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06.02.2021 | 00:34 | Illegaler Heimtierhandel 

Tierschützer uneins über Verbot von Haustier-Handel im Internet

München - Angesichts des in der Corona-Pandemie verstärkten illegalen Handels mit Haustieren sind Tierschützer in Bayern uneins über ein Verbot von Tierverkäufen im Internet.

Haustier-Handel im Internet
In Zeiten von Corona ist die Nachfrage nach Welpen und Katzen im Internet groß. Unseriöse Händler nutzen das für illegale Geschäfte. Die Forderung nach einem Verbot des Internethandels mit Haustieren stößt bei Tierschützern in Bayern aber auf ein geteiltes Echo. (c) k-artz - fotolia.com
Während der Deutsche Tierschutzbund ein solches Verbot «dringend» fordert, wehren sich andere Tierschützer dagegen - und erhalten Rückendeckung von der zuständigen Bundesministerin. «Wir haben die meisten unserer Plätze für Tiere über eBay-Kleinanzeigen gefunden», sagt die Vereinsvorsitzende der Münchner Auslandstierhilfe Fortuna, Friederike Rajmann. «Ein Verbot würde unsere Arbeit total erschweren.» Seit 2012 vermittelt der Verein Tiere aus Südspanien und Rumänien nach Deutschland. Dabei werde immer sichergestellt, dass die nötigen Impfungen und Papiere für den Transport zu ihren neuen Besitzern vorliegen, sagt Rajmann.

«Wir haben aber damit zu kämpfen, dass wir mit illegalen Händlern in einen Topf geworfen werden», sagt Rajmann. «Unsere Online-Anzeigen sind deswegen schon oft vorübergehend gelöscht worden.» Von ähnlichen Problemen berichtet auch der Auslandstierhilfe-Verein Lex Friendz aus München. «Wir wurden da öfter rausgeschmissen», sagt Vorsitzende Sabrina Porsch. «Seit einiger Zeit inserieren wir nur noch auf einschlägigen Portalen wie Tasso oder Deine Tierwelt.»

Dort müsse man als Verein auch nachweisen, dass man die Tiervermittlung legal betreibe, betont Porsch. «Das war bei eBay-Kleinanzeigen nicht so.» Ein Verbot des Online-Tierhandels auf Plattformen mit weniger hohen Standards befürworte sie daher.

Die in Zeiten von Corona gestiegene Nachfrage nach Haustieren wird im Internet nicht nur von seriösen Anbietern bedient. Nach Angaben des Deutschen Tierschutzbunds hat der illegale Welpenhandel 2020 «einen dramatischen Aufschwung» erfahren. Zwischen Januar und Oktober registrierte der Verband deutschlandweit 75 Fälle von illegalem Heimtierhandel, 818 Tiere waren demnach betroffen - mehr als im gesamten Jahr 2019.

Bayernweite Statistiken zu illegalem Haustierhandel gibt es nicht. Die Bundespolizei meldete aber auch im Januar weitere unerlaubte Haustier-Importe in den Freistaat. So stoppten die Beamten nach eigenen Angaben am Donnerstag einen illegalen Transport von 16 reinrassigen Hundewelpen auf der Autobahn 96 bei Lindau, den Tieren stand nach Angaben der Beamten auf der Reise von Italien aus nicht einmal Wasser zur Verfügung.

Am häufigsten kämen diese Transporte aus Ungarn und Rumänien, sagt Wojahn. Die Tiere seien meist zu jung für die lange Reise oder nicht mit den nötigen Impfungen und Papieren ausgestattet. In der Folge müssten Welpen teilweise mehrere Monate isoliert in Tollwutquarantäne verbringen, sagt Wojahn. Um solche illegalen Transporte zu verhindern, rate sie, «generell keine Tiere über das Internet zu kaufen oder zu bestellen». Wenn doch, sollten Interessenten zumindest Auskunft über die Elterntiere verlangen.

Der Präsident des Deutschen Tierschutzbundes, Thomas Schröder, forderte am Donnerstag ein gesetzliches Verbot des Online-Handels mit Tieren. «Der Internetverkauf von Tieren trägt zu Spontankäufen bei und öffnet dem illegalen Handel Tür und Tor», sagte Schröder. «Damit ist der Onlinehandel maßgeblich für das so entstehende Tierleid verantwortlich.» Susanne Rajmann von der Tierhilfe Fortuna sieht das anders: «Ich bin total dagegen, den Online-Handel zu verbieten.» Viele Plattformen würden schon jetzt kontrollieren, welche Anzeigen für Haustier-Verkäufe seriös seien.

Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) forderte nach einem Runden Tisch mit Tierschützern und Vertretern von Internetplattformen vergangene Woche lediglich einheitliche Standards und eine bessere Rückverfolgbarkeit der Anbieter. Digitale Angebote würden schließlich auch Tierschutzorganisationen auch die Vermittlung von Tieren erleichtern, sagte Klöckner. Ein Verbot des Internethandels mit Haustieren erwähnte sie nicht.
dpa/lby
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