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15.07.2009 | 08:28 | Pflanzenbau 

Winterraps-Sortenempfehlungen für Mecklenburg-Vorpommern 2009/2010

Gülzow - Grundlage für die Sortenempfehlungen sind sowohl Daten der jeweiligen Landessortenversuche als auch die aller vorgelagerten Versuche wie Wertprüfungen des Bundessortenamtes sowie Bundes- und EU- Sortenversuche.

Winterraps-Sortenempfehlungen
(c) proplanta
In den diluvialen Anbaugebieten wurden zudem benachbart gelegene Prüfstandorte mit entsprechend geringerer Wichtung berücksichtigt. Die Anzahl der vom Bundessortenamt neu zugelassenen Winterrapssorten erhöhte sich in den Jahren 2007 und 2008 um sieben neue Linien- und acht neue Hybridsorten. Darüber hinaus kamen noch zwei neue Liniensorten mit verändertem Fettsäuremuster, so genannte Holli- Rapssorten (hoher Gehalt an Ölsäure und niedriger Gehalt an Linolensäure) für den Vertragsanbau hinzu. Die Vielzahl der Neuzulassungen hat zu einer deutlichen Ausdehnung der Rapssortimente geführt, die dem Anbauer die Auswahl nicht leichter machen. Umso wichtiger ist der Blick auf die Ergebnisse der offiziellen Sortenprüfungen.

Eine große Sortenvielfalt eröffnet aber andererseits auch neue Möglichkeiten für eine standortangepasste Sortenwahl. Ein Teil dieser Neuzulassungen stand bereits in den Landessortenversuchen des Erntejahres 2008. Im vergangenen Versuchsjahr wurden trotz der Trockenheit im Mai und in der ersten Hälfte des Junis insbesondere auf den besseren Standorten noch hohe Erträge erzielt. Für günstige Bedingungen in der Kornfüllungsphase sprechen die im Vergleich zu den beiden Vorjahren höheren Einzelsamenmassen (TKM) und Ölgehalte. Obwohl der Ertrag und Rohfettgehalt die entscheidenden Kriterien für die Sortenwahl sind, da sie die Marktleistung letztlich bestimmen, sollten auch die anderen Sorteneigenschaften wie Abreife, Standfestigkeit und Krankheitsanfälligkeit berücksichtigt werden (Tab. 1). Durch den Anbau von Sorten mit unterschiedlicher Abreife kann eine bessere Staffelung des Erntetermins erreicht werden.

Etwas später abreifende Sorten verfügen meist auch über eine verhaltene Entwicklung im Herbst und sind daher oft gut für eine frühere Aussaat geeignet. Frühe Sorten haben dagegen den Vorteil, dass sie bei zügiger Vorwinterentwicklung spätsaatverträglich sind. Das ist bekanntlich bei den meisten Hybridsorten der Fall. Bei früh abreifenden Sorten besteht außerdem eine geringere Gefahr von Überschneidungen mit dem Weizendrusch. Standfestigkeit, Wüchsigkeit und Krankheitstoleranz sind Kriterien, die für die Anbauintensität von Bedeutung sind. Die Landessortenversuche werden in zwei Intensitätsstufen durchgeführt, so dass sortenspezifische Informationen zur Wirkung von Fungiziden und Wachstumsreglern im Vergleich zu den unbehandelten Parzellen möglich sind.

In Hinblick auf die Verwendung des Rapsschrotes in der Tierernährung ist ein niedriger Glucosinolatgehalt ein wichtiges Qualitätskriterium. Leider wird der Anbau von Sorten mit niedrigen Glucosinolatwerten dem Landwirt nicht honoriert. Werte von über 18 μmol/g Saat sind jedoch in der Sortenprüfung ein Ausschlusskriterium. Ferner hat der europäische Dachverband der Ölsaatenverarbeitenden Industrie in seinen Lieferbedingungen beschlossen, dass ab Ernte 2011 der Nachweis erbracht werden muss, dass nur noch Sorten mit einem Glucosinolatgehalt von maximal 18 μmol/g zum Anbau kommen.

Wegen der stark schwankenden Rapspreise wurde nicht die Marktleistung, sondern der Rohfettertrag als Vergleichsmerkmal für die Sortenleistungen gewählt (Tab. 2). Im Merkmal Ölgehalt ist in den letzten Jahren ein deutlicher Zuchtfortschritt zu verzeichnen. Das betrifft auch insbesondere die im Jahr 2008 neu zugelassenen Hybrid2 rapssorten Hammer, Dimension und PR46W20. Der Anbau ölreicher Sorten verspricht auch in ungünstigen Jahren immer Preiszuschläge für Rohfettgehalte über 40 Prozent. Voraussetzung für eine Sortenempfehlung sind langjährig überdurchschnittliche Prüfergebnisse. Die für die jeweiligen Anbaugebiete empfohlenen Sorten sind in Tabelle 2 aufgeführt und werden wie folgt beschrieben:


Liniensorten

Lorenz ist eine kurze, standfeste und ölreiche Sorte. Sie erwies sich nach dreijähriger Prüfdauer in den LSV als Liniensorte mit dem höchsten Rohfettertrag. Es können mittlere aber auch etwas spätere Saattermine empfohlen werden. Die Sorte reagiert auf Fungizide mit vergleichsweise hohen Mehrerträgen.

NK Bravour erreichte auch im Jahre 2008 überdurchschnittliche Korn- und Rohfetterträge. Zu frühe Saattermine sind zu vermeiden, da sonst die Gefahr des Überwachsens besteht. Es empfiehlt sich, die Sorte einzukürzen, um Lager zu vermeiden.

Ladoga ist eine standfeste Sorte mit guter Winterfestigkeit und Krankheitsresistenz. Sie erzielte überdurchschnittliche Korn- und Ölerträge. Hervorzuheben ist die besondere Frühsaateignung dieser Sorte.

Billy ist eine sehr ölreiche und standfeste Sorte, die jedoch nur auf den guten DNord- Standorten empfohlen werden kann. Billy sollte wegen ihrer späten Abreife nicht zu früh gedroschen werden. Zur Minimierung der Überwinterungsrisiken ist mittlere bis spätere Saat vorzusehen.

NK Nemax ist eine mittelfrühe, kurze Sorte mit ausgewogenen Anbaueigenschaften und besonderer Frühsaateignung. Diese resultiert aus der langsamen Jugendentwicklung und geringen Schossneigung.

Adriana bestätigte ihre sehr guten Ergebnisse aus der Wertprüfung im ersten LSVPrüfjahr. Die rohfettreiche und großkörnige Sorte kann daher bereits vorläufig empfohlen werden. Zur Verbesserung der nur mittleren Standfestigkeit empfiehlt sich der Einsatz von Wachstumsreglern.


Hybridsorten

Taurus erwies sich als Hybridsorte mit hohem Rohfettertrag. Im Erntejahr 2008 erreichte der Kornertrag jedoch nicht mehr das Niveau der Vorjahre. Hervorzuheben sind ihre gute Standfestigkeit und Winterfestigkeit.

Tenno zeigte mehrjährig überdurchschnittliche Ertragsleistungen und eine hohe Ertragsstabilität auf unterschiedlichen Standorten. Der Rohfettgehalt liegt im mittleren Bereich. Charakteristisch für die Sorte sind ihre frühe Abreife und der niedrige Glucosinolatgehalt.

Fangio hat nach zweijähriger Prüfdauer in den Landessortenversuchen durch hohe Kornerträge überzeugt. Die starkwüchsige Sorte verfügt über eine gute Standfestigkeit und Phomatoleranz. Der Ölgehalt liegt im mittleren Bereich.

PR46W31 ist eine starkwüchsige und sehr ertragreiche Hybridsorte. Sie besitzt eine gute bis mittlere Standfestigkeit und reagiert auf den Einsatz von Fungiziden und Wachstumsreglern mit vergleichsweise hohen Mehrerträgen. Der Ölgehalt liegt allerdings im unteren Bereich des Prüfsortimentes.

Elektra ist eine langjährig praxisbewährte, frühe Hybridsorte von kürzerem Wuchs und mittlerer Standfestigkeit. Sie ist großkörnig und besitzt einen mittleren Ölgehalt. Elektra erreichte 2008 nicht mehr ganz das Leistungsniveau der vergangenen Jahre und wird nur noch auf den D-Süd-Standorten empfohlen. Elektra ist daher sehr gut für Spätsaaten geeignet.

Visby erwies sich im ersten Prüfjahr in Landessortenversuchen hinsichtlich des Korn- und Rohfettertrages als leistungsfähigste Hybridsorte und wird daher bereits vorläufig empfohlen. Die Sorte entwickelt sich im Herbst zügig und sollte daher für mittlere und späte Saattermine vorgesehen werden. Visby hat eine gute Phomatoleranz und besitzt einen sehr niedrigen Glucosinolatgehalt.

In Abbildung 1 ist die Wüchsigkeit ausgewählter Sorten dargestellt. Daraus lassen sich Informationen zur Saatzeiteignung ableiten. Die höchsten Biomassewerte im Herbst erreichten die Sorten Adriana, Hammer und Exocet. Im Herbst 2007 waren es Visby und Elektra. Hybridsorten sind in der Regel sehr wüchsig, woraus sich ihre gute Spätsaateignung ergibt. Auch die Ergebnisse der Frühjahrsmessungen 2009 zeigten deutlich, dass vorwiegend Hybridsorten wie Elektra, Visby und Zeppelin zuerst mit dem Wachstum beginnen.

Für Frühsaaten vor dem 15. August eignen sich schossfeste Sorten mit verhaltener Pflanzenentwicklung. Dazu zählen u. a. die empfohlenen Liniensorten Ladoga und NK Nemax. Bei den Hybridsorten zeigte Horus eine geringe Neigung zur vorzeitigen Sprossstreckung im Herbst, woraus eine gute Frühsaateignung resultiert. Auf der Grundlage der vorliegenden Informationen zur Pflanzenentwicklung im Herbst und den Ergebnissen der Saatzeitversuche wurde die Saatzeiteignung der empfohlenen Sorten eingeschätzt (Tab. 2). Grundsätzlich ist bei allen Sorten ein Anbau innerhalb der optimalen Saatzeitspanne möglich und anzustreben. Die Angaben zu den Fungizideffekten sollen als Hinweis dienen, mit welchem Intensitätsniveau die jeweilige Sorte zu führen ist. Abschließend sei darauf hingewiesen, dass die vorgestellte Sortenempfehlung unmittelbar nach der Ernte 2009 aktualisiert wird. (PD)


Tab. 1: Sortencharakteristik LSV-Sortiment Winterraps 2009Bild vergrößern
Tab. 1: Sortencharakteristik LSV-Sortiment Winterraps 2009
Abb. 1: Pflanzenmasse (frisch) ausgewählter Winterrapssorten vor und nach der Überwinterung (Mittel aus den LSV Gülzow, Vipperow, Tützpatz)Bild vergrößern
Abb. 1: Pflanzenmasse (frisch) ausgewählter Winterrapssorten vor und nach der Überwinterung (Mittel aus den LSV Gülzow, Vipperow, Tützpatz)
Tab. 2: Standortspezifische Sortenempfehlungen 2009, Saatzeiteignung und FungizideffekteBild vergrößern
Tab. 2: Standortspezifische Sortenempfehlungen 2009, Saatzeiteignung und Fungizideffekte
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