«Nachdem sich die Lesezeitpunkte in den vergangenen Jahren immer weiter nach vorne verschoben haben, nehmen auch die warmen Tage während der Weinlese zu», sagte Ernst Büscher vom
Deutschen Weininstitut. Der diesjährige September werde mit seinen konstant hohen Temperaturen bis zu mehr als 30 Grad sicher wieder zu den wärmsten seit jeher zählen. «Zuletzt hatten wir 2016 einen der heißesten September.»
Je früher die Lesetermine liegen, desto wichtiger werde es, die Lese in den frühen Morgenstunden zu starten - um die Trauben möglichst kühl ins Haus zu bekommen. «Denn Kühlung ist sehr energieaufwendig und entsprechend teuer. Weil es nicht immer möglich ist, alle Trauben so früh zu lesen und weil Trauben auch öfter länger auf der Maische ihr Aroma entfalten sollen, gehören Kühlanlagen dennoch bei vielen
Weinerzeugern mittlerweile zur Standardausrüstung», sagte Büscher.
Ähnlich sieht es etwa der Winzer Reiner Bossert aus dem pfälzischen Neustadt-Duttweiler. «Früher war das überhaupt kein Thema. Früher fand die Hauptlese erst im Oktober statt, aber in den vergangenen Jahren waren wir meistens bis zum 3. Oktober schon fertig. Es ist ein relativ neues Phänomen», sagte er der Deutschen Presse-Agentur bei einer Nachtlese. Bei dem Einsatz erntete Bossert auf etwa 1,3 Hektar Trauben der Sorte
Müller-Thurgau. Insgesamt besitzt er 50 Hektar.
«Wir wollen während der Gärung die Temperatur möglichst bei unter 20 Grad halten. Wenn wir die Trauben aber schon mit 30 Grad lesen, wird es schwierig, sie schnell genug zu kühlen, bis die Gärung fertig ist», betonte Bossert. «Man müsste riesige Energie hineinstecken.»