Vorsprung durch Wissen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
25.11.2014 | 07:57 | Antibiotikamonitoring 

Putenhalter streben Antibiotika-Reduktion an

Berlin - Das von der Geflügelwirtschaft initiierte Antibiotikamonitoring im QS-System liefert erstmals verlässliche Daten zum bundesweiten Antibiotikaeinsatz in der Putenhaltung.

Putenhaltung
(c) proplanta
Die Ergebnisse erfüllen die Branche nicht mit Zufriedenheit: Nach Auskunft von QS wurden für 94 Prozent der Putenbetriebe Meldungen zur Abgabe von Antibiotika in der Datenbank erfasst.

Damit ist zwar noch keine Aussage über die konkrete Therapiehäufigkeit und -dauer getroffen, gleichwohl nimmt Thomas Storck, Vorsitzender des Verbandes Deutscher Putenerzeuger (VDP) und Vizepräsident des Zentralverbandes der Deutschen Geflügelwirtschaft (ZDG), die Situation sehr ernst: „Wir haben das Ziel, hier besser zu werden. Wir haben das Problem erkannt und arbeiten intensiv an Lösungen, die sich bereits in den kommenden Monaten positiv auswirken werden."

Noch vor staatlicher Datenbank: Branche geht mit wichtigem Thema offen um



Über die Vergabe eines konkreten Antibiotikums entscheidet ausschließlich der Tierarzt nach vorheriger Untersuchung der Puten, Diagnose und Erstellung eines Antibiogramms. Gemeinsam mit den Tierärzten haben die Putenhalter durch das frühzeitige „Benchmarking" innerhalb des QS-Systems schon jetzt die Möglichkeit, Verbesserungspotenziale auszuloten.

Namentlich nennt Storck den verstärkten Einsatz stallspezifischer Impfstoffe zur gezielten Vorbeugung von Krankheiten, die positiven Auswirkungen der „Puten-Eckwerte" auf die Tiergesundheit und die zu erwartenden genetischen Fortschritte bezüglich der Widerstandsfähigkeit der Tiere. Storck ist optimistisch, in der deutschen Putenhaltung eine deutliche Senkung der Antibiotikagaben erzielen zu können: „Wir als Branche sind zuversichtlich, den Antibiotika-Einsatz bei Puten in den kommenden drei Jahren zu halbieren. An diesem Ziel wollen wir uns auch messen lassen."

Vor dem Hintergrund dieser von der Branche mit Nachdruck gewollten Reduzierung der Antibiotikabehandlungen sei eine gesicherte Datengrundlage unverzichtbar, so Storck: „Es ist gut, dass wir das QS-Monitoring noch vor der staatlichen Datenbank auf den Weg gebracht haben und damit gezeigt haben, wie offen wir als Branche mit diesem wichtigen Thema umgehen."

„Antibiotikaresistenzen sind nicht allein Thema der Tierhaltung"



Der deutschen Putenwirtschaft ist eine seriöse und ganzheitliche wissenschaftliche Betrachtung des Themas Antibiotika und Antibiotikaresistenzen wichtig. „Als Tierhalter wissen wir um unsere Verantwortung und wollen uns nicht davor drücken", betont Storck. Zugleich verweist er jedoch darauf, dass das Thema Resistenzen nicht allein für die Nutztierhaltung relevant sei, sondern zu einem erheblichen Teil die Humanmedizin und insbesondere die Krankenhaushygiene in die Verantwortung nehme, wie unter anderem der DAK-Antibiotika-Report 2014 zeige.

Storck: „Wir sind an einem gesellschaftlichen Konsens interessiert und wehren uns dagegen, durch einseitige Berichterstattung in dieser so wichtigen Frage den schwarzen Peter zugeschoben zu bekommen." Storck verweist auf bisherige zentrale Erfolge in der Nutztierhaltung: So sind im Jahr 2013 mit insgesamt 1.452 Tonnen bereits rund 250 Tonnen weniger Antibiotika als im Vorjahr in der Tierhaltung eingesetzt worden.

Besonderes Augenmerk kommt dem Einsatz von Fluorchinolonen zu, die als sogenanntes Reserveantibiotikum auch in der Humanmedizin große Bedeutung haben. Hierzu verweist der VDP auf eine entsprechende Einschätzung durch den Bundesverband Praktizierender Tierärzte (bpt): In einer Pressemitteilung hatte bpt-Präsident Dr. Hans-Joachim Götz im August 2014 den Einsatz von Fluorchinolonen mit dem niedrigpathogenen Influenzageschehen bei Puten und damit einhergehenden bakteriellen Sekundärinfektionen im Verlauf des Jahres begründet.

Putenfleisch ist frei von Antibiotikarückständen



Wichtig ist der Putenwirtschaft die Botschaft, dass der Einsatz von Antibiotika während der Aufzucht keine negativen Auswirkungen auf die Qualität des Fleisches hat. So bestätigt das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) jedes Jahr aufs Neue in seinem Nationalen Rückstandskontrollplan, dass Putenfleisch frei von gesundheitlich bedenklichen Antibiotikarückständen ist. (zdg)
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Weitere Artikel zum Thema

 Intensivere Kontrollen für Kükentransporte möglich

  Kommentierte Artikel

 Deutsche Verbraucher offen für abgelaufene Lebensmittel

 Brandenburger Dackel wohl von Wolf angegriffen

 Tag des Wolfes - Bauern machen Druck für vereinfachten Abschuss

 Erleichterungen bei GAP-Anträgen und Hanfanbau

 In der Corona-Pandemie wurden zu oft Antibiotika verschrieben

 Jäger sehen dringenden Handlungsbedarf bei Umgang mit Wölfen

 Söder setzt sich gegen Verbrenner-Aus ab 2035 ein

 2023 war Jahr der Wetterextreme in Europa

 Wind- und Freiflächen-Solaranlagen: Niedersachsen führt Abgabe ein

 Keine Reduzierung beim Fleischkonsum durch Aufklärung