Vorsprung durch Wissen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
20.01.2012 | 08:52 | Rinderhaltung 

Neue Checkliste Rindergesundheit

Kiel - Der Präsident der Landwirtschaftskammer, Claus Heller, und Dr. Christine Bothmann vom Vorstand der Tierärztekammer Schleswig-Holstein haben im Lehr- und Versuchszentrum Futterkamp im Kreis Plön die neue Checkliste Rindergesundheit vorgestellt.

Eine gesunde Kuh
Die Gesundheit des Tieres im Mittelpunkt (c) proplanta
Tierwohl und Tiergesundheit stehen zunehmend im Mittelpunkt der Dis-kussion. Betriebsleiter, Tierärzte und landwirtschaftliche Berater sind heute gemeinsam gefordert, um das Tierwohl zu fördern. Nur durch das Zu-sammenwirken von landwirtschaftlichem und tierärztlichem Sachverstand ist es möglich, eine Gesamtschau für die Rinderhaltung zu erstellen, um dann mit betriebsspezifischen Maßnahmen nachhaltig die Tiergesundheit auf den Höfen zu erhalten und zu verbessern.


Tierwohl steht im Fokus

Das Auftreten der Faktorenerkrankung, eventuell in Verbindung mit ei-nem Verdacht auf Clostridiose, sind hierbei nur ein Aspekt. Im Mittel-punkt des umfassenden Ansatzes steht die Verbesserung des Tierwohls und des Gesundheitsstatus des einzelnen Tieres.

Die Tierärztekammer und die Landwirtschaftskammer als beratende Organisationen stellen sich ihrer Verantwortung. In einem gemeinsamen Arbeitskreis wurde die 25 Seiten umfassende Checkliste zur Rinderge-sundheit entwickelt. Grundlage für die Checkliste sind aktuelle Erhebun-gen und Untersuchungsergebnisse der betrieblichen Situation aus Sicht der Haltung, Fütterung und Tiergesundheit. Der Landeskontrollverband in Kiel stellt zusätzlich einen speziellen Datensatz mit betrieblichen Kennwerten über die Entwicklung von Leistung und Tiergesundheit zur Verfügung.

Die umfangreiche Checkliste wird auf dem Hof und im Stall gemeinsam von den Tierhaltern, Beratern und Tierärzten erarbeitet. Nach diesem Betriebs-Check können alle Beteiligten beurteilen, wo der Betrieb steht und welche Maßnahmen zu ergreifen sind. Ziel ist es, dass sich in weni-gen Jahren alle Milchviehbetriebe beteiligen.


Steigende Leistung und Herdengröße fordern Landwirte

Haltung, Betreuung, Zucht und Fütterung haben eine erhebliche Bedeutung für die Gesund-heit und das Wohlbefinden der Tiere. Zunehmende Bestandsgrößen und steigende Leistungen stellen daher hohe Anforderungen an Landwirte und Tierärzte. Tiergerechte Haltungssysteme, hohe Futterqualitäten und leistungsbezogene Rationsgestaltungen sind unverzichtbare Voraussetzungen für die Gesunderhaltung. Flankierende Hygienemaßnahmen zur Verminderung des Keimdrucks und zur Reduzierung spezifischer Krankheitserreger sowie die Vermeidung von Stress dienen der Prophylaxe. Im Krankheitsfall sind selbstverständlich therapeutische Maßnahmen angezeigt, um die Tiere zu heilen.

Die Entwicklung eines betriebsbezogenen Gesamtkonzeptes ist für die strategische Ausrich-tung zur Verbesserung des Tierwohls unerlässlich. Der standardisierte Fragebogen ist eine hervorragende Maßnahme, um dieses Ziel zu erreichen. Die betriebsübergreifende Auswer-tung durch die Landwirtschaftskammer ermöglicht eine anonymisierte Gesamtschau für alle beteiligten Betriebe und kann Daten für weitere wissenschaftliche Auswertungen, eventuell auch auf Bundesebene zur Verfügung stellen.

Tierärztekammer und Landwirtschaftskammer stellen dieses Angebot auf ihren Veranstal-tungen in den nächsten Wochen vor. Mit diesem Angebot soll ein erfolgversprechender Schritt für die Sicherung der Tierproduktion bei weiter nachhaltig verbessertem Gesundheits-status erreicht werden. Beide Partner hoffen auf eine landesweite gute Resonanz bei Land-wirten, Beratungsringen und Tierärzten. Auf dieser breiten Datenbasis können zukunftswei-sende Strategien entwickelt und damit die Basis für gesunde Tiere und ein optimales Leis-tungsniveau gelegt werden.


Fakten zur Rinderhaltung in Schleswig-Holstein

Für 2011 errechnet sich für die schleswig-holsteinischen Betriebe ein durchschnittlicher Kuh-bestand von 78,7 Kühen je Betrieb. In den vergangenen drei Jahren ist der durchschnittliche Kuhbestand um 8,2 Kühe je Betrieb gewachsen. Die größte Betriebsgruppe mit 2.163 Be-trieben und einem Anteil von 46,3 % stellt die Gruppe mit 50 bis 100 Kühen dar. Die Durch-schnittsgröße dieser Gruppe liegt mit 72,1 Kühen etwas unter dem Landesdurchschnitt.

Deutlich angestiegen ist in den vergangenen Jahren der Anteil der Betriebe mit mehr als 100 Kühen. Die 1.147 Betriebe entsprachen etwa 25 % der Milchviehbetriebe, sie hielten jedoch bereits 45,7 % der Kühe in ihren Ställen. 88 Betriebe lagen in der Größenklasse von 200 bis 300 Kühen, weitere 41 Betriebe haben mehr als 300 Kühe in ihrem Bestand. Aus den Aus-wertungen der Rinderspezialberatung ergeben sich keine Zusammenhänge zwischen Be-triebsgröße und Parametern der Tiergesundheit. (lk-sh)
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Weitere Artikel zum Thema

 Nachfrage nach Fleischersatz kurbelt Produktion an

 Verweste Schweine - Behörde prüft Entzug von Schlachtzulassung

 33 Rinder verendet - Zwei Jahre Bewährung für Landwirt

 Großbrand in Schweinemastanlage - Polizei schließt Brandstiftung aus

 Räumungsklage gegen Schlachthof Aschaffenburg Mitte Mai vor Gericht

  Kommentierte Artikel

 Zahl der Bäckereien weiter rückläufig

 Wundermittel und Jahrhundertgift PFAS: Derselbe Circus - andere Clowns

 Deutsche Verbraucher offen für abgelaufene Lebensmittel

 Brandenburger Dackel wohl von Wolf angegriffen

 Tag des Wolfes - Bauern machen Druck für vereinfachten Abschuss

 Erleichterungen bei GAP-Anträgen und Hanfanbau

 In der Corona-Pandemie wurden zu oft Antibiotika verschrieben

 Jäger sehen dringenden Handlungsbedarf bei Umgang mit Wölfen

 Söder setzt sich gegen Verbrenner-Aus ab 2035 ein

 2023 war Jahr der Wetterextreme in Europa