Sehr kleines Schlachtschweineangebot trifft europaweit auf eine nur begrenzte Fleischnachfrage. (c) proplanta
Der Bedarf der Fleischhersteller an schlachtreifen Tieren ist urlaubsbedingt zwar unterdurchschnittlich, doch müssen die Schlachtbetriebe ein gewisses Maß an Kapazitätsauslastung aufrechterhalten. Wie im Vorfeld erwartet, hat die Vereinigung der Erzeugergemeinschaften für Vieh und Fleisch (VEZG) am Mittwoch (12.7.) ihre Leitnotierung für Schlachtschweine mit 2,50 Euro/kg Schlachtgewicht (SG) unverändert gelassen.
Sie sprach von weitgehend ausgeglichenen Angebots- und Nachfrageverhältnissen auf niedrigem Niveau. Europaweit gab es in der vergangenen Woche bei den aktuellen Schlachtschweinenotierungen keine größeren Veränderungen. In Frankreich störte der Nationalfeiertag am 14. Juli zwar die Schweinevermarktung; Überhänge entstanden dadurch aber nicht. Die Notierung am Marché du Porc Breton (MPB) gewann im Vorwochenvergleich 0,2 Cent auf 2,352 Euro/kg SG hinzu.
Laut MPB ist das Lebendangebot weiterhin gering; die Schlachtungen in den Schweinehochburgen des Landes sind seit Jahresbeginn um 6 % zurückgegangen. Deshalb haben einige Schlachthöfe ihre Tätigkeit bereits seit einigen Wochen auf vier Tage in der Woche beschränkt. Auch in Spanien und Italien arbeiten die Schlachtunternehmen nur noch vier Tage in der Woche; für eine höhere Auslastung fehlen die Schweine.
Selbst mit dieser Kürzung reicht in Spanien das Lebendangebot kaum aus, zumal die Masttiere durch die sommerlichen Temperaturen nur noch langsam zunehmen und die Schlachtgewichte sinken. Die Notierung am Mercolleida blieb die sechzehnte Woche in Folge unverändert bei 2,025 Euro/kg Lebendgewicht (LG). Solch eine lange Periode mit stabilen Preisen gab es dort noch nie.
Kurbeln Urlauber die Fleischnachfrage im Süden an?
Bisher hat laut Mercolleida der Touristenstrom die Fleischnachfrage in Spanien noch nicht so belebt, dass die Verluste im Drittlandsexport ausgeglichen werden können. In Italien wird befürchtet, dass die Sommerurlauber wegen der Inflation und des Kaufkraftverlustes weniger Geld für Schweinefleisch ausgeben werden. Dortigen Analysten zufolge ist das aktuelle Schweineangebot sehr klein und die Schlachtbetriebe verzeichnen aktuell einen Margenverlust von 8 Euro je Schwein.
Dennoch legte die nationale Schlachtschweinenotierung in den verschiedenen Gewichtsklassen um 2,7 Cent zu, es war eine der ganz wenigen mit einem merklichen Anstieg. In Österreich bezifferte der Verband landwirtschaftlicher Veredlungsproduzenten (VLV) das aktuelle Lebendangebot auf nur noch 85 %. Angesichts der „angespannten Verhältnisse in der Fleischbranche“ wurde aber auch dort die Notierung mit 2,54 Euro/kg SG stabil gehalten.
In Belgien und Dänemark änderten sich die Auszahlungspreise der Schlachtunternehmen ebenfalls nicht. Danish Crown berichtete europaweit von einer ruhigen Fleischnachfrage. Höhere Abgabepreise ließen sich am ehesten für die knappere knochenlose Ware durchsetzen, da für das Entbeinen urlaubsbedingt Mitarbeiter fehlten. Der Export von Tiefkühlfleisch nach Asien laufe aufgrund der hohen EU-Preise weiter nur verhalten; mit Japan liefen intensive Verkaufsgespräche.
250-Euro-Marke geknackt
In der Woche zum 9. Juli hatte sich der moderate Anstieg der Schlachtschweinepreise im EU-Mittel fortgesetzt. Nach Kommissionangaben erlösten Tiere der Handelsklasse E im Schnitt der meldenden Mitgliedstaaten 250,50 Euro/100 kg SG; das waren 1,80 Euro oder 0,7 % mehr als in der Vorwoche. Erstmals in der Historie wurde damit die Marke von 250 Euro überschritten. Im Vorjahresvergleich erhalten die Erzeuger aktuell rund 30 % mehr Geld für ihre Tiere.
In der Berichtswoche mussten die Schlachtbetriebe in den baltischen Staaten spürbare Zuschläge zahlen; in Estland waren es 5,2 % und in Litauen sowie Lettland jeweils rund 2 %. Auch in Österreich, Luxemburg, Slowenien und Tschechien konnten sich Mäster über jeweils gut 2 % höhere Preise freuen. Moderater wurden die Auszahlungsleistungen in Deutschland, Belgien, den Niederlanden und Frankreich mit 1,0 % bis 1,3 % nach oben angepasst.
Vorangegangen waren entsprechende Anhebungen der nationalen Leitnotierungen. Weitgehend unverändert bezahlt wurden die Schlachtschweine im Vorwochenvergleich in Dänemark und Spanien. Nur in zwei Ländern gaben die Preise etwas nach; das waren Schweden mit 0,8 % und Ungarn mit 0,9 %.