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17.12.2017 | 11:00

USDA erwartet noch höhere globale Weizenlagerbestände

Washington - Das amerikanische Landwirtschaftsministerium (USDA) hat seine Prognose für die weltweiten Weizenlagerbestände zum Ende der Vermarktungssaison 2017/18 nach oben angepasst.

Weizenlager
(c) proplanta
So rechnen die Washingtoner Marktexperten laut ihrem am Dienstag (12.12.) veröffentlichten Bericht nun mit einer weltweiten Weizenlagermenge von 268,4 Mio. t; das sind 900.000 t mehr als das bisher erwartete Rekordvolumen. Damit würde die Vorjahresmenge um schätzungsweise 13,1 Mio. t oder mehr als 5 % übertroffen. Dabei sollen die chinesischen Weizensilos um zusätzliche 16,7 Mio. t gefüllt werden.

Die resultierende Lagermenge von 127,8 Mio t Weizen entspräche dann fast 48 % des globalen Volumens. Kräftig aufgestockt werden nach der Voraussage der US-Experten auch die russischen Reserven; diese sollen bis Ende 2017/18 im Vergleich zum Vorjahreszeitpunkt um 6 Mio. t auf 16,8 Mio. t Weizen wachsen. Für die Weizenvorräte der Europäischen Union wird unterdessen ein Plus von 1,3 Mio. t auf 12 Mio. t vorausgesagt.

Mit Blick auf die Entwicklung der globalen Versorgung mit Weizen bestätigen die neuen USDA-Daten die bislang sehr optimistischen Aussichten. So würden die globalen Lagerbestände 2017/18 - bezogen auf den prognostizierten Verbrauch von 742,1 Mio. t - für 132 Tage reichen; das wären sechs Tage mehr als im Vorjahr. Der betreffende Durchschnitt für die vergangenen vier Jahre würde sogar um 16 Tage übertroffen.

US-Weizenversorgung etwas weniger üppig

Derweil dürfte sich für die USA eine im Vorjahresvergleich weniger komfortablere Lage ergeben, denn dort sollen die Weizenbestände im Zuge der laufenden Kampagne um 6 Mio. t auf 26,1 Mio. t abgebaut werden. Damit könnte der für die Saison erwartete Weizen einschließlich der voraussichtlichen Exporte rund 168 Tage lang gedeckt werden; dies wären 24 Tage weniger als im vergangenen Wirtschaftsjahr. Dagegen zeichnet sich für die EU bei gleicher Rechnung ein Anstieg um drei Tage auf 28 Tage ab. Der voraussichtlich positiven weltweiten Lagerbestandsentwicklung liegt die USDA-Prognose für die globale Ernte 2017/18 von 755,2 Mio. t Weizen zugrunde; vor einem Monat waren hier noch 3,2 Mio. t weniger erwartet worden. Infolge dieser Aufwärtskorrektur würde die Vorjahresrekordmenge um 1,6 Mio. t oder fast 1 % übertroffen.

Russland erntet mindestens 83 Millionen Tonnen

Im Einzelnen passte das Washingtoner Ministerium seine Produktionsprognosen für die Europäische Union um 1Mio t nach oben an und für Kanada sogar um 3 Mio. t. Die betreffenden Weizenaufkommen werden nun auf 152,5 Mio. t beziehungsweise 30 Mio. t veranschlagt. Durch diese Zuwächse sollen voraussichtlich rückläufige Ernten in Brasilien, Südafrika und dem Jemen in der Summe mehr als ausgeglichen werden. Die optimistischere Einschätzung für die Europäische Union begründet das USDA mit Zuwächsen in Rumänien, Polen, Lettland und Bulgarien. Für Australien erwarten die Washingtoner Experten jetzt - wie im November - eine Weizenernte von 21,5 Mio. t; das wären allerdings fast 36 Mio. t weniger als 2016/17.

Ähnlich pessimistisch ist das Australische Amt für die Land- und Rohstoffwirtschaft (ABARES) in Canberra, das die diesjährige Weizenerzeugung im eigenen Land auf 20,3 Mio. t veranschlagt.  Auch für Russland änderte das US-Ministerium seine Vorhersage nicht; wie im November wird hier ein Rekord von 83 Mio. t Weizen erwartet, nach „nur“ 72,5 Mio. t im Vorjahr. Das Moskauer Landwirtschaftsministerium veranschlagte die Weizenernte im eigenen Land am Dienstag (12.12.) - also am Tag der Veröffentlichung des USDA Berichts - sogar auf 88,1 Mio. t Weizen.

Globaler Produktionsüberhang soll schrumpfen

Dem voraussichtlichen globalen Spitzenaufkommen an Weizen in der laufenden Vermarktungssaison wird den Washingtoner Fachleuten zufolge eine ebenfalls wachsende weltweite Nachfrage gegenüberstehen. Erwartet wird, dass der betreffende Verbrauch im Vergleich zum Vorjahr um 2,4 Mio. t auf 742,1Mio. t steigt. Dabei soll der Bedarf in Russland um 4Mio t auf 44,0 Mio. t zunehmen. Für Indien rechnen die Experten immerhin mit einem Nachfrageplus von 2,9 Mio. t auf glatt 100 Mio. t Weizen. Gleichzeitig soll der Bedarf in der EU um 800 000 t auf 128,8 Mio. t Weizen steigen.

Da der Anstieg der globalen Nachfrage aber nach der Vorhersage des USDA geringer ausfallen wird als der gleichzeitige Erntezuwachs, verringert sich der für das Ende der Saison 2016/17 geschätzte weltweite Produktionsüberhang zum Ende des aktuellen Vermarktungsjahres im Vergleich zum Vorjahreszeitpunkt um 800 000 t Weizen auf 13,1 Mio. t.

Türkei weltgrößter Weizenmehlexporteur

Ein besonderes Augenmerk richtet der USDA-Getreidebericht auf den Weizenmarkt im Nahen Osten. Dort sei nämlich der Verbrauch in den vergangenen zehn Jahren um mehr als 20 % gestiegen, schreiben die Experten. Die US-Beamten begründen diese Entwicklung vor allem mit der steigenden Bevölkerungszahl im Iran, im Irak, in Saudi-Arabien und im Jemen. Auch in Jordanien und dem Libanon sei der Weizenkonsum kräftig gestiegen, weil sich dort Millionen von Flüchtlingen aus dem benachbarten Syrien angesiedelt hätten.  Den Washingtoner Marktfachleuten zufolge konnte die Weizenerzeugung im Mittleren Osten mit diesem kräftigen Bedarfszuwachs nicht mithalten. So wird für die laufende Saison ein Angebotsdefizit von 19,6 Mio. t Weizen prognostiziert.

Die Importe der Region sieht das US-Ministerium für 2017/18 sogar bei 24,0 Mio. t; das wäre doppelt so viel wie vor einer Dekade. Etwa die Hälfte dieses Nachfragewachstums am Weltmarkt soll auf Saudi-Arabien und die Türkei entfallen. So haben die Saudis laut USDA die Weizenerzeugung im eigenen Land heruntergefahren, um ihre Wasserressourcen zu schonen. Gleichzeitig führt die Türkei laut USDA Weizen zollfrei ein, um diesen im eigenen Land zu mahlen und anschließend zu exportieren. Mittlerweile sei die Türkei der größte Weizenmehlanbieter am Weltmarkt.

EU-Weizen dürfte wettbewerbsfähiger werden

Wie das US-Agrarressort mit Blick auf den internationalen Handel mit Weizen ausführt, ist für die laufende Saison mit einem Zuwachs des Handelsvolumens auf einen Rekord von 183,8 Mio. t zu rechnen. Am deutlichsten angehoben wurde zuletzt die Exportprognose für Kanada, und zwar um 1 Mio. t auf 22 Mio. t Weizen.

Wegen der scharfen Konkurrenz des nordamerikanischen Nachbarn am Weltmarkt und der schleppenden Verschiffungen von US-Ware korrigierten die Washingtoner Fachleute aber ihre Voraussage für die Weizenausfuhren aus dem eigenen Land um 500 000 t auf jetzt 26 Mio. t nach unten; das wären 3,5 Mio. t weniger als 2016/17. Dagegen wurde die Voraussage für die russischen Weizenausfuhren um denselben Betrag auf 33,5 Mio. t nach oben angepasst, um dem dort flott laufenden Hafenumschlag Rechnung zu tragen. Damit würde die Vorjahresmenge um 5,7 Mio. t Weizen übertroffen, womit Russland die USA von der Spitze der größten Weizenlieferanten am Weltmarkt verdrängen würde.

Auf dem zweiten Platz sehen die US-Beamten allerdings die EU mit einer Ausfuhrmenge von voraussichtlich 28,5 Mio. t Weizen. Obwohl die Verschiffung von EU-Ware zuletzt eher schleppend verlaufen ist, rechnet das USDA mit einer Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit dieser Herkünfte im weiteren Verlauf des Wirtschaftsjahres 2017/18.

Chicago-Weizenfuture erreicht Laufzeittief

An den Warenterminbörsen in den USA und in Europa waren die neuen USDA-Daten offensichtlich bereits eingepreist, sodass sich die Kurse nach der Veröffentlichung des betreffenden Berichts zunächst kaum vom Fleck bewegten. Allerdings markierte der Märzkontrakt auf Winterweizen an der Chicagoer Börse im Handelsverlauf zunächst ein neues Laufzeittief bei 4,11 $/bu (128 Euro/t). Bis zum Donnerstagmorgen gegen 4.00 Uhr Ortszeit erholte sich der Future allerdings auf 4,17 $/bu (130 Euro/t); gegenüber dem Eröffnungskurs am Morgen vor der Veröffentlichung des USDA-Berichts war das ein Plus von 0,9 %. Analysten begründeten die freundliche Tendenz unter anderem mit ungünstigen Witterungsbedingungen in wichtigen US-Anbaugebieten. Gleichzeitig verbilligte sich der betreffende Termin für Weizen an der Pariser Matif um 0,5 % auf 160,25 Euro/t.

Umrechnungskurs: 1 $ = 0,8477 Euro
 

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