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22.01.2015 | 13:00 | Milchkuhfütterung 

Tipp: Hochwertiges Eiweißfuttermittel für Milchkühe

Jena - Die Nutzung von Nebenprodukten bietet die Möglichkeit die Nachhaltigkeit der Landwirtschaft zu verbessern. Nebenprodukte für die Milchkuhfütterung entstehen u.a. aus der Rapsöl- bzw. Bioethanolgewinnung oder der Lebensmittelverarbeitung.

Milchkühe
An Milchkühe können je nach Laktationsstadium bis zu 4 kg Rapsextraktionsschrot und bzw. 2,5 kg Rapskuchen pro Tag gefüttert werden. (c) proplanta
Rapsextraktionsschrot (RES) und Rapskuchen (RK) sind Nebenprodukte bei der Herstellung von Rapsöl. RES und RK sind nach dem Sojaextraktionsschrot (SES) die bedeutendsten Eiweißträger. Bei der Rationsgestaltung ist zu beachten, dass RES im Vergleich zu SES weniger Rohprotein, nutzbares Rohprotein und Energie hat, aber mehr Kalzium und Phosphor als SES aufweist. Durch das Toasten mittels Druck und Temperatur wird die Eiweißqualität verändert (UDP-Gehalt 35 % gegenüber RK mit 15 % und SES mit 30 %). RES hat weniger Lysin, jedoch mehr Methionin als SES. Der doppelt so hohe Rohfasergehalt des RES gegenüber dem SES ist auf den relativ hohen Anteil an Schalen zurückzuführen.

Auch 00-Rapssorten weisen noch Glukosinolate auf, die die Futteraufnahme und Leistung ungünstig beeinflussen. Der Wiederkäuer ist jedoch in der Lage diese zu tolerieren. An Milchkühe können je nach Laktationsstadium bis zu 4 kg RES bzw. 2,5 kg RK pro Tag gefüttert werden. Bei der Herstellung von Bioethanol aus Getreide fällt Getreideschlempe an. Schlempen unterscheiden sich auf der Basis von Mais, Weizen, Weizen/Gerste und Roggen sowie nach der Konservierung in Trocken- und Pressschlempen. Sie bestehen aus Getreiderückständen sowie eventueller Zusätze an Hefen und Enzymen und deren Umsetzungsprodukten.

Maisschlempe ist auf Grund des Ausgangsmaterials relativ fettreich und weniger eiweißreich. Der Anteil an UDP liegt dabei bei ca. 50 %. Beim Einsatz von Maisschlempen ist der Gesamtfettgehalt der Ration stets zu beachten. Das Protein aus der Weizen- bzw. Weizen/Gersteschlempe weist ebenfalls eine hohe Pansenstabilität auf (UDPAnteil 40 % bei mittleren Passageraten von 5 % / Stunde). Die Verdaulichkeit dieser Schlempen ist gleich (organischen Masse 76 %, Rohfett 87 % und Rohfaser 50 %). Der Energie- und Rohproteingehalt für Weizen- und Weizen/Gersteschlempe ist vergleichbar mit Rapsextraktionsschrot und liegt bei ca. 7,4 MJ NEL/kg TM bzw. 380 g Rohprotein.

Schlempen sind relativ arm an Stärke und Zucker. Bei den Mineralstoffen finden sich ein geringer Calcium- und ein hoher Phosphorgehalt wie bei den Ausgangsprodukten wieder. An Milchkühe können 2 kg getrocknete Weizenschlempe/Tier und Tag gefüttert werden. Dies entspricht Anteilen im Kraftfutter von bis zu 15 %.

Biertreber sind ebenfalls ein hochwertiges Eiweißfuttermittel für Milchkühe. Sie fallen bei der Bierherstellung als Nebenprodukt an. In Abhängigkeit des jeweiligen Herstellungsverfahrens und der verwendeten Zutaten ergeben sich unterschiedliche Inhaltsstoffe der Biertreber, die bei der Rationsberechnung beachtet werden müssen.

Gerstenbiertreber haben höhere Gehalte an Energie und Rohfaser als Weizentreber, aber geringere Gehalte an Rohprotein (236 g im Gegensatz zu 286 g/kg TM). Der mittlere Rohproteingehalt von Biertrebern liegt bei 256 g/kg TM und der Gehalt an nutzbarem Rohprotein bei 188 g/kg TM. Der UDP-Anteil beträgt 40 %. An Milchkühe können 6 bis 10 kg Biertreber/- silage, im Einzelfall bis zu 15 kg täglich verfüttert werden. Frischer Biertreber sind maximal 2 bis 3 Tage haltbar, im Sommer sogar nur 1,5 Tage. Eine längere Lagerdauer ist nur über die Silierung möglich. Die Silierung kann u.a. auf einer befestigten Bodenplatte, im Fahrsilo oder Folienschlauch erfolgen.

Quelle: Silke Dunkel / TLL
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