„Durch die angekündigte länger anhaltende warme Witterung besteht aber auch das Risiko, dass durch Blattläuse und Zikaden Gelbverzwergungsviren übertragen werden,“ mahnt der versierte Tübinger Pflanzenschutzexperte A. Lohrer für den Landkreis Tübingen mit dem ausdrücklichen Hinweis, dass sich mit einem etwas späterer Aussaattermin Anfang Oktober der Befall deutlich reduzieren lässt. „Allerdings darf Wintergerste nach DÜV nur im Herbst gedüngt werden (sofern notwendig), wenn die Aussaat bis 01. Oktober erfolgt.“
Die regionale Hauptlast der Unkraut- und Ungrasbekämpfung in Wintergerste liegt bei den Bodenherbiziden. Um gute Wirkungsgrade zu erzielen muss die Anwendung früh erfolgen da die Wirkstoffe überwiegend über die Wurzel oder den Keimspross aufgenommen werden. Hier haben sich Anwendungstermine im Vorauflauf bis spätestens zum Spitzen des Getreides (wenn die Reihen gerade erkennbar sind) bewährt. Aus Lohrers Sicht ein unbedingtes Muss dabei: „Walzen nach der Saat verbessert die Herbizidwirkung, da eine gleichmäßig feste und ebene Oberfläche geschaffen wird.“
Praxistipps: Der wichtigste Wirkstoff gegen Ackerfuchsschwanz ist Flufenacet. Idealerweise noch um weitere Wirkstoffe ergänzt um die Wirkung zu verbessern. Aufgrund der Vielzahl der Mittel im Folgenden nur einige Beispiele: Boxer + Cadou SC, Herold SC, Battle Delta + Beflex, Mateno Duo + Cadou SC, Malibu, Pontos + Quirinus.
In amtlichen Versuchen konnte durch die Zugabe von 2,5 bis 3,0 Liter/ha Boxer in allen Varianten eine Wirkungsverbesserung erzielt werden. Wichtig ist aber eine gleichmäßige Saatgutablage auf ca. 3 cm Tiefe um mögliche Schäden am Getreide abzuwehren. Beim Einsatz der Wirkstoffe Prosulfocarb (Boxer, Jura) oder Pendimethalin (Agolin, Stomp, Malibu) unbedingt die Auflagen beachten:
- max. 7,5 km/h Fahrgeschwindigkeit
- mind. 300 Liter/ha Wasser
- Abdriftminderungsklasse der Düsen 90% auf der gesamten Fläche
- max. 3m/s Windgeschwindigkeit
„Wenn die Bedingungen passen, kann auch vor einer Herbizidbehandlung blindgestriegelt werden oder bei geringem Unkrautdruck auch nur mechanisch mit dem Striegel gearbeitet werden,“ so der Tübinger Fachmann in seinem abschließenden Statement.
(Informationen des LRA Tübingen vom 28.09.2023)