Während des Sommers haben sie die reifenden Trauben unterschiedlich stark beschnitten. Ihr Ziel: Herauszufinden, ob die Weinqualität in den übrigen Trauben dadurch steigt. Das Projekt ist Teil des Angebots Studium 3.0/Humboldt reloaded, bei dem die Universität
Hohenheim Studierende bereits im Bachelor-Studium eigene Forschungsfragen bearbeiten lässt. Wer selbst einmal Weine der Universität Hohenheim kosten und kaufen will, hat dazu von 12. bis 14. Dezember im Schlosskeller der Universität Gelegenheit.
Der Universitäts-Weinberg ist ein wenig bekanntes Kleinod auf dem historischen Universitäts-Campus. Nur einen halben Hang groß drängen sich hier über 200 Rebsorten auf 2,2 Hektar südlich von Schloss Hohenheim.
Neben den bekannten Sorten wie dem „Bacchus“ oder dem Schwarzriesling gibt es aber auch seltene Rebsorten wie Villaris, Reberger, Regent, Helios oder Merzling, die wohl nur den Kennern unter den Weinliebhabern bekannt sein werden.
Reberger ist der Erste
In diesem Jahr mussten die Akademiker ihre Weinlese mehrfach verschieben, erklärt Dr. Nikolaus Merkt vom Fachgebiet Weinbau der Universität Hohenheim. Das nass-kalte Wetter der letzten Wochen mit wenig Sonne habe die Weinlese auf dem Hohenheimer Weinberg immer wieder hinausgezögert.
Der Reberger als frühreife Rebensorte wird am Mittwoch, 9. Oktober, als erstes gelesen. Insgesamt sollen die zehn Helfer an zehn Lesetagen alle Trauben eingesammelt haben. Neben Studenten und Fachgebietsleitern werden auch langjährige Weinfreunde und -förderer zusammenkommen, damit die Ernte so schnell und effektiv wie möglich eingeholt werden kann.
„Humboldt-Wein“ muss den Geschmackstest bestehen
Darunter sind fünf Studierende, die sich von der Ernte auch Antworten auf eine besondere Frage erhoffen: wie sehr steigt die Qualität des Weines, wenn ein Teil der Trauben bereits im August entfernt und der Ertrag so reduziert wird.
Im Rahmen des Universitätsprojekts Humboldt reloaded, das Studierenden eigene Forschung ermöglicht, wurden Einzelstöcke ausgewählt, die sich in Aussehen und Größe gleichen. Ein Trieb einer Rebe trägt zwei bis drei Trauben. Um nun nach der Menge-Güte Regel – mit sinkendem Ertrag steigt die Qualität – die Qualitätszunahme zu messen, wurden immer drei vergleichbare Triebe ausgewählt. Beim ersten Trieb wurden alle Trauben bis auf eine entfernt, beim zweiten alle bis auf zwei, beim dritten keine. Durch die Reduzierung des Ertrages soll in den Trauben, die alleine am Trieb hängen, der Zucker-, Extrakt- und Aromagehalt und somit auch die Qualität steigen.
Die eigentliche Geschmacksprobe wird im Januar folgen, bis Dezember 2014 ist er in Flaschen abgefüllt und kann beim Weinverkauf im Hohenheimer Schloss gekauft werden.
Hoffnung liegt auf Oktobersonne
Generell ist Dr. Nikolaus Merkt, Institut für Kulturpflanzenwissenschaften mit Blick auf den Jahrgang 2013 jedoch skeptisch. „Für die Qualität der Traube ist das September- und Oktoberwetter ausschlaggebend. Der September hat nur wenig zur Qualitätsbildung beigetragen. Es ist fraglich, ob der Oktober reicht, um wenigstens eine durchschnittliche Qualität zu erreichen.
Weinforschung an der Universität Hohenheim
Neben Weinqualität erforscht die Universität Hohenheim in ihrem Weinberg auch weitere sehr konkrete Fragen wie Auswirkungen des Klimawandels oder Schädlingsresistenzen. Außerdem Grundlagenforschung zu Stoffwechselphysiologie, Wachstums- und Ertragsbildungsprozessen. (Pd)