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27.09.2021 | 00:02 | Verwechslungsgefahr? 

Streit um Antrag auf Anerkennung von Prošek-Weinen

Brüssel - Italienische Landwirtschaftsverbände haben eine mögliche Aufnahme kroatischer „Prošek“-Weine in das Register für traditionelle Begriffe deutlich kritisiert und eine Ablehnung des Antrags gefordert.

Schaumwein
Italienische Landwirtschaftsverbände fürchten Nachahmung der geschützten Bezeichnung Prosecco - Bedenken gegen kroatischen Antrag müssen von den Mitgliedstaaten innerhalb von zwei Monaten vorgebracht werden. (c) proplanta
Beklagt wird, dass mit der Bezeichnung „Prošek“ nichts anderes versucht werde als der geschützten Ursprungsbezeichnung (g.U.) für italienische Prosecco-Weine Marktanteile abzuringen. Wie eine Sprecherin der EU-Kommission gegenüber AGRA-EUROPE erklärte, erfolgte die Veröffentlichung des Antrags im EU-Amtsblatt am Mittwoch (22.9.).

Mit der Bekanntmachung des von Kroatien bereits im Dezember 2013 eingebrachten Antrags besteht nun für die anderen Mitgliedstaaten die Möglichkeit, Einspruch gegen die Anerkennung von „Prošek“ als traditionellen Begriff einzulegen. Dazu müssen binnen zwei Monaten bei der Europäischen Kommission entsprechende Vorwände eingehen. Die Kritik des italienischen Berufsstandes befeuern, dürfte auch, dass zuletzt der Export von Prosecco wieder deutlichen Aufwind erfahren hat.

So ist dieser in den ersten sechs Monaten 2021 laut Erhebungen des italienischen Statistikamtes (ISTAT) um 35 % im Vergleich zur Vorjahresperiode gewachsen. Der mitgliedsstärkste Landwirtschaftsverband Coldiretti zeigte sich empört über das Verfahren und wies auf ein jüngst vom Europäischen Gerichtshof (EuGH) verkündetes Urteil hin. In diesem hätten die Luxemburger Richter Produktbezeichnungen als unzulässig bezeichnet, sofern diese gezielt auf wohlbekannte und geschützte Produkte anspielten und dessen Bezeichnung für den Verbraucher irreführend sei.

Nur „einzig wahrer Prosecco“

Coldiretti-Präsident Ettore Prandini rief die Regierung in Rom zum Handeln auf, „um diesen potentiell skandalösen Entschluss, der den weltweit meistverkauften italienischen Wein hart treffen würde, zu verhindern“. Negative Folgen erwartet Prandini bei einer Anerkennung der kroatischen „Prošek“-Weine als traditionellen Begriff aber auch für die EU als Ganzes.

Sollte die Bezeichnung genehmigt werden, „wäre dies ein gefährlicher Präzedenzfall“, der die Position der Gemeinschaft auch bei der Verhandlung internationaler Handelsabkommen schwächen würde. Gerade gegenüber Drittstaaten komme es besonderes darauf an, den Begriff „Prosecco“ vor Imitaten zu schützen, beispielsweise vor australischen und argentinischen.

Der Verband der kleineren Landwirtschaftsbetriebe Cia bezeichnete eine mögliche Anerkennung des Begriffs „Prošek“ gar als „verrückt“. Er geht ebenfalls davon aus, dass dies den europäischen Produktbenennungen insgesamt schaden würde. Auch wenn Brüssel momentan darauf hinweise, es sei nur die vorgeschriebene Prozedur angewandt worden, könne nur gehofft werden, dass dem Antrag aus Kroatien nicht Folge geleistet werde. Cia betonte, der „einzig wahre Prosecco ist der, der auf unseren Anbaugebieten“ erzeugt werde.

Aus überreifen Trauben

Der Antrag aus Zagreb hat das Ziel, die Bezeichnung „Prošek“ für die Weine „Dalmatinska Zagora“, „Sjeverna Dalmacija“, „Srednja i Južna Dalmacija“ sowie „Dingač“, als g.U. einstufen zu lassen. Dabei handelt es sich der EU-Kommission zufolge um Weiß- und Rotweine aus überreifen und eingetrockneten Trauben. Die Farben der Weine reichten von dunkelgelb mit Altgoldschattierungen bis hin zu rötlich mit braunen Farbtönungen.

„Prošek“-Weine erhielten mit der Reifung durch oxidative Alterung gedämpfte Farbtöne. Ihr Duft werde als Aroma überreifer Früchte mit leichten holzigen Noten und leichtem Oxidationsaroma beschrieben. Der Geschmack zeichne sich, wie die Kommission weiter aus dem Antrag zitiert, durch seine Fülle aus, die sich zu einem erheblichen Teil aus dem hohen Gehalt an Restzuckern und in geringerem Maße aus Ethanol ergebe.
AgE
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