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08.04.2015 | 11:30 | Vollbremsung Ebermast? 

Nächstes Schlachtunternehmen kürzt Auszahlungspreise für Eber

Damme - Viele niederländische Schlachtunternehmen haben in den vergangenen Monaten die Basispreise von Ebern gekürzt.

Eberpreise
(c) proplanta
Nun ist der Exportschlachthof Gosschalk im niederländischen Epe nachgezogen und hat am 7. April seinen Abschlag je Eber von drei auf 4,50 Euro erhöht. Abgelieferte Sauen und Börge werden hingegen ab sofort mit je einem Euro Aufschlag honoriert, berichtet das niederländische Fachblatt Boerderij.

Wegfall von Exportmärkten erschwert Absatz

In einem Brief an die Lieferanten begründet das Unternehmen die Maßnahme mit dem zunehmend schwierigerem Absatz von Eberfleisch auf den Exportmärkten. Das Schlachtunternehmen hat sich auf den Export spezialisiert. Vor allem nach dem Wegfall des russischen Marktes, lasse sich Eberfleisch schlechter platzieren.

Rückblick:
Vion erhöhte im Oktober 2014 die Eberkürzung von 0,02 EUR/ kg SG auf 0,03 EUR. Das Schlachtunternehmen Compaxo zieht seitdem ebenfalls 4 Euro statt 3 Euro je Eber ab.

Die Verwerfungen auf dem niederländischen Märkten lassen auch die deutschen Schlachter nicht kalt. In Folge der Kürzungen der niederländischen Schlachter wurden am Tönnies Standort Sögel (Weidemark) immer mehr Eber aus den Niederlanden angeliefert. Tönnies kürzte daraufhin den Basispreis für Eber von niederländischen Schweinehaltern um 0,03 EUR/kg SG. Deutsche Lieferanten sind nicht betroffen.

Die ISN meint:

Aktuell schlachten in Deutschland nur die großen drei Schlachtunternehmen Tönnies, Vion und Westfleisch in nennenswertem Umfang Jungeber. Der Marktanteil in Deutschland dürfte dennoch bei unter 5 % aller Schweineschlachtungen liegen. Insbesondere der Mittelstand hält sich zurück, da die Absatzmöglichkeiten für Eberfleisch begrenzt sind. Der Grund hierfür ist leicht gefunden: Obwohl der deutsche Lebensmitteleinzelhandel vollmundig Tierwohl fordert, spricht die Einkaufspraxis der Supermärkte und Discounter eine andere Sprache: In den meisten Fällen wird Fleisch von Jungebern immer noch kategorisch ausgeschlossen.

Bei der Podiumsdiskussion auf der Mitgliederversammlung der ISN betonte Clemens Tönnies, Geschäftsführer der Tönnies Unternehmensgruppe: Wir stehen bei der Ebermast zwar nicht auf der Bremse, weiter forcieren werden wir sie aber auch nicht. Ich will nicht der Eberkönig werden!

Besonders bedenklich: Die Marktspaltung, vor der die Schweinehalter in Deutschland immer gewarnt haben, ist in den Niederlande bereits Realität. Sauen und Börge werden finanziell bevorzugt, Masteber dagegen abgestraft.

Der gesetzlich festgelegte Ausstieg aus der betäubungslosen Ferkelkastration Ende 2018 naht. Die Landwirte haben inzwischen ihre Hausaufgaben gemacht und in der Praxis bewiesen, dass die Ebermast machbar ist. Jetzt sind die nachgelagerten Stufen an der Reihe. Viel Zeit bleibt jedoch nicht mehr. (isn)
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