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13.06.2012 | 08:24 | Fischereipolitik  

Fischereireform tritt auf der Stelle

Brüssel - Die europäischen Meere sind überfischt. Doch mit einer Änderung der gemeinsamen Fischereipolitik taten sich die EU-Fischereiminister auch am Dienstag bei ihrem Treffen in Luxemburg schwer.

Fisch
(c) proplanta
Sie verhandelten über einen Fahrplan zum langfristigen Erhalt der europäischen Fischbestände und über ein Verbot, gefangenen Fisch zurück ins Meer zu werfen.

Zwar gibt es seit Jahren Fangquoten. Dennoch sind in den europäischen Gewässern laut EU-Kommission drei Viertel der Bestände überfischt. Die Ausbeutung bedroht nicht nur viele Arten, sondern auch das Auskommen der Fischer, die irgendwann nichts mehr zu fangen haben.

Ein wesentlicher Streitpunkt im Kreis der EU-Länder ist das Verbot, Fisch zurück ins Meer zu werfen. Weil die Fischer keine oder nicht genügend Fangrechte haben, landet überschüssiger Fang häufig tot oder verletzt wieder im Wasser. Damit halten die Fischer zwar ihre Quote ein, doch die Bestände gehen trotzdem zurück. In Zukunft sollen die Boote den Beifang an Land bringen und ihn auf ihre Quoten anrechnen lassen.

Ob ein verbindliches Rückwurfverbot - für die zuständige Kommissarin Maria Damanaki das «Herz der Fischereireform» - tatsächlich kommt, war am späten Dienstagnachmittag mehr als fraglich. Die Verhandlungen seien eine «große Herausforderung», sagte ein EU-Diplomat. Große Fischereinationen wie Frankreich oder Spanien wehren sich gegen konkrete Zusagen. Die Umweltschutzorganisation Greenpeace monierte, die diskutierten Regelungen ließen zu viele Schlupflöcher. Der WWF forderte klare Fristen für eine Erholung der Fischbestände.

Ebenfalls umstritten waren von Damanaki vorgeschlagene mehrjährige Bewirtschaftungspläne für die europäischen Gewässer. Diese Pläne sollen über mehrere Jahre jene Höchst-Fangmenge festschreiben, die den Bestand der Fischarten nicht auf Dauer gefährdet - der sogenannte höchstmögliche Dauerertrag. Damanaki wollte, dass solche Obergrenzen ab 2015 gelten. Es dürfte jedoch zu einer Verschiebung kommen, möglicherweise bis 2020, sagte ein Diplomat.

Die EU-Fischereikommissarin zeigte sich entnervt: Bereits vor 30 Jahren hätten sich die EU-Länder auf das Konzept des höchstmöglichen Dauerertrags geeinigt, schrieb Damanaki auf Twitter. «Es sieht so aus, als sei Aufschieberei eine unwiderstehliche Verlockung», teilte sie noch während der Beratungen über den Kurznachrichtendienst mit. Deutschland unterstützt die Reformpläne der EU-Kommission.

Die Verhandlungen dauerten bis in den Abend. Erst wenn sich die Fischereiminister einigen, beginnen die Verhandlungen über die Reform mit dem EU-Parlament. (dpa)
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