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02.08.2022 | 09:03 | Aktueller Rat Pflanzenschutz 

Jetzt auch in Bayern Erstnachweis der Samuraiwespe

Karlsruhe - Erstnachweis der Samuraiwespe, dem natürlichen Gegenspieler der Marmorierten Baumwanze in Bayern - damit nun Nachweise für Trissolcus japonicus mittlerweile in vier Bundesländern!

Samuraiwespe
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Samuraiwespe Männchen frisch geschlüpft. (c) Dr. O. Zimmermann LTZ Augustenberg
Auf einer Grünfläche der Messe München-Riem gelang Mitarbeitern des LTZ Augustenberg am 24. Juni 2022 ein Fund der Samuraiwespe Trissolcus japonicus. In der Anlage sind auffällig viele Trompetenbäume und Blauglockenbäume gepflanzt, die von der Marmorierten Baumwanze bevorzugt angeflogen werden.

Zusätzlich gelang Mitarbeitern der Hochschule Weihenstephan Triesdorf (HSWT) am 30. Juni ein weiterer Fund in Freising. Beide Funde wurden am LTZ mikroskopisch und molekulargenetisch bestimmt. Es handelt sich, nachdem die Marmorierte Baumwanze im Raum München die letzten beiden Jahre stark zugenommen hat, um die beiden ersten Nachweise ihres natürlichen Gegenspielers in Bayern.

Seit 2020 lief an der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) in Bayern ein erstes Projekt zur Beobachtung der Marmorierten Baumwanze Haylomorpha halys. Aufgrund von Millionenschäden an Obst und Gemüse in Tirol und in der Schweiz durch die aus Asien eingeschleppte Wanze haben Pflanzenschützer und Produzenten in Deutschland ein besonderes Auge sowohl auf den Schädling als auch seine natürlichen Gegenspieler, die ebenfalls mit nach Italien verschleppt wurden.

Insbesondere Projekte in Baden-Württemberg am LTZ Augustenberg in Karlsruhe und am KOB Bavendorf am Bodensee haben die Suche nach biologischen Lösungen für dieses Pflanzenschutzproblem zum Ziel. Ein bundesweites Kartierungsprojekt am LTZ wies die Besiedlung Deutschlands durch die Marmorierte Baumwanze vom Bodensee bis nach Hamburg im Herbst 2022 in nur 10 Jahren nach.

Der wichtigste Gegenspieler der Marmorierten Baumwanze, die Samuraiwespe Trissolcus japonicus wird seit 2019 nördlich der Alpen nachgewiesen und breitet sich seitdem stetig aus. 2019 in der Stadt Basel in der Schweiz und seit 2020 in Deutschland in Baden-Württemberg und Südhessen, schließlich 2021 in Rheinland-Pfalz und nun 2022 auch in Bayern. Damit ist dieses nützliche Insekt im Süden Deutschlands der schädlichen Wanze hinterher gewandert und nun weiträumig etabliert.

In München und Freising wurden die Schlupfwespen aus Nebenwirten isoliert, d.h. heimischen Wanzenarten, die von der Samuraiwespe in Ausnahmefällen parasitiert werden. Untersuchungen in der Schweiz und am LTZ Augustenberg weisen jedoch ihre hohe Präferenz für die Eier der Marmorierten Baumwanze nach. In anderen Eigelegen entwickeln sich diese Schlupfwespen schlecht und haben auch eine geringere Fitness. In der Gesamtbewertung der vorliegenden Daten ist der Nutzen durch die Samuraiwespe größer als ihre Nebenwirkungen. Heimische Wanzen werden in ihrem Bestand nicht gefährdet.

Einer kommerziellen Freisetzung, z.B. auch in Gewächshausbetrieben steht entgegen, dass aus Naturschutzsicht eine Etablierung der Samuraiwespe auch nach einer offensichtlichen Datenlage nicht anerkannt wird. Damit bleibt den betroffenen deutschen Produktionsbetrieben die biologische Bekämpfung der Marmorierten Baumwanze verwehrt. In Italien, der Schweiz und nun demnächst in Österreich ist dies unter Auflagen und wissenschaftlicher Beobachtung bereits der Fall.

Am LTZ Augustenberg und am KOB Bavendorf laufen zur Wanzenbekämpfung weitere Untersuchungen. In Bayern sind sie geplant. Die wirtschaftlichen Schäden durch die Marmorierte Baumwanze sind derzeit nicht regelmäßig wiederkehrend und werden daher in der Schadensbilanz für Deutschland insgesamt unterschätzt. Aus Nordrhein-Westfalen werden für 2022 Wanzenschäden bei einem Gemüseanbauer im sechsstelligen Bereich gemeldet. Es besteht also Handlungsbedarf angesichts der fortschreitenden Ausbreitung der invasiven Baumwanzen.

(Informationen des LTZ Augustenberg vom 29.07.2022)
LTZ Augustenberg
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