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22.09.2008 | 07:14 | Praxis-Tipps 

Körnermais feucht ins Silo

Dresden - Aktuell hohe Trocknungskosten und niedrige Getreide- bzw. Maispreise stellen die Körnermaistrocknung in Frage.

Körnermais feucht ins Silo
Körnermais darf in der Fütterung maximal 4-5 % teurer sein als Futtergerste. Körnermais hat zum Zeitpunkt der Ernte einen Trockenmassegehalt von 60 bis 75 %. Auch im unverdorbenen und frischen Zustand weisen die Körner einen hohen Besatz an Mikroorganismen auf.

Solange das Maiskorn lebt, sind 6 Millionen Bakterien, 40 Tausend Pilzkeime und 50 Tausend Hefen je g Korn noch nicht problematisch. Erst wenn die Zellwände ihren Schutz aufgeben, das Korn eine Feuchte über 14 % aufweist und Sauerstoff sowie Temperaturen über 15 °C das Maiskorn umgeben, bauen die Mikroorganismen die verfügbare Energie explosionsartig zu Kohlendioxid, Wasser und thermischer Energie ab.

In unseren Untersuchungen stiegen die Temperaturen von erntefrischem Körnermais mit einen Feuchtegehalt von 38 % und einer Temperatur zur Ernte von 20 °C innerhalb von 24 Stunden auf über 33°C an. Nach 4 Tagen waren bereits 51 °C im Stapel nachweisbar. Neben einem enormen Energieverlust, stieg der Feuchtegehalt um ca. 8 %-Punkte. Der Mais war bereits nach wenigen Tagen sensorisch verdorben.

Die Trocknung ist die bekannteste, sicherste, aber auch die teuerste Form der Konservierung von Feuchtmais. Die Kosten hängen vor allem vom TM Gehalt ab. Bei einem TM Gehalt von 35 % ist heute mit Trocknungskosten von fast 40 € je Tonne Originalsubstanz zu rechnen. Deshalb sind Verfahren der chemischen Konservierung oder der Silierung hoch im Kurs. Hier gibt es aus den letzten Jahren beste Erfahrungen.

Das traditionell beliebteste Verfahren ist die Säurekonservierung von ganzen feuchten Körnern. Für dieses Verfahren gibt es klare Vorgaben des Säureeinsatzes, die vom Trockenmassegehalt und der geplanten Lagerungsdauer abhängen. Bei 35 % Feuchtgehalt und 6 Monaten Lagerdauer werden zum Beispiel etwa 15 l Propionsäure je Tonne benötigt. Jede Erhöhung der Lagerdauer führt zu einem höheren Säureaufwand. Das Korn wird meist erst nach der Lagerung gemahlen, da für geschroteten Mais aufgrund der höheren Oberfläche der Säureaufwand weiter ansteigen würde.

Das seit wenigen Jahren auf dem Markt befindliche Verfahren der Feuchtmaissilierung in Folienschläuchen stellt eine überlegenswerte Alternative zur Säurekonservierung dar. Es kommt ohne umbauten Raum aus und ist kostengünstiger. Feuchtmais wird in einem Arbeitsgang in beliebiger Struktur gemahlen, mit Konservierungsmittel versetzt und in einen Folienschlauch eingelagert.

In Köllitscher Versuchen wurde Körnermais mit ca. 33 % Feuchte sowohl in Schütthaufen unter Dach konserviert als auch in Folienschläuchen siliert. Untersucht wurden die Futterwertveränderung sowie die Masseverluste. Die Konservierung erfolgte mit 2 handelsüblichen Präparaten in der Grundkombination Propionsäure + Natriumbenzoat bzw. Propionsäure + Ameisensäure. Die Dosierung wurde entsprechend der mitgelieferten Tabellen für einen Zeitraum von 2 Monaten eingestellt. Die Silierung erfolgte entweder ohne Siliermittel oder mit Zusatz eines biologischen Mittels auf Milchsäurebasis. Der Mais wurde unzerkleinert in einer Lagerhalle auf dem Boden gelagert bzw. mit einer Feuchtmaismühle zerkleinert und in Folienschläuchen einsiliert. Die Versuchsdauer betrug 2 Monate. Der Trockenmasseverlust wurde mit Hilfe von eingelegten Bilanznetzen ermittelt.

Das Ergebnis: Der Futterwertverlust vom frischen Erntegut bis zum Konservat bzw. zur Körnersilage war bei allen Varianten sehr gering. Es reagierte nur der Zuckergehalt. In den silierten Varianten, sank er um 50 - 65 %, was erwartungsgemäß mit der Milchsäuregärung zu begründen ist. Es spricht für die Wirkung der Konserviermittel, dass der Zuckerverlust unter aerober Lagerung des konservierten Körnermaises im Mittel nur 18 - 22 % betrug. Auch der Trockenmasseverlust bei den konservierten Varianten war mit ca. 4 % geringer als bei den silierten, wo die Verluste ohne Siliermittelzusatz 8,1 % und mit Siliermittelzusatz 6,8 % betrugen. Hier ist jedoch zu berücksichtigen, dass die konservierende Wirkung der chemischen Mittel dosierungs- und zeitabhängig ist.

Wenn man längere Zeit, z.B. von Ernte zu Ernte, füttern will, sollte man aus Kostengründen lieber silieren. Wer siliert darf keine Luft ran lassen. Wir haben nach 10-tägiger Silierdauer einen Folienschlauch geöffnet und den Körnermais ungeschützt gelagert. Die Temperatur stieg innerhalb von 4 Tagen um über 20 Grad an und der Trockenmasseverluste waren mit 21 % extrem hoch.

Die Kosten der Lohnarbeit zur Herstellung des sofort fütterungsfertigen Maises belaufen sich auf etwa 11 EURO je Tonne. Die Selbstkosten bei sehr hohen Jahrestonnagen  liegen bei etwa 8 EURO je Tonne. Vorteile des Verfahrens sind weiterhin die hohe Flexibilität und die niedrigen Investitionskosten. Da das Korn direkt vom Mähdrescher über den Anhänger in die Maschine gelangt gibt es bis zur hermetischen Lagerung im Folienschlauch keine Verschmutzungsmöglichkeiten mehr. Im UV stabilisierten Folienschlauch kann es bis zu 2 Jahren lagern, wenn es gegen Beschädigungen der Folie (z.B. durch Vögel, Schadnager) geschützt wird.

Quelle: Dr. Olaf Steinhöfel / LFL-Sachsen
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