes MV, am Dienstag vor Journalisten in Chemnitz (Mecklenburgische Seenplatte). Dieser lag zwischen 60 und 90 Dezitonnen pro Hektar. Nun stehen Weizen, Roggen und Raps an, derzeit sei aber Druschpause wegen des durchwachsenen Wetters.
Man bange noch, ob die Erträge bei Weizen und Raps höher ausfallen. «Da heißt es hoffen», sagte Kurreck. Die Trockenphase sei leider gerade in die Kornbildungsphase gefallen. So habe sich der Raps weniger verzweigt als üblich und damit weniger Schoten. «Und was in der Schote drin ist, zeigt sich erst beim Dreschen.» Mit einer Anbaufläche von knapp 198.000 Hektar ist MV das mit Abstand größte Rapsanbaugebiet in Deutschland. 2022 kam ein Fünftel des Rapsertrages aus MV. Weizen und Gerste wachsen auf rund 400.000 Hektar Ackerfläche.
Die Getreidepreise seien nach dem Hoch vor einem Jahr nun wieder beim üblichen Niveau, sagte Toni Jaschinski, Geschäftsführer der Agrargesellschaft Chemnitz. So lag der Preis für Gerste vor einem Jahr bei 270 Euro pro Tonne, derzeit bei 170 Euro. Die Kosten der Landwirte, etwa für Dünger und Energie, seien aber weiter hoch. «Dieses Jahr hat gezeigt, wie wichtig gerade gute Böden sind», sagte Kurreck, der selbst einen Betrieb im Landkreis Rostock leitet. Deshalb dürfe der Anbau auf solchen Feldern nicht weiter durch Vorgaben wie Stilllegungsvorschriften oder Düngebeschränkungen beschränkt werden, kritisierte Kurreck. Landwirte müssen aus ökologischen Gründen etwa Blühstreifen an Äckern anlegen, auch auf solchen Böden, die besonders gut für die Nahrungsmittelproduktion geeignet sind.
Auch der immer wieder als Perspektive propagierte Ökolandbau sei derzeit keine Alternative, sagte der Bauernpräsident. So könnten viele Öko-Betriebe ihre Produkte im Augenblick - auch wegen der Inflation - nicht zu hohen Preisen absetzen und müssten sie zu konventionellen Preise abgeben. Da das ukrainische Getreide nun über Land vermarktet werden muss, rechnen die Bauern auch wieder mit steigenden Weltmarkt-Kornpreisen. Die Agrar- und Ernährungswirtschaft gilt mit rund 50.000 Beschäftigten als einer der wichtigsten Wirtschaftszweige im Nordosten.