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30.03.2019 | 12:15 | Spargelsaison 

Wann gibt es den ersten erschwinglichen Spargel?

Schwerin - In Brandenburg ist der erste Spargel schon gestochen worden, in Mecklenburg-Vorpommern müssen sich Fans des Edelgemüses noch gedulden: Frühestens Mitte April sei es so weit, sagt Yvonne von Laer vom Hof «Mecklenburger Frische» bei Güstrow.

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Wann gibt es den ersten Spargel? Diese Frage stellt sich für viele, sobald der Frühling beginnt. Doch sie ist in diesem Jahr nicht einfach zu beantworten. (c) proplanta
Weiter östlich, auf dem Spargel- und Kartoffelhof von Hartmut Kussmann in Demmin, wird der Erntestart etwa eine Woche vor dem 1. Mai erwartet - «wenn die Witterung so bleibt», sagte er in einer Umfrage der Deutschen Presse-Agentur.

Andere Bauern wollen sich nicht festlegen. Der Grund: Durch den extrem heißen Sommer 2018 haben die Pflanzen stark gelitten, sagten sie. Spargelpflanzen regenerieren sich normalerweise nach der Ernte und benötigen Regen, um ins Kraut zu schießen und wieder Energie zu sammeln. Dafür habe es im vergangenen Jahr aber zu wenig Wasser gegeben, sagte Rudi Denissen vom Hof Denissen in Wöbbelin.

«Diese Kombination aus einer starken Ernte 2018 und der extremen Trockenheit habe ich noch nie erlebt.» Denissen erwartet für dieses Jahr einen deutlichen Rückgang der Erntemenge. Sein Unternehmen baut südlich von Schwerin auf etwa 60 Hektar Spargel an und ist damit größter Produzent im Land. Stefan Gast vom Spargelhof Gast in Wittendörp (Landkreis Ludwigslust-Parchim) sagte: «Wir können noch nicht sagen, ob wir den Wasserbedarf der Pflanzen durch zusätzliche Bewässerung kompensieren konnten. Wir stehen vor einer Situation, die wir objektiv nicht einschätzen können.»

In diesem Jahr wird laut Agrarministerium voraussichtlich auf 200 Hektar Spargel geerntet - das sind 26 Hektar mehr als im Jahr zuvor. Damit ist der Nordosten im bundesweiten Vergleich ein eher kleines Anbaugebiet. Deutschlands Spargel-Spitzenreiter Niedersachsen baute nach Angaben des Bundesministeriums für Landwirtschaft im Jahr 2018 auf 5.100 Hektar an und erntete 26.500 Tonnen Spargel.

Im Nordosten war der Spargelanbau nach Angaben des Schweriner Ministeriums in den vergangenen Jahren kontinuierlich zurückgegangen. Tiefpunkt sei das Jahr 2017 gewesen, in dem nur auf 153 Hektar Spargel angebaut wurde, sagte Sprecherin Eva Klaußner-Ziebarth. Allein durch die Stilllegung eines Spargelanbaubetriebs bei Neubrandenburg habe sich das Anbaugebiet um 40 Hektar verringert.

Von Laer vom Hof «Mecklenburger Frische» hofft auf ein besseres Jahr als 2018, in dem die Ernte eine «ziemliche Katastrophe» gewesen sei. Kussmann vom Spargel- und Kartoffelhof in Demmin rechnet mit einer normalen Ernte. Das seien für ihn 30 bis 40 Tonnen, sagte er.

Die Spargelbauern in Mecklenburg-Vorpommern bewirtschaften ihre Pflanzen mit Folienabdeckung. Da Spargel erst ab einer Temperatur von zehn bis zwölf Grad wächst, leiten einige Spargelbauern in anderen Bundesländern warmes Wasser via Kunststoffleitungen durch die Felder und heizen so das Erdreich auf.

Bauer Denissen aus Wöbbelin hat zwar in der Vergangenheit solche Heizvorrichtungen benutzt, ist aber inzwischen davon abgekommen: Das sei viel Arbeit und unwirtschaftlich, sagte er. «Wir benutzen nur Petrus und seine Sonne», sagte auch von Laer. Für den besonders frühen, teuren Spargel von beheizten Feldern gebe es im Nordosten keinen Markt.

Auf den Erzeugern liege ohnehin ein enormer Kostendruck, sagte Rolf Hornig von der LMS Agrarberatung. Er rechnet damit, dass die Zahl der Spargelbetriebe abnehmen, die Produktionsfläche aber gleich bleiben wird. Hier sei der Mindestlohn ein Generalthema, wie in allen Bereichen, in denen es noch sehr viel Handarbeit gebe, sagte er. Der Mindestlohn beträgt in diesem Jahr 9,19 Euro pro Stunde.

Es werde immer schwieriger, Saisonarbeiter zu finden, sagte Kussmann, der in diesem Jahr 16 Leute auf etwa zehn Hektar Anbaufläche beschäftigen will. Kamen früher die Spargelstecher so regelmäßig aus Polen wie die Spargelzeit begann, kommen die Arbeiter inzwischen aus ganz Osteuropa: «In Polen brummt die Wirtschaft», erklärte von Laer.

Außerdem sei in anderen westeuropäischen Ländern das Lohnniveau oft höher und die Leute könnten dort ganzjährig beschäftigt werden, so dass Mecklenburg-Vorpommern da nicht interessant sei. Für sie arbeiteten in diesem Jahr 70 bis 80 Leute, darunter Menschen aus Usbekistan und der Mongolei.

Der Hof Denissen will 60 bis 80 Saisonarbeiter beschäftigen, unter anderem Rumänen, Bulgaren und Studenten aus der Ukraine. Beim Spargelhof Gast hingegen arbeiten ausschließlich polnische Kräfte. Trotz allen Wandels bleibt aber eines gleich: Schluss mit der Spargelernte ist am Johannistag am 24. Juni.
dpa/mv
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