Möglicherweise wurden verseuchte Eier aus den Niederlanden auch nach Hessen und Bayern geliefert, wie die Behörden am Mittwochabend mitteilten. Im Bundesland Bremen tauchten ebenfalls belastete Eier auf. Auch Eier aus einem deutschen
Betrieb in Niedersachsen wurden positiv auf Fipronil getestet. Der Lebensmittelhändler
Rewe und seine Discounttochter Penny nehmen Eier aus den Niederlanden nach eigenen Angaben vorsorglich aus dem Verkauf.
Aus Sicht der Verbraucherzentrale Bundesverband (VZBV) muss vor allem die Information der Kunden verbessert werden: «Neben einer zentralen
Risikobewertung durch das Bundesinstitut für Risikobewertung (
BfR) brauchen wir zukünftig konkrete Verhaltensempfehlungen im Sinne einer Krisenkommunikation - und zwar bundesweit einheitlich», sagte die Lebenmittelexpertin des Verbands, Jutta Jaksche, der Deutschen Presse-Agentur in Berlin.
Sie forderte für das Bundesamt für
Verbraucherschutz und
Lebensmittelsicherheit (
BVL) einen klaren Auftrag der Bundesländer: Die Behörde sollte auf der Website auf der Grundlage einer BfR-Bewertung «klare Handlungsempfehlungen geben und nicht nur die Warnungen der Bundesländer zusammentragen».
Niedersachsens
Landwirtschaftsminister Christian Meyer verlangte eine Null-Toleranz-Politik. «Bei diesem toxischen Stoff gilt die Nulltoleranz. Er hat in
Lebensmitteln nichts zu suchen», erklärte der Grünen-Politiker am Mittwochabend. Die Argumentation, für Kinder gehe bei einem Durchschnittskonsum in Deutschland keine
Gesundheitsgefahr aus, verharmlose das Problem. Wenn ein Kind mehr Eier esse als durchschnittlich angenommen, sei die tägliche Aufnahmedosis dieses Giftes bereits überschritten.
Meyer betonte zudem, dass auch von verarbeitenden Eiern eine Gefahr ausgehe. Mangels Kennzeichnungspflicht bei verarbeiteten Eiern sei die Herkunft der Eier nicht zu erkennen. Verbraucher könnten so belastete Chargen nicht erkennen. «Auch hier gilt die Nulltoleranz.» «Wer auch immer bewusst oder fahrlässig Mittel zur
Schädlingsbekämpfung bei der Lebensmittelherstellung von Eiern und Fleisch verwendet hat, muss unnachgiebig zur Rechenschaft gezogen werden», forderte der Minister.
Doch nicht nur in den Niederlanden ist die illegale Mixtur des Milbenbekämpfungsmittels Dega-16, die das Fipronil enthält, zum Einsatz gekommen. Bei einem Betrieb in der niedersächsischen Grafschaft Bentheim mit 40.000 Freilandlegehennen wurden nach Angaben des Landwirtschaftsministeriums Eier mit Fipronil gefunden. Damit sind auch erstmals Eier mit einer deutschen Printnummer betroffen: Das Ministerium warnt vor Eiern mit der Nummer 1-DE-0357731. Vier weitere
Betriebe, die Dega-16 erhalten hatten, wurden gesperrt.
Als Auslöser des Skandals gilt das
Desinfektionsmittel Dega-16, mit dem Blutläuse bei Geflügel bekämpft werden sollen. Darin wurde Fipronil beigemischt, was in der Geflügelzucht nicht verwendet werden darf. Ein belgischer Händler steht im Verdacht, dies getan zu haben.