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02.10.2023 | 16:13 | Aktueller Rat Pflanzenschutz 

Zuckerrüben: Stolbur-Phytoplasma Erreger jetzt erkennbar

Karlsruhe - A. Vetter, versierte Beraterin der amtlichen Pflanzenschutzberatung im Landwirtschaftsamt Heilbronn, berichtet heute über ein massives Auftreten der Stolbur-Krankheit in Zuckerrüben vor allem in den wärmebegünstigten Regionen (Weinbaulagen) mit hoher Rübenanbaudichte des Landkreises.

Zuckerrübenanbau 2023
(c) proplanta
„Neben SBR sind die Zuckerrüben in diesem Jahr einem weiteren - aber nicht gänzlich unbekannten - Erreger massiv ausgesetzt,“ so der sachkundige Hinweis der Heilbronner Pflanzenschützerin in ihrem aktuellen Warndienstes. Mittlerweile ist bekannt, dass es sich dabei um die Krankheit Stolbur handelt. Es ist derselbe Erreger, der Stolbur an der Kartoffel sowie die Schwarzholzkrankheit der Rebe verursacht. Anzeichen eines Befalls sind gummiartige Rübenkörper.

Bei dem Erreger handelt es sich um ein Phytoplasma („Candidatus Phytoplasma solani“). Phytoplasmen ist die offizielle Bezeichnung für eine Gruppe von Bakterien ohne Zellwand. Übertragen und verbreitet wird das Stolbur-Phytoplasma - ebenso wie SBR (Y-Proteobakterium „Candidatus Arsenophonus phytopathogenicus“) - durch Zikaden. Allen voran die Schilf-Glasflügelzikade aber auch die Winden-Glasflügelzikade. Indem die Zikaden an den Rübenblättern am Saftstrom saugen werden beide Erreger übertragen.

Die Zikaden fliegen Ende Frühjahr in die Schläge ein. Saugen am Saftstrom und legen ihre Eier um den Rübenkörper herum in der Erde ab. Nach dem Ausgraben der Rübe sind direkt am Rübenkörper weisse gespinstartige Nester zu beobachten. Erst jetzt im Spätsommer bzw. Herbst können wir die Nymphen entdecken, die weiter an den Wurzeln der Rüben saugen und sich dadurch wieder infizieren. Gut zu erkennen sind jene an ihrem „federartigen Schwanz“.“ Derzeit findet man an betroffenen Schlägen nahezu an jeder Rübe eine Nymphe.

Warum in einem befallenen Schlag einzelne Rüben optisch zumindest vital und gesund aussehen ist bisher noch nicht bekannt. Grundsätzlich können sie auch mit den Erregern infiziert sein, aber zeigen nur unklare oder keine Symptome. Zunächst bleibt abzuwarten, wie sich die gummiartigen Rüben weiter im Boden oder bei der Lagerung „verhalten“. Bei der Schwarzholzkrankheit der Rebe können sogar kranke Stöcke genesen, oder sie verkümmern und sterben ab.

Praxistipps: Bisher gibt es gegen beide Erreger keine Bekämpfungsmöglichkeit. Die einzige Chance besteht momentan in der Verwendung von Ackerkulturen mit geringem Ausschlupf für die Zikaden. Das bedeutet nach der Rübe sollte nicht gleich Winterweizen gesät werden. Nicht Zuletzt können aus umliegenden Kartoffelschlägen ebenso Zikaden einfliegen. Fakt ist, dass Zikaden wärmeliebend sind und gerne in Regionen ohne strenge Winter leben. Nach Hogenhout (2009) wird die globale Erwärmung vor allem in den gemäßigteren Regionen der Welt wahrscheinlich zu größeren Phytoplasma-Epidemien führen.

(Informationen des Landkreis Heilbronn vom 29.09.2023)
LTZ Augustenberg
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