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17.11.2010 | 10:12 | Tiergesundheit 

Gesundheitsvorsorge und Gesunderhaltung - Essenziell für die Produktionsleistung der Tierbestände

Frankfurt/Main - Beste Qualität sollen sie haben, gesundheitsschädlich dürfen sie nicht sein und aus tiergerechter Haltung müssen sie stammen.

Tiergesundheit

So wünscht sich der Verbraucher seine Lebensmittel und verfolgt inzwischen auch sehr genau, was in den landwirtschaftlichen Betrieben passiert. Neben den Themen „Umgang mit Nutztieren“ und „Haltungsbedingungen“, die nicht nur in Deutschland, sondern europaweit im Zentrum des Interesses stehen, sind Lebensmittelsicherheit, Rückstandsfreiheit und Qualitätskontrolle Begriffe, die in den letzten 15 Jahren maßgebend geworden und in der gesamten Lebensmittelproduktion nicht mehr wegzudenken sind. Paradoxerweise soll das Endprodukt aber immer weniger kosten. Der Preisdruck im Handel ist so gnadenlos wie nie zuvor. Dabei muss der Landwirt von seiner Arbeit noch leben und im Wettbewerb überleben können.

Im Spannungsfeld zwischen gesundheitlichem Verbraucherschutz, Tierschutz und Wirtschaftlichkeit hat die Gesundheit der landwirtschaftlichen Nutztiere eine Schlüsselfunktion, denn

  • von ihr hängt in besonderem Maße die Gesundheit des Menschen ab,
  • ihre Erhaltung ist aktiver Tierschutz und
  • gesunde Tiere sind das Unternehmenskapital des Landwirts.

Ob Infektionen, Parasitosen, Eutererkrankungen, Stoffwechsel- oder Fruchtbarkeitsprobleme, all dies beeinträchtigt die Leistungsfähigkeit der Tiere und damit die wirtschaftliche Situation des landwirtschaftlichen Betriebes. Wegen der angespannten Ertragslage der Gesamtbranche wird die Rentabilität des landwirtschaftlichen Betriebes aber immer wichtiger. Tiergesundheitsprobleme reduzieren nicht nur die Leistung sondern sie führen auch oftmals zu vermeidbaren Verlusten. So sind beispielsweise Fruchtbarkeitsprobleme eine der häufigsten Abgangsursachen in der Milchviehhaltung und die hohe Remontierungsrate verursacht hohe wirtschaftliche Einbußen.

Mit den Anforderung an die Produktion von Lebensmitteln tierischen Ursprungs hat sich auch die tierärztliche Tätigkeit bei der Betreuung von Tierbeständen verändert. Sie geht inzwischen weit über den reine Heilberuf hinaus. Ein einzelnes erkranktes Tier zu behandeln gehört natürlich auch heute noch zur Arbeit des Nutztierpraktikers, im Vordergrund stehen jedoch vorbeugende Maßnahmen und die Behandlung ganzer Tierbestände. Das Arbeitsfeld heißt „integrierte tierärztliche Bestandsbetreuung“ (ITB). Durch dieses ganzheitliche und nachhaltige Tiergesundheits- und Hygienemanagement bekommt der Landwirt eine umfassende, systematische Unterstützung. Unter Berücksichtigung wirtschaftlicher Gesichtspunkte werden alle für Gesundheit und Leistung der Tiere wichtigen Abläufe im Stall optimiert und routinemäßig überwacht. Im Fokus steht dabei eine Verbesserung des wirtschaftlichen Ergebnisses des landwirtschaftlichen Betriebes. Mit der Integration der Bestandsbetreuung durch den Hoftierarzt in den Produktionsprozess lassen sich Behandlungskosten eingrenzen, ein gezielter Einsatz von Tierarzneimitteln sichern und gleichzeitig der Einsatz von Antibiotika optimieren. Damit wird einer maßgeblichen Forderung zur Verhinderung von Antibiotikaresistenzen entsprochen. So leistet die ITB sowohl für das Wohl und die Gesundheit der Tiere als auch für den gesundheitlichen Verbraucherschutz und die rechtliche Absicherung des Landwirts als Lebensmittelproduzent wertvolle Dienste. Sie trägt dazu bei, dass mit gesunden Tieren qualitativ hochwertige Lebensmittel wirtschaftlich rentabel produziert werden können.

Der bpt begleitet diese Entwicklung seit Jahren aktiv. Die von ihm gemeinsam mit Experten aus dem Rinder-, Schweine- und Geflügelbereich entwickelten Leitlinien für eine ordnungsgemäße tierärztliche Tätigkeit bei der Betreuung von Tierbeständen geben dabei dem Tierarzt Sicherheit, gesetzlichen Vorgaben gerecht zu werden. Sie sind ein Beispiel für den angewandten Tierschutz durch Tierärzte.

Für Verbraucherschutz und Rechtssicherheit von Tierarzt und Landwirt sorgt ebenso der vom Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz herausgegebene Leitfaden für die orale Anwendung von Tierarzneimitteln, an dessen Erarbeitung der bpt intensiv mitgewirkt hat. Auch die an neue wissenschaftliche und praktische Gegebenheiten angepassten Antibiotika-Leitlinien für den tierärztlichen Berufsstand, die in dieser Form Vorbildcharakter in Europa haben, zeigen, dass die Tierärzteschaft einem verantwortungsvollen Antibiotika-Einsatz verpflichtet ist. Die Diskussion um Antibiotika-Resistenzen wird unter anderem auch Thema der berufspolitischen Kundgebung mit Bundesgesundheitsminister Rösler auf dem bpt-Kongress sein.

Die Akzeptanz der tierärztlichen Bestandsbetreuung bei seinen Mitgliedern und in der Landwirtschaft zu fördern, ist ein zentrales Anliegen des Verbandes. Der bpt-Kongress, der hierzulande mit mehr als 2.000 tierärztlichen Teilnehmern die führende Fortbildungsveranstaltung im Bereich der Veterinärmedizin ist, bietet in der zeitlichen Überlappung mit der EuroTier die beste Möglichkeit dazu. (bpt)

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