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29.01.2023 | 12:43 | Schlachtschweinemarkt 

Preise in Frankreich und Spanien eilen davon

Bonn - Die aktuellen Notierungen für Schlachtschweine in der Europäischen Union haben sich in der vergangenen Woche erneut sehr unterschiedlich entwickelt.

VEZG-Notierung
Notierungen für Schlachtschweine in der EU driften immer weiter auseinander - Spanien und Frankreich mit deutlicher Aufwärtsentwicklung. (c) proplanta
Während die dänischen Mäster zum wiederholten Male von der Senkung des Ankaufspreises für ihre Tiere enttäuscht wurden, konnten sich die spanischen und französischen Erzeuger über deutliche Aufschläge freuen. Ruhiger war das Marktgeschehen in Deutschland. Einem weiterhin kleinen Lebendangebot aufgrund gesunkener Bestände stand ein verhaltener Bedarf der Schlachtunternehmen wegen der unbefriedigenden Absatzsituation am Fleischmarkt gegenüber.

Der auf niedrigem Niveau ausgeglichene Lebendmarkt führte am Mittwoch (25.1.) dazu, dass die Vereinigung der Erzeugergemeinschaften für Vieh und Fleisch (VEZG) ihre Notierung für Schlachtschweine mit 2,00 Euro/kg Schlachtgewicht (SG) die neunte Woche in Folge unverändert ließ. Der übliche und von den Schlachtunternehmen erhoffte Preisabschlag im Januar blieb diesmal aus. Dies hat die Margen der „roten Seite“ belastet, da die Verkaufspreise von Teilstücken seit dem Jahreswechsel nachgegeben haben. Zuletzt wurde jedoch von einer kleinen Nachfragebelebung berichtet, die von Verkaufsaktionen im Handel unterstützt wurde.

Das Problem für die Fleischverkäufer sind momentan die erzielbaren Preise. Da sich die Schlachtunternehmen europaweit aufgrund der Marktunsicherheiten und Kosten beim Einfrieren von Schweinefleisch zurückhalten, gelangt viel Frischware auf den Markt, was dessen Preise drückt. Verstärkt wird dies durch den schwachen Drittlandsexport, weshalb beispielsweise Dänemark mehr Frischware am EU-Binnenmarkt absetzen muss. Danish Crown (DC) senkte deshalb seinen aktuellen Ankaufspreis für Schlachtschweine erneut, und zwar um umgerechnet 2,7 Cent auf 1,49 Euro/kg. Seit Jahresbeginn ist der DC-Preis bereits um 15 Cent/kg gefallen und zählt zu den niedrigsten in der EU.

Frankreichs Notierung über 2 Euro

Ganz anders sieht seit Beginn des neuen Jahres die Situation in Frankreich und Spanien aus. Dort treibt das für den Bedarf der Schlachtunternehmen zu kleine Schlachtschweineangebot die Notierungen in Rekordhöhen. Am französischen Marché du Porc Breton (MPB) stieg die Notierung am vergangenen Donnerstag um den Maximalbetrag von 5 Cent/kg SG; dies geschah bereits das dritte Mal in diesem Jahr. Zusammen mit der Montagsnotierung wurde im Vorwochenvergleich ein Plus von 6 Cent auf 2,017 Euro/kg SG verzeichnet.

Seit Jahresbeginn ist die Notierung am MPB um gut 20 Cent gestiegen. Werden die darin noch nicht enthaltenen Zuschläge von etwa 14 Cent/kg hinzugerechnet, zählen Frankreichs Schlachtunternehmen zu den Spitzenauszahlern in der EU. Der Unterschied zu Dänemark ist neben dem knapperen Schlachtschweineangebot der starke Inlandsverbrauch von Schweinefleisch mit französischer Herkunft. Dieser lief zuletzt aufgrund von Verkaufsaktionen nicht schlecht; gleichzeitig lag das Schweineangebot jedoch um gut 4 % unter dem Vorjahresniveau.

Auf Rekordkurs

In Spanien legte die Notierung für Schlachtschweine des Mercolleida am vergangenen Donnerstag um 2,8 Cent auf 1,718 Euro/kg Lebendgewicht (LG) zu. Dort ist seit dem Jahreswechsel ein Plus von insgesamt 7,3 Cent/kg LG zu verzeichnen, also gut 9 Cent/kg SG. Die aktuelle Notierung war die dritthöchste in der Geschichte des Mercolleida, lediglich im September 2022 wurden noch einen Tick höhere Rekordpreise festgestellt. Grund für die derzeitige Aufwärtsentwicklung ist auch bei den Iberern das zu kleine Lebendangebot, welches im Januar um rund 5 % unter dem vergleichbaren Vorjahresniveau lag.

Zwar sind die aktuellen Schlachtgewichte höher als Anfang 2022, doch reicht das nicht, um den Bedarf der Schlachtunternehmen zu decken. Dieser resultiert nicht aus einem gut laufenden Absatz am Fleischmarkt, sondern aus der notwendigen Auslastung der erweiterten Schlachtkapazitäten. Dies gelingt bei rückläufigen Stückzahlen immer schwerer und eine Besserung ist nicht in Sicht. Aufgrund des knappen und teuren Ferkelangebots sollen in Spanien einige Mastabteile leer stehen, weshalb auch in den kommenden Monaten mit einem nur begrenzten Lebendangebot gerechnet wird.

Fragliche EU-Preisberichterstattung

Bezogen auf die gesamte EU tendierten die Schlachtschweinepreise in der Woche zum 22. Januar laut Kommission noch schwächer. Für Tiere der Handelsklasse E wurden im Mittel der Mitgliedstaaten 201,62 Euro/100 kg SG gezahlt; das waren 1,18 Euro oder 0,6 % weniger als in der Vorwoche. Unerklärlicherweise wurde hierbei von der Kommission aber ein angeblicher Preisabschlag von 2,4 % in Frankreich eingerechnet, was nicht zur anziehenden Leitnotierung und den Marktberichten in dem Land passt. Auch das ausgewiesene Minus für Österreich mit 1,1 % erscheint angesichts einer dort stabilen Leitnotierung fraglich.

Realistischer dürfte der nach Brüssel gemeldete Abschlag von 1,5 % für Dänemark sein. Zudem gaben die Schlachtschweinepreise in Rumänien mit 3,3 % und in Lettland mit 3,8 % überdurchschnittlich nach. In Polen, Ungarn, Schweden und Litauen bekamen die Mäster jeweils rund 1 % weniger Geld für ihre Tiere. In Deutschland, den Niederlanden und Belgien blieben die Auszahlungsleistungen der Schlachtunternehmen im Vorwochenvergleich weitgehend unverändert. In Spanien und Portugal stiegen die Schlachtschweinepreise dagegen um jeweils gut 1 % an.
EU-Marktpreise für Schlachtschweine (Woche 16. bis 22.1.2023)Bild vergrößern
EU-Marktpreise für Schlachtschweine (Woche 16. bis 22.1.2023)
AgE
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