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19.10.2017 | 04:05 | Schweinefutter 

Bäuerliche Erzeugergemeinschaft zahlt 60 Cent für jedes Kilogramm Eicheln

Schwäbisch Hall - Der Hund Fleurie rennt zügig einen Spazierweg auf dem Berg Einkorn hinauf, sein Herrchen ist etwas gemächlicher unterwegs.

Schwäbisch Hällische Schweine
Damit das Schwäbisch-Hällische Schwein nach seiner Schlachtung schmeckt, muss es vorher Eicheln fressen. Auf der Hohenloher Ebene heißt es deshalb: Runter vom Sofa und raus in die Wälder. (c) proplanta
Aufmerksam durchkämmt Frieder Wieland den Wegesrand und bückt sich immer wieder, um Eicheln aufzuheben. Zu einem guten Drittel ist sein Weidenkorb schon gefüllt. Doch der Naturfreund hat noch nicht genug. «Drei, vier Zentner Eicheln kriege ich in einer Saison zusammen», erzählt der Sammler, der in der Hohenloher Ebene bei Schwäbisch Hall spazieren geht. Seinen Korb müsste er für diese Menge allerdings mindestens zehn Mal voll machen.

Aber Fleurie will schließlich auch jeden Tag Gassi gehen.bDie vollen Körbe bringt Wieland zum Regionalmarkt ins nahe gelegene Wolpertshausen. Den Schweinebauern in der Region tut er damit einen großen Gefallen.

Die Schwäbisch-Hällischen Schweine sind eine Delikatesse, laut Wieland zergeht ihr «Fleisch wie Butter auf der Zunge». Wichtig für die Konsistenz des Fleisches ist die Nahrung der Schweine: Sie sollte zu rund 20 Prozent aus Eicheln bestehen. Diese müssen von Spaziergängern wie Wieland aufgelesen werden.

Fährt man weiter durch die hügelige Ebene, gelangt man an eine Weide. Mehr als 20 «Mohrenköpfle», wie die oft schwarzköpfigen Schweine hier in der Region heißen, tummeln sich auf dem Abhang. Manche ruhen sich in ihren Holzhütten aus, andere drängeln sich um das Futter aus dem großen Trog am Rande der Weide. Auf der Speisekarte stehen Getreideschrot, Bohnenschrot - und natürlich Eicheln. Urteilt man nach dem Andrang am Trog, scheint es den Tieren zu schmecken.

Ihr hoher Anteil an ungesättigten Fettsäuren macht die Eicheln zum optimalen Schweinefutter. Sie bleiben auch nach der Schlachtung der Tiere im Fleisch enthalten und sind wichtig für die menschliche Ernährung - sowie für den Geschmack. «Das ist schon etwas Besonderes», sagt Metzgerin Gabriele Baumgärtner, die sich Baden-Württembergs erste, von einer Akademie zertifizierte Fleisch-Sommelière nennen darf. «Fleisch aus der Eichelmast hat einen sehr feinen, aromatischen, leicht nussigen Geschmack.»

Die Bäuerliche Erzeugergemeinschaft zahlt 60 Cent für jedes Kilogramm Eicheln. «Reich wird man davon nicht», sagt Wieland und lacht. «Man macht das aus Spaß - und, weil man au' ma' so 'a Sau vespern will.» Ab Anfang Oktober bis zum ersten Schnee packt vor allem Schulklassen und Senioren jedes Jahr aufs Neue die Sammelwut. 15 bis 20 Tonnen kamen in den vergangenen Jahren im Durchschnitt bei den Bauern an. Die Eicheln werden getrocknet und gepresst, damit sie sich länger halten und bis ins Frühjahr hinein verfüttert werden können.

Im regionalen Supermarkt hängen die großen Eichelmastschinken und Koteletts zum Verkauf bereit. Die Metzger lassen ihre Kunden gern probieren. Nebenan im Restaurant «Mohrenköpfle» sitzt Frieder Wieland. «Ich bin für alles zu haben, was mit Genuss in Hohenlohe zu tun hat», sagt Wieland - und lässt es sich schmecken.  
dpa
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