Geflügelverbände drängen auf einheitliche EU-Regeln für die Putenhaltung - Von Özdemir gewollte geringere Besatzdichten ein zu großer Wettbewerbsnachteil. (c) proplanta
Wie der Verband am Montag (24.4.) mitteilte, gefährden die in einem von der Bundesregierung vorgelegten Eckpunktepapier enthaltenen Vorschriften zur Putenmast die Erzeugung und Versorgung in Deutschland. Stattdessen werde minderwertigen Importen aus Ländern mit geringeren Standards Vorschub geleistet. Das widerspreche laut Umfragen dem Willen der Bevölkerung.
Der ZDG fordert Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir zur Umkehr bei den geplanten gesetzlich verschärften Standards in der Putenhaltung auf. „Das Eckpunktepapier der Bundesregierung entbehrt jeder wissenschaftlichen Grundlage. Sie gefährdet damit den Fortbestand der heimischen, verantwortungsvollen Putenhaltung und die Tierwohlfortschritte unserer Betriebe“, warnte die Vorsitzende des Verbandes Deutscher Putenerzeuger (VDP), Bettina Gräfin von Spee.
Drastische Senkung der Besatzdichten
Die Kritik der Branche entzündet sich insbesondere an den vorgesehenen Besatzdichten in den Putenställen, die gegenüber den bewährten freiwilligen Haltungsstandards der Branche nochmals drastisch reduziert werden sollen. Laut der Selbstverpflichtung liegt die maximale Besatzdichte je Quadratmeter nutzbarer Stallfläche für Putenhähne bei 58 kg Lebendgewicht, für Hennen bei 52 kg. Bei den vielen Teilnehmern der Initiative Tierwohl (ITW) liegen sie noch einige Kilogramm darunter.
Laut Özdemirs Eckpunktepapier sollen diese Grenzen für Hähne auf 40 kg/m2 und für Hennen 35 kg/m2 drastisch gesenkt werden, so dass weniger Tiere gehalten werden könnten. In anderen EU-Ländern liegen diese Grenzen deutlich darüber oder sind nicht spezifisch geregelt. Nach Berechnungen der Landwirtschaftskammer Niedersachsen drohen einem durchschnittlich großen Betrieb bei Umsetzung des Eckpunktepapiers rund 61.000 Euro Verlust pro Mastdurchgang bei Hähnen; bei Hennen sind es etwa 35.000 Euro. „Ein solches Verlustgeschäft hält kein Betrieb lange durch“, warnte von Spee. Stattdessen lande dann noch mehr Putenfleisch ausländischer Billiganbieter auf deutschen Tellern.
Mehrheit für einheitliche EU-Regelungen
Mit prägnanten Anzeigen im politischen Berlin macht der ZDG deshalb nun darauf aufmerksam, dass statt eines nationalen Alleingangs EU-weite Standards dringend notwendig seien. Dabei sieht der Verband die Bevölkerung auf seiner Seite. Wie eine repräsentative Civey-Umfrage im Auftrag des VDP belegt, sprechen sich acht von zehn Befragten dafür aus, dass die Bundesregierung sich in der Putenmast für gleiche Tierwohlstandards innerhalb der EU einsetzen soll. Mit 76 % erwarten fast ebenso viele Bürger von der Politik, dass sie die heimische Bevölkerung vor Fleischimporten unklarer Haltungsstandards schützt.
Beim Kauf von Putenfleisch sind rund 44 % Prozent der Befragten die regionale Herkunft des Fleisches wichtig. Der VDP fordert die deutsche Regierung und auch die Ländervertreter im Bundesrat auf, diesen Verbraucherwünschen Geltung zu verschaffen. Die EU-weiten Standards in der Putenhaltung müssten sich an den bewährten deutschen Besatzdichten orientieren. Nur dann gebe es fairen Wettbewerb und die heimische Putenwirtschaft habe eine Chance, die Bevölkerung weiterhin mit verantwortungsvoll produziertem Geflügelfleisch zu versorgen. „Die Tierwohl-Verantwortung deutscher Politik endet nicht an unseren Landesgrenzen“, betonte von Spee.