Gleichzeitig steht die
Stickstoffdüngung im Sommer/Herbst in der Kritik, da die Gefahr besteht, dass bis Vegetationsende nicht von den Pflanzen aufgenommener Stickstoff über Winter Verlustprozessen unterliegt, insbesondere der Auswaschung. Gerade in dieser Periode ist es daher wichtig, die organische Düngung am Bedarf der Folgekultur auszurichten. Zu beachten ist, dass die N-Aufnahme vor Winter nur bei
Winterraps, Feldgras, gut entwickelten Zwischenfrüchten und
Wintergerste 50 kg N/ha erreicht. Winterroggen, -gerste und -triticale bleiben demgegenüber meist unter diesem Wert, Winterweizen deutlich darunter.
Bei der Düngebedarfsermittlung sind u.a. die Vorkultur und die Ausschöpfung ihrer N-Düngung, die hinterlassenen Ernterückstände und Koppelprodukte von Bedeutung. Mit ausreichender N-Bereitstellung aus dem Boden ist insbesondere nach Raps, Kartoffeln, Leguminosen und Mais sowie nach unterdurchschnittlichen Erträgen zu rechnen.
Langjährige organische Düngung, feucht-warme Witterung und intensive
Bodenbearbeitung wirken hier ebenfalls mobilisierend. Nach der Einarbeitung großer Getreidestrohmengen, bei schlechter Bodenstruktur und längeren Trockenphasen ist am ehesten mit N-Mangel zu rechnen. Unbedingt zu beachten ist die gesetzliche Obergrenze von max. 80 kg Gesamt-N/ha und 40 kg NH4-N/ha, letztere ist gerade bei Gärresten schnell erreicht. Bei der Ausbringung von
Gülle und insbesondere Gärresten ist unter sommerlichen Bedingungen auf eine verlustminimierende Applikation zu achten. Verfahren mit direkter Einarbeitung (Güllegrubber, -scheibenegge, strip-till), aber auch Schlitztechnik bieten hier die besten Chancen.
Bei oberflächiger Applikation auf unbestelltem
Ackerland müssen flüssige organische Düngemittel spätestens nach vier Stunden eingearbeitet sein. Zielstellung sollte jedoch eine deutlich schnellere Einarbeitung sein, da die gasförmigen N-Verluste insbesondere bei warmer und trockener Witterung erhebliche Ausmaße annehmen können.
Quelle: Dr. Michael Grunert / LfULG Dresden