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08.01.2021 | 13:06 | Innovation 

Krabbenpulen - Jetzt auch mit Ultraschall?

Großheide - Krabbenpulen per Ultraschall: Erfinder aus Ostfriesland treiben diese innovative Technik voran, um eine Lösung für das Schälen der Tiere vor Ort zu finden. Ein anvisierter Prototyp ist allerdings immer noch nicht in Sicht.

Krabben
Mit Ultraschall Krabben pulen - an dieser Innovation arbeiten Erfinder aus Ostfriesland. Um die Idee in der Praxis zu testen, braucht es allerdings einen Prototyp - und der kostet viel Geld. Doch sollte es klappen, könnte die Idee nicht nur ein Umweltproblem lösen. (c) proplanta
«Wir sind eigentlich soweit, dass wir loslegen könnten», sagte Günter Klever der Deutschen Presse-Agentur. Seine Tochter Christin, studierte Maschinenbauerin, hatte das Verfahren entwickelt und hält nun ein Patent. Vater und Tochter aus Großheide (Kreis Aurich) haben nun ein Unternehmen gegründet, um das Verfahren in die Praxis zu bringen - doch noch fehlt den Entwicklern das Geld für einen Prototypen. Nötig wären mehrere Hunderttausend Euro.

Bislang ist Krabbenpulen lästige Handarbeit. Christin Klever hat ein Verfahren entwickelt, bei dem die Stoßwellen eines Ultraschalls die Chitin-Panzer der in einem Becken schwimmenden Krabben aufbrechen sollen, ganz ohne das begehrte Krabbenfleisch zu beschädigen. Nach einigen Minuten ließen sich so Schale und Fleisch trennen.

Mit dem Verfahren könnte eine Lösung kommen, auf die Krabbenfischer und Händler an der Nordseeküste seit Jahren warten. Bislang kommen laut Landwirtschaftskammer rund 90 Prozent der in Deutschland durchschnittlich pro Jahr angelandeten 12.000 Tonnen Nordseekrabben zum Pulen nach Marokko und in geringem Umfang nach Polen. Grund sind vor allem die Lohnkosten. Unter Umwelt- und Verbraucherschützern sorgt dieser Transport immer wieder für Kritik.

Im Corona-Jahr hätte eine Schälung der Krabben vor Ort den Fischern besonders geholfen, ist sich Klever, der selbst Krabbenfischer ist, sicher. Da die Kapazitäten in den marokkanischen Schälzentren teilweise runtergefahren wurden oder zeitweise ganz ausfielen, brach die Nachfrage ein. Krabbenfischer blieben in den Häfen liegen.

Doch die Entwicklung eines Prototypen verzögert sich. Zwar haben die Klevers bereits eine Firma aus dem Kreis Aurich gefunden, mit deren Hilfe ein Modell gebaut werden soll. Doch für die nötigen Investitionen fehlt das Geld. «Wir kooperieren nun mit der Landwirtschaftskammer», sagte Klever. Zusammen sei eine Projektskizze für eine Förderung bei der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) eingereicht worden. Das Vorhaben liege zur Prüfung vor, teilte die Behörde mit.

«Wir warten auf eine Förderzusage des Bundes, damit wir loslegen können», sagte Klever. Doch wann es soweit ist, ist noch unklar. Das BLE geht davon aus, dass die Skizzenprüfung voraussichtlich im ersten Quartal abgeschlossen werden kann. Das wäre aber nur ein erster Schritt. Falls die Skizze als förderwürdig bewertet werde, müsse dann in einem zweiten Schritt ein Vollantrag eingereicht werden. Erst nach nochmaliger Prüfung erfolge dann eine Bewilligung der Fördermittel.

Er sei «sehr zuversichtlich», dass es mit der Antragsstellung klappe, sagte Klever. Lediglich die lange Wartezeit sei zermürbend. Doch sollte es eine Förderung geben, haben die Erfinder nicht nur das Krabbenfleisch im Blick. Ziel sei es, die Wertschöpfung insgesamt in der Region zu stärken, sagte Klever. Beispielsweise könnten bei einem mechanischen Verfahren vor Ort auch die Krabbenschalen verwendet werden, die bislang in Marokko verrotten. Etwa aus ihnen gewonnenes Chitin sei in der Medizin und Kosmetikindustrie ein gefragter Stoff, sagte Klever.
dpa/lni
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