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18.10.2020 | 01:58 | Weizenpreise 

Weizennotierungen an der Matif legen weiter zu

Paris / Washington - An der Pariser Börse Matif hat der Kurs des Weizenfutures mit Fälligkeit im Dezember 2020 seinen Mitte August gestarteten Aufwärtstrend in dieser Woche fortgesetzt und ein neues Mehrjahreshoch erreicht.

Weizen-Kurse Matif
Dezemberfuture 2020 erreicht Mehrjahreshoch - Trockenheit in US-Anbaugebieten und in Schwarzmeerregion - USDA korrigiert Prognose für Weltweizenernte 2020/21 auf 773 Millionen Tonnen nach oben - Russische Produktion auf 83 Millionen Tonnen veranschlagt - Weltweizenverbrauch 2020/21 wohl etwas höher als im Vorjahr - Zweitgrößte russische Weizenausfuhr erwartet - Globale Lagerendbestände 2020/21 auf Rekordniveau gesehen. (c) proplanta
Am Dienstag dieser Woche (13.10.) gegen 16.00 Uhr wurde der betreffende Kontrakt für 203 Euro/t gehandelt; das war der höchste Kurs seit Dezember 2018. Im Vergleich zum Eröffnungskurs tags zuvor bedeutete das ein Plus von 3,25 Euro/t oder 1,6 %.

Auch der Future mit Fälligkeit im Dezember 2021 legte zu, und zwar auf 192 Euro/t. Marktanalysten begründeten die positive Tendenz zum Wochenstart mit Trockenheit in wichtigen Weizenanbaugebieten der USA und der Schwarzmeerregion.

Weitgehend unbeeindruckt zeigten sich die Marktakteure derweil vom Bericht des amerikanischen Landwirtschaftsministeriums (USDA) zum Weltgetreidemarkt vom vergangenen Freitag (9.10.). Die Washingtoner Fachleute hoben ihre Prognose für die globale Weizenerzeugung 2020/21 um 2,6 Mio t auf 773,1 Mio t an; das wären 8,6 Mio t oder 1,1 % mehr als im Vorjahr.

Weniger Weizen in der Ukraine und Kanada



Im Einzelnen setzte das US-Agrarressort seine Schätzung für das russische Weizenaufkommen mit Verweis auf neue Daten des Moskauer Landwirtschaftsministeriums um 5 Mio t auf 83 Mio t herauf; das wäre die zweithöchste russische Weizenernte aller Zeiten.

Die Vorjahresproduktion würde um 9,4 Mio t oder 12,8 % übertroffen. Der höheren Schätzung der russischen Weizenernte standen allerdings Abschläge bezüglich der Erzeugung in anderen wichtigen Produzentenländern gegenüber. Die Schätzungen für das Weizenaufkommen in der Ukraine und Kanada wurden um 1,5 Mio t auf 27 Mio t sowie 1 Mio t auf 35 Mio t gesenkt. Als Begründung wurden pessimistischere Zahlen der Statistikbehörden in Kiew beziehungsweise in Ottawa angeführt.

Die noch ausstehende Weizenernte in Argentinien veranschlagen die Washingtoner Experten jetzt auf 19 Mio t; das sind 500.000 t weniger als noch im September. Ausschlaggebend hierfür sei Trockenheit in wichtigen Anbaugebieten gewesen, so die Begründung. Die Schätzung der landeseigenen Weizenproduktion wurde um 300.000 t auf 49,7 Mio t herabgesetzt, womit die Vorjahresmenge um 2,9 Mio t oder 5,5 % verfehlt würde.

Futterweizenbedarf der EU-28 wohl rückläufig



Den globalen Weizenverbrauch 2020/21 sieht das USDA weiterhin bei rund 751 Mio t; das wären 1,9 Mio t oder 0,3 % mehr als im Vorjahr. Allerdings wurde der voraussichtliche Bedarf Russlands um 500.000 t auf 41 Mio t Weizen nach oben angepasst; das 2019/20 benötigte Volumen würde damit um 1 Mio t oder 2,5 % übertroffen.

Auch für die Europäische Union und das Vereinigte Königreich setzten die Washingtoner Fachleute ihre Verbrauchsprognose wegen einer vermutlich etwas umfangreicheren Verfütterung geringfügig herauf, und zwar um 200.000 t auf insgesamt 117,5 Mio t Weizen. Dennoch würde damit die Vorjahresmenge um 5 Mio t oder 4,1 % verfehlt. Dagegen wurde bei der Verbrauchsprognose für die Ukraine ein Mengenabschlag von 500.000 t auf 8,1 Mio t Weizen vorgenommen und für Kanada von 300.000 t auf 9,7 Mio t, weil dort wohl weniger Futterweizen benötigt werde.

China könnte drittgrößter Weizenimporteur werden



Mit Blick auf den internationalen Weizenhandel erwartet das US-Agrarressort für 2020/21 im Vorjahresvergleich eine Einschränkung von 1,8 Mio t oder 0,9 % auf 189,6 Mio t. Allerdings dürften die russischen Weizenexporte nach Einschätzung der Washingtoner Fachleute nun mit 39 Mio t um 1,5 Mio t größer ausfallen als bisher erwartet worden war, was mit der wohl umfangreicheren Produktion begründet wird. Dies wäre die zweithöchste russische Weizenausfuhr aller Zeiten, und die Vorjahresmenge würde damit um 4,5 Mio t Weizen oder 13,1 % übertroffen.

Für die EU-28 wird - wie bisher - für die laufende Saison ein Weizenexport von lediglich 25,5 Mio t erwartet; das wären 12,9 Mio t oder 33,6 % weniger als im Vorjahr. Dieser Rückgang dürfte der zuletzt recht kleinen Ernte geschuldet sein. Mengenabschläge wurden dagegen für die voraussichtlichen Weizenverkäufe der Ukraine und Argentiniens vorgenommen, und zwar um jeweils 500.000 t auf jetzt 17,5 Mio t beziehungsweise auf 13 Mio t.

Begründet wird diese Einschätzung mit einer pessimistischeren Produktionsschätzung beziehungsweise -prognose. Mit Blick auf die globalen Weizenimporte 2020/21 wurde unter anderem die Voraussage für China angehoben, und zwar um 500.00 t auf jetzt 7,5 Mio t. Damit würde die Volksrepublik zum drittgrößten Weizenimporteur der Welt aufsteigen, nach Ägypten mit wahrscheinlich 13 Mio t und Indonesien mit 10,8 Mio t.

Überdurchschnittliche Versorgung am Weltmarkt



Die globalen Weizenlagerbestände dürften nach dem USDA-Bericht zum Ende der laufenden Saison ein Rekordniveau von 321,5 Mio t erreichen; im vergangenen Monat war die Prognose noch um 2,1 Mio t niedriger ausgefallen. Die Aufwärtskorrektur wird vor allem mit wahrscheinlich höheren Lagermengen Russlands begründet, die nun bei 10,7 Mio t Weizen gesehen werden.

Die Föderation startete den Washingtoner Fachleuten zufolge mit einem Lagervolumen von schätzungsweise 7,2 Mio t Weizen in das aktuelle Wirtschaftsjahr. Unterdessen zeichnet sich unter dem Strich am Weltmarkt eine weiterhin überdurchschnittliche Versorgung mit Weizen ab.

Mit den prognostizierten globalen Lagermengen könnte der erwartete internationale Verbrauch etwa 156 Tage lang gedeckt werden; die betreffende Kennzahl der bisherigen Vorhersage wird damit um einen Tag übertroffen und der Vierjahresdurchschnitt um 16 Tage.

Umrechnungskurs: 1 $ = 0,8475 Euro

Aktuelle Weizenkurse an der MATIF


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Welt-Versorgungsbilanz für Weizen
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