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16.07.2008 | 20:06 | Getreideanbau 

Schleswig-Holstein: Anbaufläche für Getreide hat zugenommen

Kiel - Die Trockenheit im Frühsommer hinterlässt ihre Spuren. Regional wird es trockenheitsbedingt ein sehr differenziertes Ertrags- und Qualitätsbild geben.

Schleswig-Holstein: Anbaufläche für Getreide hat zugenommen
Darauf deuten die Ertragsmeldungen aus der schon Anfang Juli auf den leichten Standorten angelaufenen Wintergerstenernte hin“, teilte Hermann Früchtenicht, Präsident der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein auf der Erntepressekonferenz im Kreis Dithmarschen mit. Er betonte weiter: „ Letzendlich lässt sich die Getreide- und Rapsernte 2008 erst beurteilen, wenn die Parameter, Menge, Qualität und Preis bekannt sind. Das ist zum gegenwärtigem Zeitpunkt noch nicht abschließend möglich.


Erste Ergebnisse von der Wintergerste

Während auf den südlichen Geeststandorten Wintergerstenerträge von 35 bis 50 dt/ha bei völlig unzureichendem Hektolitergewicht gemeldet wurden, laufen jetzt auf den besseren Böden Wintergerstenerträge von über 75 dt/ha auf, die dann auch mit guter Kornqualität geerntet werden. Die Wintergerste hat wegen ihrer im Vegetationsverlauf schnelleren Entwicklung die Trockenheit im Mai zumindest auf den besseren Böden offensichtlich ausreichend verkraftet.

Beim Weizen ist die Voraussage zu möglichen Ertragseinbußen noch schwierig. Die deutlich flächiger ausgeprägten Trockennester in den oben genannten, von der Vorsommertrockenheit besonders betroffenen Regionen, werden voraussichtlich zu deutlichen Ertragsausfällen führen, während auf Böden mit ausreichendem Wasserhaltevermögen ähnlich der Wintergerste durchaus hohe Erträge möglich werden. Auch wird es trockenheitsbedingte Qualitätseinbußen geben. Während für den Proteingehalt aufgrund der hohen Strahlungsintensität in der Um- und Einlagerungsphase von Stickstoff in die Ähre gute Werte zu erwarten sind, werden in den von Trockenschäden gezeichneten Schlagteilen vor allem das Hektolitergewicht, und bei nasser Ernte die Fallzahl wegen der Überreife in diesen Bereichen leiden.

Die Winterweizenfläche hat um 23.000 ha und die Wintergerstenfläche um 6.000 ha zugenommen. Sollten die derzeit wechselhaften Witterungsbedingungen auch in der Winterweizenernte anhalten, ist mit einer weiteren Zunahme der jetzt schon erkennbaren Ertrags- und Qualitätsverluste, vor allem in den trockenheitsgeschädigten Beständen, zu rechnen.

 
Nasse Aussaat im Herbst 2007

Die Wintergetreide- und Rapsaussaat musste im Herbst 2007 bei größtenteils zu nassen Bodenbedingungen vorgenommen werden. Erst mit der ersten Oktoberdekade begannen die Böden hinreichend abzutrocknen. Die schwierige Bestellung und überdurchschnittliche Niederschläge im Januar und März sorgten für ein eher unzureichendes Wurzelwachstum bei Wintergetreide und Winterraps. Frühsaaten bei Wintergetreide waren nur in geringen Anteilen möglich, die Herbstbestellung war witterungsbedingt verzögert, und erstreckte sich bis in die letzte Oktoberdekade.

Der weitere Witterungsverlauf war von vom langjährigen Mittel abweichenden Extremen geprägt. So waren der Januar und Februar mit 4 Grad Celsius über dem langjährigen Mittel deutlich zu warm. Das brachte einerseits Vorteile für das notwendige Aufholen des Wachstumsrückstandes aus dem Herbst, hatte aber auch vor allem in den Wintergetreidebeständen einen erhöhten Befallsdruck mit pilzlichen Schaderregern zur Folge.

Der März brachte überdurchschnittliche Niederschläge, von denen zumindest auf den guten Böden die Bestände während der lang anhaltenden Vorsommertrockenheit von Anfang Mai bis Mitte Juni zehren mussten. In dieser Zeit waren die Temperaturen wieder über dem langjährigen Mittel, von Ende April bis Mitte Juni fielen in vielen Regionen Schleswig-Holsteins nur 10 bis 15 mm Regen. Hinzu kam eine überdurchschnittliche Sonneneinstrahlung, die die Bestände zusätzlich physiologisch belastete und den Trockenstress verstärkte, andererseits aber bei gerade noch ausreichender Wasserversorgung auf den besseren Böden für eine positive Ertragsbildung sorgte.
Positiv in dieser Zeit war der witterungsbedingt deutlich nachlassende Befallsdruck mit Pilzkrankheiten in den Getreidebeständen.


Vorsommertrockenheit

Dieser von Extremen geprägte Witterungsverlauf in der Vegetationsperiode 2007/2008 hat zu sehr differenzierten Trockenschäden im Getreide und Raps in einzelnen Regionen geführt, die die Ernte- und Qualitätserwartungen entsprechend dämpfen.
Während die besseren Böden in Nordfriesland, der südlichen Dithmarscher Marsch, auf Fehmarn, in Teilen Angeln und Schwansens (Küstennähe) und im Nordöstlichen Hügelland mit Einbußen aus der Trockenheit in Größenordnungen von 0 bis 20 Prozent rechnen müssen, liegen die Trockenschäden in den Getreide- und Rapsbeständen in Lauenburg, im Stormarner und Segeberger Bereich und auf der Vorgeest bei 20 bis 50 Prozent. Besonders betroffen sind die Sommergetreidebestände, die unmittelbar nach der Aussaat in ihrer Bestockungs-Wachstumsphase unter Wassermangel litten. Hier sind vor allem bei Hafer und Sommergerste erhebliche Ertrags- und Qualitätseinbußen vorprogrammiert.


Mehr Roggen angebaut

Winterroggen steht wieder auf knapp 30.000 ha im Lande. Sein Anbau hat sich damit gegenüber dem Vorjahr um 7.000 ha ausgedehnt, nachdem sich im Verlauf der letzten Jahre die Roggenanbaufläche wegen der schlechten Preis- und Marktentwicklung von über 30.000 ha auf 15.000 ha halbiert hatte. Die gestiegene Nachfrage nach Brotroggen, bei in den letzten Jahren preisbedingt rückläufigem Anbau, hat zu einer erfreulichen Preisentwicklung auf dem Roggenmarkt und wieder zu einer Anbauausdehnung geführt.

Da die Roggenblüte bei guten, trockenen Bedingungen erfolgte, ist derzeit kein qualitätsminderndes Mutterkorn in den Beständen zu ermitteln. Ertragseinbußen wird es auch beim Winterroggen auf stark trockenheitsgeschädigten Geeststandorten geben.
Wintertriticale steht als Futtergetreide nur noch auf ca. 9.000 ha im Anbau. Gegenüber dem Vorjahr ging die Anbaufläche weiter zurück.


Mehr Sommergetreide angebaut

Sommergetreide steht auf 25.000 ha der Ackerfläche im diesjährigen Anbau und hat damit im Anbauumfang zum Vorjahr um 5.000 ha zugenommen. Sommergerste nimmt davon 14.000 ha, Hafer 9.000 ha und Sommerweizen 2.000 ha an Anbaufläche ein.

Die Sommergetreidebestellung konnte witterungsbedingt erst in der zweiten Aprilhälfte abgeschlossen werden. Die ab Anfang Mai anhaltende Trockenheit hat die Sommergetreidebestände in ihrer Bestockungsphase erwischt, deutlich unterdurchschnittliche -Bestandesdichten und ein vorzeitiges Ährenschieben waren die Folge. Hier sind auf allen Standorten sowohl bei Sommergerste, Hafer und Sommerweizen erhebliche Ertragsminderungen im Vergleich zum langjährigen Mittel zu erwarten.

Auch die Qualität wird trockenheitsbedingt deutlich leiden. Bei Braugerste ist mit zu hohen Proteinwerten aufgrund der unterdurchschnittlichen Ertragserwartung und mit unzureichender Kornqualität (niedriger Vollgerstenanteil) zu rechnen. Die Hektolitergewichte und Korngrößen bei Hafer werden ebenfalls unterdurchschnittlich abschneiden, Schälmühlenqualität wird damit kaum erreicht. Bei Sommerweizen wird vor allem der Ertrag wegen der unzureichenden Bestandesdichten abfallen.


Raps: Ertragserwartungen unter Durchschnitt

Für Winterraps wird bei einer Anbaufläche von 95.000 ha in 2008 wegen der anhaltenden Maitrockenheit und der aus der schwierigen Herbstbestellung resultierenden unzureichenden Wurzelentwicklung ein eher unterdurchschnittliches Ertragsergebnis erwartet.
„Was wir jetzt brauchen, ist bei derzeit fortschreitender Abreife der Bestände umgehend gutes Erntewetter für die abzuschließende Bergung der Wintergerste und die sich unmittelbar anschließende Rapsernte, um auch in diesem Jahr bei einer vom Standort abhängigen sehr unterschiedlichen Ertragserwartung bei allen Mähdruschfrüchten doch noch eine qualitativ ausreichende Ernte einbringen zu können“, betonte Hermann Früchtenicht.


Dithmarschen typisch für Kohl und Kartoffeln

In der Region Dithmarschen befinden sich neben Getreide und Raps vor allem Schwerpunkte im Kartoffel- und Feldgemüseanbau:
Der Frühkartoffelanbau startete in diesem Frühjahr etwas später als in den Vorjahren. Erste Proberodungen zeigten einen Ertrag von ca. 30 Prozent unter dem langjährigen Mittel. Nur intensive Beregnung der Flächen brachte in dieser Reifegruppe einen normalen Ertrag.

Spätere Reifegruppen benötigen jetzt umgehend Niederschläge, da sonst die Knollenanzahl deutlich reduziert wird. Zurzeit gehen wir von einem Ertragsminus von ca. 25 Prozent zum langjährigen Mittel aus.


Freilandgemüse: Großteil in Dithmarschen

Die Gesamtanbaufläche für Freilandgemüse betrug in Schleswig-Holstein in 2007 6.300 ha, davon stehen 4.900 ha in Dithmarschen.
Für Weißkohl steigt aufgrund der positiven Preisentwicklung die Anbaufläche gegenüber dem Vorjahr (2.669 ha, davon 2.504 ha in Dithmarschen) leicht an, die Jungpflanzenanzuchtbetriebe sind ausverkauft. Die Lagerware ist bereits zu 99 Prozent geräumt.
Da die Anbauflächen witterungsbedingt erst im späten Frühjahr befahrbar waren, steht nur wenig Frühkohl auf den Feldern, mit einer entsprechenden positiven Preisentwicklung ist zu rechnen.
Von den 2007 in Schleswig-Holstein angebauten 450 ha Rotkohlflächen standen 427 ha in Dithmarschen. Die Anbaufläche bleibt 2008 unverändert.

Von den 2007 angebauten 1.431 ha Möhren standen 1.312 ha in Dithmarschen. Hier wird es 2008 wegen der unzureichenden Preise einen deutlichen Flächenrückgang auf rd. 1.200 ha geben.
Blumenkohl steht mit ca. 385 ha, Spargel mit ca. 300 ha im Anbau. (PD)
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