Man sei trotz erneuter Trockenheit vor allem im Frühjahr noch mit einem blauen Auge davongekommen, sagte der Vorstandsvorsitzende der
Agrargenossenschaft Nöbdenitz, Matthias Schnelle, der Deutschen Presse-Agentur. Größere Schwierigkeiten habe man mit dem Anbau von Pfefferminze gehabt.
«Pfefferminze braucht richtig viel Wasser», sagte Schnelle. Schon in den trockenen Jahren 2018 und 2019 sei die Ernte «brutal schlecht» ausgefallen. In diesem Jahr sei es besser gewesen, aber immer noch schlechter als in den Jahren vor 2018. In durchschnittlichen Jahren erziele man einen Ertrag von 5.000 bis 5.300 Kilogramm getrocknete Pfefferminze pro Hektar, in diesem Jahr rechne man mit 3.500 bis 4.000 Kilogramm Ertrag pro Hektar.
Auch der Landwirtschaftsbetrieb
Agrarprodukte Ludwigshof beklagte fehlender Niederschläge für den Pfefferminzanbau. «Jetzt im Herbst ist die Pfefferminze aber noch schön gewachsen. Wir sind bei der Ernte in den letzten Zügen», sagte der Vorstandsvorsitzende Gunnar Jungmichel.
Wichtiger als die Pfefferminze ist für beide Unternehmen eine andere klassische Arzneipflanze: die Kamille. Die
Agrarbetriebe gehören zu den bundesweit größten Produzenten von Kamille. Nach Angaben des Thüringer Agrarministeriums werden bundesweit auf etwa 10.000 Hektar Heilkräuter angebaut, in Thüringen waren es im Juni 2020 rund 991,55 Hektar. Davon entfielen rund 630 Hektar auf Kamille und 191,6 auf Pfefferminze.
«Durch die Trockenheit ist die Frühjahrskamille im Grunde gar nicht angewachsen», sagte Schnelle. Rund 30 Hektar, auf denen Kamille ausgesät war, habe sein
Betrieb daher wieder umgebrochen und stattdessen Mais auf dieser Fläche angebaut. Ähnlich sah es bei Agrarprodukte Ludwigshof: 100 Hektar, auf denen Kamille wachsen sollte, wurden mit Mais bestellt - weil der Kamille Anfang des Jahres der Regen zum Keimen und Anwachsen fehlte.
Allerdings entwickelte sich bei beiden Betrieben die im Herbst ausgesäte Kamille gut - und bildete klar den Löwenanteil der mit Kamille bestellten Flächen. «Die Herbstkamille hat sich sehr gut entwickelt und konnte vieles wieder auffangen», sagte Schnelle. Im Zehn-Jahres-Schnitt erziele sein Betrieb einen Ertrag von 425 Kilogramm Blüten pro Hektar, in diesem Jahr liege man bei 430 Kilogramm pro Hektar. Ähnlich äußerte sich Jungmichel. «Die Niederschläge die dann im Sommer kamen, haben der Kamille sehr geholfen», sagte er.
Geerntet wird die Kamille zwischen Ende Mai/Anfang Juni und Ende Juli/Anfang August. Meist werden nur die Blüten gepflückt - komplett maschinell. Bei der Pfefferminze ist nach Angaben der beiden Agrarbetriebe-Chefs deutlich mehr Handarbeit nötig.