Die wichtigsten Qualitätsmerkmale der Braugerste sind Rohproteingehalt, Vollkornanteil und Ausputz. Als Richtgröße gilt ein Rohproteingehalt von maximal 11,5 %. Für diese Qualität werden in der Regel die vollen Preise gezahlt, bei Gehalten über 11,5 bis ca. 12,0 % erfolgen Preisabschläge. Partien mit noch höheren Rohproteingehalten sind mit Ausnahme von Jahren mit insgesamt geringem Braugerstenangebot nur noch als Futtergerste zu vermarkten. Jahre mit witterungsbedingten hohen Kornerträgen wie 2014 führen bei sonst ausreichender N-Düngung häufig zu relativ niedrigen Rohproteingehalten.
Zu hohe N-Düngergaben, eine unkontrollierte N-Nachwirkung aus Vorfrucht oder organischer Düngung oder eine zu späte N-Aufnahme können den Rohproteingehalt im Korn deutlich erhöhen. Eine suboptimale N-Düngung der Braugerste kann zwar mit größerer Sicherheit zu einem niedrigen Rohproteingehalt unter 11,5 % führen. Damit wird jedoch das Ertragspotential des Standortes oft nicht ausgeschöpft und auf Erlöse verzichtet.
N-Düngebedarfsermittlung nach dem SBA-SystemDer Basis-Sollwert für Sommerbraugerste unter Thüringer Standortbedingungen beträgt 90 kg N/ha, auf Böden im Thüringer Schiefergebirge mit Ackerzahl < 40 jedoch 100 kg N/ha. Der N-Bedarf errechnet sich aus dem N-Sollwert abzüglich des Nmin-Gehalts im Boden in 0 bis 60 cm Tiefe.
Auf Grundlage von 40 Feldversuchen seit 1993 wurden die aktuellen Richtwerte für die N-Düngung nach dem
SBA-System präzisiert.
Ohne N-Düngung erreichte die Sommergerste im Mittel einen Kornertrag von 42 dt/ha bei einem mittleren Rohproteingehalt von 10,2 %.
Die
Düngung nach SBA bewirkte einen Ertragsanstieg auf 56,8 dt/ha bei 11,0 % Rohprotein im Korn. Die
Erhöhung der N-Düngermenge um ca. 30 % (= 17 kg N/ha) hatte einen Mehrertrag von 1,5 dt/ha zur Folge. Gleichzeitig ist der mittlere Rohproteingehalt auf 11,5 % gestiegen.
Die um ca.
30 % reduzierte N-Gabe zog einen Ertragsabfall von 3,2 dt/ha im Vergleich zur SBA-Variante nach sich. Mit steigender N-Düngung nimmt der Anteil von Rohproteingehalten über 11,5 % zu sowie der Anteil unter 9,5 ab. In 15 % der Versuche war der angestrebte Rohproteingehalt von maximal 11,5 % bereits ohne N-Düngung überschritten. Die N-Düngung erhöhte das Risiko unerwünscht hoher Rohproteingehalte im Korn.
Bei Düngung nach SBA lag in 30 % der Versuche der RP-Gehalt über 11,5 %, bei Erhöhung der N-Gabe um 30 % sogar in 48 % der Versuche. Die Reduzierung der N-Gabe um 30 % hatte nur eine geringe Absenkung des RP-Gehaltes im Vergleich zur Variante Düngung nach SBA zur Folge. In einem Drittel der Versuch bewirkte die unterlassenen N-Düngung Rohproteingehalte unter 9,5 %.
Insgesamt übte die Jahreswirkung einen großen Einfluss auf die Braugerstenqualität aus. Eine generelle Erhöhung der N-Düngung aufgrund der Erfahrungen der besonderen Bedingungen des Jahres 2014 ist in der Regel nicht erforderlich, da dies das Risiko erhöhter Rohproteingehalte in sich birgt.
Quelle: Dr. Wilfried Zorn und Hubert Heß / TLL