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17.07.2016 | 12:30 | Getreidemarkt 

Getreideernte: Prognose, Exporte und Bedarf

Washington - Das amerikanische Landwirtschaftsministerium (USDA) hat seine Ernteprognose für das globale Weizenaufkommen 2016/17 nach oben korrigiert und erwartet nun die höchste Erntemenge aller Zeiten.

Getreidemarkt 2016
(c) proplanta
Die Washingtoner Experten sehen die weltweite Produktion für die laufende Saison jetzt bei insgesamt 738,5 Mio. t; das wären schätzungsweise 3,9 Mio. t Weizen mehr als im Vorjahr und 7,7 Mio. t mehr als die Prognosemenge vom Juni. Demnach würde der globale Weizenverbrauch, der sich laut USDA 2016/17 im Vergleich zum Vorjahr um 21,8 Mio. t auf 729,3 Mio. t erhöhen soll, zum vierten Mal in Folge hinter der Erzeugung zurückbleiben. Deshalb rechnet das Ministerium für die wichtigsten Exportländer - das sind die Europäische Union, die USA, die Schwarzmeerländer Russland und Ukraine sowie Argentinien, Australien, Kanada und Kasachstan - mit einer weiteren Aufstockung der Weizenbestände auf insgesamt gut 73 Mio. t.

Allein für das eigene Land erwarten die Experten dabei einen Zuwachs bis Ende Juni 2017 um 3,4 Mio. t auf insgesamt 30,1 Mio. t; das wäre der höchste Weizenendbestand in den USA seit 1987/88. Für die EU wird allerdings ein Rückgang um 1,3 Mio. t auf 17,4 Mio. t erwartet. Wie das USDA in seinem Bericht feststellte, sind die hohen Lagermengen der dominierenden Ausfuhrländer grundsätzlich für den Weltmarkt verfügbar und dürften deshalb die weitere Preisentwicklung maßgeblich beeinflussen. Angesichts des ohnehin schon gesättigten Marktes bewegen sich die Exportpreise den Experten zufolge zurzeit auf dem tiefsten Niveau der vergangenen sieben Jahre. Als derzeit wettbewerbsfähigste Anbieter identifiziert das Ministerium Exporteure aus der EU und den Schwarzmeerländern.

Chinesischer Weizenbedarf soll steigen

Trotz der erwarteten globalen Rekordernte an Weizen dürfte die Versorgungslage bei dieser Getreideart 2016/17 aber in etwa dem Vorjahresniveau entsprechen. So sollen sich die weltweiten Bestände im Rahmen der laufenden Kampagne unter dem Strich zwar um 9,2 Mio. t auf 253,7 Mio. t erhöhen. Mit dieser Rekordmenge könnte der für die Saison erwartete globale Weizenverbrauch rund 127 Tage lang gedeckt werden; das wäre aber nur etwa ein Tag mehr als im vergangenen Wirtschaftsjahr. Vor allem in China dürfte dem Bericht zufolge noch mehr Weizen als bisher eingelagert werden; die dortigen Bestände sollen bis Ende Juni 2017 um 15,7 Mio. t auf 112,5 Mio. t wachsen.

Damit senkten die Washingtoner Fachleute diese Voraussage allerdings um 5,5 Mio. t, denn sie rechnen jetzt mit einem deutlich höheren Weizenverbrauch. Die Bedarfsprognose hoben sie für das „Reich der Mitte“ um 6,5 Mio. t auf 117,0 Mio. t an; das wäre im Vorjahresvergleich ein Plus von 5,0 Mio. t. Als Grund für die Aufwärtskorrektur nannten die US-Experten vor allem den jetzt höher als bislang erwarteten chinesischen Einsatz an Futterweizen, was auch für die EU gelte. Für die Gemeinschaft erwartet das Agrarressort nun einen Gesamtbedarf von 129,3 Mio. t Weizen, nach 128,8 Mio. t im Vorjahr.

US-Weizenernte kommt zügig voran

Mit Blick auf die diesjährige Weizenernte rechnet das USDA vor allem für das eigene Land mit einem deutlichen Zuwachs im Vergleich zu 2015, nämlich um 5,7 Mio. t auf 61,5 Mio. t. Unterdessen sind die US-Farmer mit der laufenden Winterweizenernte bisher recht gut vorangekommen. Laut Angaben des Washingtoner Agrarressorts waren am letzten Sonntag (10.7.) insgesamt 66 % des Winterweizenareals gedroschen; das waren 4 Prozentpunkte mehr als zum Vorjahreszeitpunkt und 1 Prozentpunkt mehr als im Mittel der vergangenen fünf Jahre.

Außerdem wurden bei der amtlichen Bonitierung am selben Tag 70 % der Flächen mit Sommerweizen in den Hauptanbaugebieten in die Klassen „gut“ bis „hervorragend“ eingestuft; der Vorjahreswert hatte sich auf 71 % belaufen. Seine Vorhersage zur diesjährigen EU-Weizenernte korrigierte das US-Agrarressort indes um 1,0 Mio. t nach unten, und zwar auf 165,5 Mio. t. Dagegen wurden die Produktionsprognosen für China bei 130,0 Mio. t belassen und die für Russland und die Ukraine um jeweils 1 Mio. t auf den Rekord von 65,0 Mio. t beziehungsweise auf 25,0 Mio. t angehoben.

Exporterwartung für EU gesenkt

Im Hinblick auf den internationalen Weizenhandel einschließlich Weizenerzeugnisse wie Mehl rechnen die Washingtoner Experten im Vergleich zur Rekordmenge von 2015/16 mit einem Rückgang um 1,7 Mio. t auf 167,7 Mio. t. So soll die EU 2016/17 weniger Weizen exportieren als noch vor einem Monat erwartet.

Die Washingtoner Fachleute nahmen ihre betreffende Prognose um 1,5 Mio. t auf jetzt 34,0 Mio. t zurück, weil sich die Ernteaussichten in der EU verschlechtert haben. In der Saison 2015/16 war aus der Gemeinschaft allerdings weniger Weizen ausgeführt worden, nämlich schätzungsweise 33,0 Mio. t. Indes wurden vom US-Agrarressort die Weizenexporterwartungen für Russland um 0,5 Mio. t auf 25,5 Mio. t und die für die Ukraine um 1,0 Mio. t auf 12,5 Mio. t angehoben.

In der Kampagne 2015/16 exportierte Russland laut den Zahlen des US-Ministeriums 25,0 Mio. t Weizen, die Ukraine 17,0 Mio. t. Auch für das eigene Land korrigierten die Washingtoner Experten die Prognose um 0,5 Mio. t auf jetzt 25,5 Mio. t nach oben, verglichen mit exportierten 21,8 Mio. t im Vorjahr. Brasilianische Maisernte 2015/16 nach unten korrigiert Derweil veranschlagt das USDA die Welternte von Mais in der nach seinem Schema ab Oktober laufenden Kampagne 2016/17 jetzt auf 1,011 Mrd. t, womit die für 2015/16 geschätzte Menge um 51,0 Mio. t übertroffen würde.

Im Einzelnen rechnen die Fachleute mit einem Zuwachs im eigenen Land um 23,8 Mio. t auf 369,3 Mio. t. Als wichtigste Ursache nennen sie dafür die stärker als bisher erwartete Ausweitung des Anbaus. Auch in Brasilien soll die Produktion von Mais im Vermarktungsjahr 2016/17 mit 80,0 Mio. t spürbar größer ausfallen als 2015/16, und zwar um 10,0 Mio. t. Allerdings korrigierten die Washingtoner Experten ihre Schätzung für die brasilianische Maisernte 2015/16 mit Verweis auf widrige Witterungsbedingungen und die aktuelle landeseigene Statistik um 7,5 Mio. t nach unten. Für die EU wird für dieses Jahr mit einem Erzeugungsplus von 5,9 Mio. t auf 63,8 Mio. t gerechnet. Dagegen erwarten die Experten für China einen Rückgang der Maisproduktion um 6,6 Mio. t auf 218,0 Mio. t.

Globale Maiserzeugung wahrscheinlich über Bedarf

Dem voraussichtlich höheren globalen Maisaufkommen 2016/17 wird dem Bericht zufolge eine ebenfalls wachsende weltweite Nachfrage gegenüberstehen. Erwartet wird, dass der globale Maisverbrauch im Vergleich zum Vorjahr um 47,9 Mio. t auf 1,009 Mrd. t steigt. Dabei soll der Bedarf in den USA um 9,1 Mio. t auf 308,6 Mio. t zulegen und in China um 8,5 Mio. t auf 226 Mio. t. Da der globale Nachfragezuwachs aber nach der Vorhersage des USDA geringer ausfallen wird als die gleichzeitige Erntesteigerung, wird das für 2015/16 geschätzte weltweite Produktionsdefizit von 1,6 Mio. t rein rechnerisch durch einen Erzeugungsüberhang von 1,5 Mio. t im kommenden Vermarktungsjahr abgelöst.

In der Folge geht das Ministerrum von einer unter dem Strich stattfindenden Aufstockung der globalen Maisbestände bis Ende 2016/17 auf 208,4 Mio. t aus. Diese Menge würde - bezogen auf den prognostizierten Verbrauch von 1,009 Mrd. t - für 75 Tage reichen. Damit würde sich die Versorgungssituation etwas knapper darstellen als in der noch bis Ende September laufenden Kampagne, für die sich eine Kennzahl von 79 Tagen ergibt. Im Vergleich zu 2012/13 und 2013/14 wäre die Versorgung allerdings recht üppig: Seinerzeit hätte der Verbrauch durch die Lagerbestände lediglich 56 Tage beziehungsweise 68 Tage lang gedeckt werden können.

Weniger Mais aus Brasilien

Mit Blick auf den internationalen Handel mit Mais erwartet das USDA für 2016/17 einen Rückgang der Exporte gegenüber der laufenden Saison um 4,5 Mio. t auf 131,5 Mio. t. Vor allem die brasilianischen Ausfuhren sollen sinken, und zwar um12,5 Mio. t auf 20,5 Mio. t. Die Washingtoner Experten begründen diese Prognose unter anderem mit der kleiner als bislang erwarteten Maisernte 2015/16 in dem südamerikanischen Land. Dagegen sollen die US-Ausfuhren um 3,5 Mio. t auf 52,0 Mio. t steigen, unter anderem eben aufgrund der schwächeren brasilianischen Konkurrenz. Unterdessen sieht das USDA den Maisimportbedarf der EU jetzt bei 11,0 Mio. t; das wären 2,2 Mio. t weniger als im noch laufenden Vermarktungsjahr 2015/16. Als Ursache dafür nennen die Experten eine voraussichtlich zunehmende Verfütterung von Weizen und Gerste in der EU.

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Welt-Versorgungsbilanz für Weizen und Mais.
AgE
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