Der für Europa maßgebliche Weizenfutures an der Pariser
Euronext zum Liefertermin November 2010 schloss am Montag dieser Woche nach 14-tägiger Talfahrt erstmalig seit 02.08.dieses Jahres mit EUR 199,25 pro t wieder unter der wichtigen 200-Euro-Marke und legte in neuerlichem Auf und Ab bis Donnerstag dieser Woche wieder auf EUR 208,- pro t zu. Auf das Kontrakt-Hoch von EUR 233,75 pro t am 20.09. fehlt allerdings noch ein gutes Stück. Der heimische Kassamarkt für Brotweizen machte in der abgelaufenen Woche bei sehr dünnem Geschäftsverlauf die scharfe Korrektur der internationalen Terminnotierungen zwar auch deutlich mit, aber nur in einem abgeschwächtem Ausmaß.
Am Mittwoch dieser Woche wurden an der Börse für Landwirtschaftliche Produkte in Wien die Preisbänder von Mahl-, Qualitäts- und Premiumweizen zwischen EUR 8,- und 9,50 pro t zurückgenommen, weisen aber zum europäischen Weizenfutures an der Euronext jetzt einen noch größeren positiven Abstand als zuvor auf.
Die heimischen Marktteilnehmer warten nach der Stillung des ersten Rohstoffhungers nach der Ernte nunmehr in Ruhe an den Seitenlinien ab, wie sich die mittlerweile wieder eingesetzte Erholung der Warenterminmärkte auf den physischen Markt auswirken wird. Jedenfalls hielten einige die scharfe Kurskorrektur der Terminmärkte für "überzogen und spekulativ", weil sich an den fundamentalen Marktdaten eigentlich nichts geändert hätte, und der Auslöser, die letzte Maislagerschätzung des US-Landwirtschaftsministeriums, auch mit einer gewissen Skepsis aufgenommen wurde.
EU-Exporte profitieren von Ausfuhrkontingentierung der Ukraine
Der Europäische
Getreidemarkt profitierte bei den fundamentalen Marktdaten diese Woche davon, dass die Ukraine gestern, Donnerstag, nach langem Hin und Her eine Kontingentierung ihrer Getreideexporte vorerst bis Jahresende bekannt gab. Über den Umfang der Quoten tätigten verschiedene Regierungsmitglieder widersprüchliche Aussagen. Landwirtschaftsminister Nikolai Prisjashnjuk sagte schließlich, nach dem Grundsatzbeschluss der Regierung werde das exakte Volumen der Quoten erst nächste Woche verabschiedet. Die gesamten Getreideausfuhren würden auf etwa 3 Mio. t begrenzt, wobei auf Gerste nicht mehr als 150.000 t und auf Weizen bis zu 1 Mio. t entfallen dürften.
Die Eu könnte davon insbesondere beim Gerstenexport profitieren.
Kanada senkt Ernteprognose - US-Maiserträge enttäuschen
Als weiters bullishes Moment interpretierten die Märkte diese Woche, dass Kanada dieser Tage seine Ernteprognose für 2010 neuerlich senkte. Hauptgrund ist die witterungsbedingte Verzögerung der Ernte. Zudem weist das kanadische Statistikamt darauf hin, dass die aktuelle Prognose auf einer
Umfrage in der ersten Septemberhälfte beruhe und die Auswirkungen von Frösten Ende September darin noch nicht berücksichtigt seien.
An Weizen schätzt das kanadische Statistikamt für 2010 eine Menge von 22,2 Mio. t (minus 17% gegenüber 2009), an Gerste knapp 8,3 Mio. t (minus 12% im Jahresvergleich) und Raps 10,4 Mio. t (minus 16%). Weiters erwartete der Markt am Freitag den neuesten Report des US-Landwirtschaftsministeriums
USDA, von dem angenommen wird, er revidiere die
Maisernte der Vereinigten Staaten nach unten. Bisher enttäuschten die Erträge in der zur Hälfte abgeschlossenen Maisernte die US-Farmer und es wird nicht damit gerechnet, dass die späteren Lagen bessere Erträge bringen. Damit konnten die US-Maisnotierungen den vorangegangenen Einbruch zuletzt wieder wettmachen.
EU-Weizenexport floriert trotz Euro-Stärke
Gleichzeitig exportiert die EU weiterhin zügig Getreide, obwohl die Abschwächung des US-Dollars und ein auf etwa USD 1,40 erstarkter Euro Ausfuhren aus dem Euro-Raum eigentlich teurer und weniger wettbewerbsfähig macht. Dennoch erteilte die
EU-Kommission in der abgelaufenen Woche Exportlizenzen für 480.000 t Weizen, womit sich die Ausfuhren 2010/11 auf 6,8 Mio. t summieren (selber Zeitraum 2009/10: 5,1 Mio. t), und für 118.000 t Gerste (Summe 2010/11: 1,5 Mio. t, 2009/10: 289.000 t). Auch für die USA lief diese Woche der Weizenexport mit über den Erwartungen liegenden 808.004 t gut. Hier hilft der schwächere Dollar. Dementsprechend konnten auch die
Weizennotierungen in Chicago (CBOT), Kansas und Minneapolis wieder Fuß fassen.
Roggen und Futtergetreide in Österreich stabil
Entgegen dem Brotweizen konnte sich an der Wiener Börse Mahlroggen, an dem im Inland aus der Ernte 2010 Mangel herrscht, fast stabil halten und zeigten Futterweizen sowie -gerste überhaupt keine Reaktion. Etwa abgekühlt hat sich auch die Hitze am Nassmaismarkt. Dem internationalen Markttrend folgend, gaben jedoch die Ölsaaten - Raps und Sonnenblumen - sowie Sojaschrot ebenfalls nach. (apa-ots)