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13.12.2008 | 09:05 | Weinbau 

Die Schwarzholzkrankheit, eine Gefahr für den Rebbau?

Nyon - Schwarzholz ist eine Vergilbungskrankheit der Rebe, die zu erheblichen Ernteausfällen führen kann.

Hyalesthes obsoletus
(c) ACW
Neue Ergebnisse der Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW zeigen, dass der Überträger der Krankheit in den meisten Rebbaugebieten der Schweiz vorkommt. Ausserdem scheint das Auftreten von Schwarzholz oft mit zwischen den Reben wachsenden Brennnesseln verknüpft zu sein.

In den 90er-Jahren konnte die Schwarzholzkrankheit (bois noir) zum ersten Mal im Wallis beobachtet werden. Heute kommt diese Vergilbungskrankheit in den meisten Schweizer Weinbaugebieten vor. Erreger sind zellwandlose Bakterien, sogenannte Phytoplasmen, welche nur im Innern von Pflanzen und Insekten überleben können. Bei erkrankten Rebstöcken rollen sich die Blätter nach unten ein und verfärben sich je nach Sorte gelb oder rot. Zusätzlich welken die Trauben vorzeitig und die Triebe verholzen nur teilweise. Auch wenn der wirtschaftliche Schaden von Schwarzholz in der Schweiz bislang als eher unbedeutend eingeschätzt wurde, ist das Lesegut befallener Reben von geringerer Quantität und Qualität. Ausserdem ist bei besonders anfälligen Sorten ein frühzeitiges Absterben der Rebstöcke zu beobachten.

Seit dem Auftreten der Goldgelben Vergilbung (flavescence dorée) im Tessin ist das Interesse der Praxis für Schwarzholz markant gestiegen. Die Goldgelbe Vergilbung ist eine meldepflichtige Quarantänekrankheit, die sich nur mittels Laboranalysen von Schwarzholz unterscheiden lässt. Da beide Vergilbungskrankheiten die selben Befallssymptome hervorrufen, besteht die Gefahr, dass schwarzholzerkrankte Reben ein erstes Auftreten der Goldgelben Vergilbung verdecken. Auch wenn keine von beiden direkt behandelt werden kann, so unterscheidet sich deren Bekämpfung je nach Region unseres Landes.

Südlich der Alpen, wo die Goldgelbe Vergilbung vorkommt, müssen sämtliche vergilbungserkrankten Rebstöcke sofort vernichtet werden. Dagegen wird nördlich der Alpen, wo bis anhin kein Goldgelber Vergilbungsbefall festgestellt werden konnte, das Ausreissen von schwarzholzerkrankten Reben nur empfohlen. Der Grund warum die Bekämpfung von Schwarzholz weniger streng gehandhabt wird, liegt im unterschiedlichen Ausbreitungsmechanismus der beiden Krankheiten. Die Goldgelbe Vergilbung wird von einer Kleinzikade (Scaphoideus titanus) übertragen, die ausschliesslich auf der Rebe lebt. Dagegen ist der Überträger von Schwarzholz eine Glasflügelzikade (Hyalesthes obsoletus), die vorwiegend auf Brennnesseln und Winden vorkommt.

Das mögliche Verdecken der Goldgelben Vergilbung und das häufigere Auftreten von Schwarzholz hat die Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW dazu veranlasst, sich eingehender mit der Schwarzholzkrankheit zu befassen. Seit diesem Frühjahr untersucht die ACW die Biologie und Verteilung des Überträgers der Schwarzholzkrankheit. In einer landesweiten Erhebung konnte gezeigt werden, dass der Überträger in den meisten Weinbaugebieten der Schweiz vorkommt.

Auch wenn sich Hyalesthes obsoletus von den verschiedensten Pflanzenarten ernähren kann, findet man sie in unserem Lande hauptsächlich auf Brennnesseln. Brennnesseln scheinen also eine zentrale Rolle für das Auftreten der Krankheit zu spielen. ACW wird daher die Bedeutung der Brennnessel für die Epidemiologie von Schwarzholz genauer untersuchen, um so bald wie möglich eine ausgewogene und nachhaltige Bekämpfungsstrategie vorschlagen zu können. (ACW)

 
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Schwarzholzerkrankte Rebe
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Hyalesthes obsoletus - Überträger von Schwarzholz
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