Vorsprung durch Wissen
schließen x
Suchbegriff
Rubrik
 Suchen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft

10.03.2015 | 11:00 | Aktueller Rat 

Tipps zur Stickstoff- und Schwefeldüngung

Dresden - Die Pflanzenbestände gingen 2014 meist gut entwickelt in den Winter, entwickelten sich jedoch bis Februar 2015 kaum weiter (außer Weizen-Spätsaaten, teilweise auch Wintergerste).

Düngebedarfsermittlung
(c) proplanta
Auf Grund dessen und der günstigen Witterungsbedingungen kann von einer guten Durchwurzelung des Bodens ausgegangen werden. Die Pflanzen konnten die im Boden verfügbaren Nährstoffe sehr gut aufnehmen.
Nach eher unterdurchschnittlichen Herbst-Niederschlägen (November!) mit sehr milden Temperaturen war der weitere Witterungsverlauf bis Ende Februar 2015 durch geringe Niederschläge (Februar!) und milde Temperaturen gekennzeichnet. Daher ist meist nur von einer geringen Verlagerung von Nitrat-Stickstoff und Schwefel aus dem durchwurzelbaren Horizont auszugehen, am ehesten auf leichten und durchlässigen Böden.

Auf dieser Grundlage kann aktuell mit durchschnittlichen Nmin-Gehalten von ca. 46,4 kg N/ha und Smin-Werten von ca. 42,7 kg S/ha (jeweils in 0 – 60 cm) gerechnet werden. Die Verhältnisse ähneln insgesamt denen des Vorjahres, die Nmin- und Smin-Werte liegen allerdings etwas höher. Mit steigender Bodenqualität und auf bindigeren Böden sind etwas höhere Werte zu erwarten. Erwartungsgemäß ist unter Winterraps, Wintergerste, aber auch Winterroggen mit geringeren Nmin-Werten zu rechnen, unter Winterweizen dagegen mit etwas höheren. Die Unterschiede sind allerdings weniger ausgeprägt als 2014. Die aktuellen Werte sind den Tabellen 1 bis 3 zu entnehmen. Die Daten wurden aus der umfangreichen Beprobung von Praxis-, Dauerbeobachtungs- und teilweise auch Versuchsflächen in Sachsen gewonnen.

Nach Düngeverordnung ist vor der Aufbringung wesentlicher N-Mengen der im Boden verfügbare Stickstoff auf jedem Schlag/Bewirtschaftungseinheit für den Zeitpunkt der Düngung, mindestens aber jährlich zu ermitteln (außer Dauergrünlandflächen). Dies kann erfolgen:

  • durch Untersuchung repräsentativer Proben,
  • nach Empfehlung der zuständigen Stelle (bzw. einer von dieser empfohlenen Beratungseinrichtung),
  • durch die Übernahme der Ergebnisse vergleichbarer Standorte oder
  • durch fachspezifische Berechnungs-/Schätzverfahren.

Auf Grund der starken Unterschiede in Abhängigkeit von Standort, Bewirtschaftung, Vorfrucht und organischer Düngung sind für die N-Düngebedarfsermittlung jedoch schlagspezifische Nmin-Untersuchungen unbedingt zu empfehlen. Die in den Tabellen 1 bis 3 aufgelistete jeweilige Spannweite der Probenanalysen (Minimal- und Maximalwerte) verdeutlichen dies eindrucksvoll. Die eigene Probenahme bietet die beste Gewähr für die Anpassung der N-Düngung an die jeweiligen Schlagspezifika. Bei längeren Zeiträumen zwischen Beprobung und Düngung (z. B. zum Mais) wird die N-Mineralisierung in diesem Zeitraum nicht erfasst, was zu überhöhten Düngungsempfehlungen führen kann. Die Probenahme sollte deshalb zeitnah zur Aufbringung der Düngemittel erfolgen.

Für die Bemessung der Andüngung sind neben den jeweiligen Nmin-Gehalten u. a. der Pflanzenzustand, die Bestandesentwicklung und die Ertragserwartung zu berücksichtigen. Auf Grund der Komplexität der Düngebedarfsermittlung ist die Verwendung des Programms BEFU zu empfehlen. Dies bietet die Gewähr für eine exakte, auf der Grundlage einer Vielzahl von regionalen Versuchsergebnissen beruhenden Düngungsempfehlung, die den jeweiligen Standortbedingungen gerecht wird.

Auch in diesem Jahre sind verbreitet üppige Rapsbestände zu verzeichnen, regional aber auch schwächere. Die Berücksichtigung der gewachsenen Biomasse bei der N-Düngebedarfsermittlung zu Raps sollte auf Grund der damit verbundenen schwankenden N-Aufnahme (< 50 bis weit mehr als 200 kg N/ha) eine Standardmaßnahme sein. Der Aufwand hierfür ist gering, der Nutzen hingegen beträchtlich.

Für die erste N-Gabe gilt der Vegetationsbeginn als optimaler Termin. Dieser kann derzeit noch nicht benannt werden. Für zeitige Applikationstermine und auf leichten Böden kann der Einsatz von stabilisierten N-Düngern als Option geprüft werden.

Auf Grund der aktuell weit entwickelten Getreidebestände können sich wie im Jahr 2014 vergleichsweise geringe Start-N-Gaben ergeben. Eine zu hohe Andüngung birgt hier die Gefahr zu üppiger Bestände. Die gute Durchwurzelung sichert zwar auch die Wasseraufnahme über die obere Bodenschicht hinaus, aber die Bodenwasservorräte sind aktuell teilweise nicht vollständig aufgefüllt. Zudem sichert eine verhaltene Andüngung eine bessere Bestandesführung mit der zweiten N-Gabe. Dabei ist, ebenso wie bei der dritten Gabe zu Getreide, unbedingt die Bestandesentwicklung zu berücksichtigen.

Der Schwefelbedarf gewinnt auch in Sachsen zunehmend an Bedeutung, in erster Linie auf leichten und flachgründigen Böden und zu Raps, aber auch Wintergetreide. Die Immissionen aus der Luft haben deutlich abgenommen. Als Orientierung zur Bemessung des S-Düngebedarfs können hier Smin-Werte genutzt werden. Grundvoraussetzung für die Erreichung der angestrebten Erträge ist eine optimale Gestaltung der weiteren Anbaubedingungen. Hier muss insbesondere auf die in Sachsen weiträumig und dabei insbesondere in Betrieben ohne oder mit wenig Tierhaltung zu geringen Gehalte an verfügbarem P, zunehmend aber auch K im Boden hingewiesen werden. Beproben Sie regelmäßig Ihre Flächen, incl. Erfassung des pH-Wertes.

Prinzipiell ist zu beachten, dass nach Düngeverordnung Düngemittel mit wesentlichem N- oder P-Gehalt nicht auf überschwemmte, wassergesättigte, gefrorene (durchgängig gefroren, im Tagesverlauf kein oberflächiges Auftauen) oder schneebedeckte (durchgängig > 5 cm) Böden aufgebracht werden dürfen. Desweiteren ist die Befahrbarkeit und damit die Vermeidung von Strukturschäden zu beachten. Hinweise zu Bodenfeuchte und Bodentemperatur aber auch eine Wetterprognose können unter www.agrarwetter.net abgerufen werden.

Die folgenden Tabellen zeigen die Ergebnisse der Beprobungen und Analysen von 500 sächsischen Dauertest-, Praxis- und Versuchsflächen im Februar 2015.

Tab. 1: Nmin-Werte auf sächsischen Dauertest-, Praxis- und Versuchsflächen im Februar 2015, gegliedert nach Fruchtart 

Bodenart Proben-
anzahl
Nmin-Gehalt (kg/ha 0 – 60 cm)
Mittelwert Minimum Maximum
S (Sand) 12 40 11 123
Sl (anlehmiger Sand) 49 32 11 102
lS (lehmiger Sand) 93 46 5 208
SL (stark lehmiger Sand) 101 44 5 140
sL (sandiger Lehm) 164 53 16 182
L (Lehm) 80 45 14 132


Tab. 2: Nmin-Werte auf sächsischen Dauertest-, Praxis- und Versuchsflächen im Februar 2015, gegliedert nach natürlicher Standorteinheit

Natürliche
Standorteinheit
Proben-
anzahl
Nmin-Gehalt (kg/ha 0 – 60 cm)
Mittelwert Minimum Maximum
Al 24 61 18 182
D 183 42 9 208
221 50 5 143
V 72 41 17 122


Tab. 3: Nmin-Werte auf sächsischen Dauertest-, Praxis- und Versuchsflächen im Februar 2015, gegliedert nach Bodenart

Fruchtart Proben-
anzahl
Nmin-Gehalt (kg/ha 0 – 60 cm)
Mittelwert Minimum Maximum
Winterraps 117 38 9 208
Wintergerste 92 40 5 90
Winterroggen 36 30 11 65
Triticale 28 52 20 125
Winterweizen 152 54 14 182
Brache 63 64 5 140

 

Quelle: Dr. Michael Grunert / LfULG Dresen

Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Weitere Artikel zum Thema

 Mais - Aussaat nur in warmen Boden!

 Tipps zur Unkrautbekämpfung in Zuckerrüben

 Pflanzenschutzmittel: Notfallzulassung für Anwendung in Winterraps erteilt

 Pflanzenschutzmittel: Notfallzulassung für Anwendung in Pflanzkartoffeln erteilt

 Zuckerrüben: Tipps zur Unkrautbekämpfung

  Kommentierte Artikel

 Jäger sehen dringenden Handlungsbedarf bei Umgang mit Wölfen

 Söder setzt sich gegen Verbrenner-Aus ab 2035 ein

 2023 war Jahr der Wetterextreme in Europa

 Wind- und Freiflächen-Solaranlagen: Niedersachsen führt Abgabe ein

 Keine Reduzierung beim Fleischkonsum durch Aufklärung

 Größter Solarpark von Rheinland-Pfalz eröffnet

 Gipfelerklärung der EU setzt auf Lockerungen für Landwirte

 Grundwasser in Bayern wird weniger

 Lindnerbräu - Hoch die Krüge!

 Mutmaßlicher Wolfsangriff - mehrere Schafe in Aurich getötet