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06.09.2023 | 10:40 | Landtierarztquote 
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Zu wenige Tierärzte für Nutztiere? Kabinett plant Landtierarztquote

München - Wegen eines befürchteten Mangels an Tierärzten für die Versorgung von Nutztieren auf dem Land hat die Staatsregierung die Einführung einer Landtierarztquote angekündigt - wenn auch zunächst ohne Nennung eines Zeitplans.

Landtierarztquote
(c) proplanta
Das bedeutet konkret, dass Interessenten am Tiermedizin-Studium auch mit einer etwas schlechteren Abiturnote eine Chance bekommen könnten - wenn sie sich verpflichten, nach dem Studium in bestimmten bayerischen Regionen tätig zu werden. «Es geht darum, die Zahl der Landtierärztinnen und -ärzte zu erhöhen, weil das aus vielerlei Gründen notwendig ist», sagte Staatskanzleichef Florian Herrmann (CSU) am Dienstag nach einer Kabinettssitzung in München.

In der Humanmedizin gibt es eine solche Landarztquote bereits. Dort werden bis zu fünf Prozent der Medizinstudienplätze an Bewerberinnen und Bewerber vergeben, die sich vertraglich verpflichten, sich später als Hausarzt in einem unterversorgten Gebiet niederzulassen. Nun soll es laut Kabinettsbeschluss auch eine umfassende «Zukunftsstrategie» zur tierärztlichen Versorgung von Nutztieren in Bayern geben.

«Die Sicherstellung einer guten tierärztlichen Versorgung auf dem Land ist der Staatsregierung ein wichtiges Anliegen», hieß es in der Mitteilung der Staatskanzlei. «Sie dient sowohl dem Tierschutz als auch dem Erhalt und der Fortführung zukunftsfähiger landwirtschaftlicher Betriebsstrukturen im ländlichen Raum.» Umwelt- und Wissenschaftsministerium sollen nun ein Konzept ausarbeiten.

«Mit einer Landtierarztquote sollen Tierärztinnen und Tierärzte frühzeitig an den ländlichen Raum gebunden und der Kontakt zur Nutztierpraxis gefördert werden», hieß es. Es solle beispielsweise ein Auswahlverfahren eingeführt werden, «das neben leistungsbezogene Kriterien wie Abiturnote oder Medizinertest tritt». Zudem soll es spezielle Stipendien oder Niederlassungsförderungen geben.

«Ziel ist es, den Tierarztberuf auf dem Land insbesondere in der Nutztierpraxis insgesamt attraktiver zu gestalten, um möglichen Versorgungslücken frühzeitig entgegenzuwirken», hieß es in der Mitteilung. Denn nach einer Studie der Ludwig-Maximilians-Universität München sei in den kommenden Jahren in einigen Regionen Bayerns mit einer tierärztlichen Unterversorgung bei rinderhaltenden Betrieben zu rechnen. «Gerade in ländlichen Regionen gestaltet sich die Nachwuchsgewinnung in der Nutztierpraxis zunehmend herausfordernd.» Gab es in Bayern 2014 noch knapp 1.200 niedergelassene Tierärzte für die Versorgung von Nutztieren, sind es demnach heute noch knapp 740.
dpa/lby
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Kommentare 
maximilian schrieb am 13.09.2023 16:40 Uhrzustimmen(1) widersprechen(3)
Auch Professoren der klinischen Fächer haben Kontakt zur Realität durch ihre Tätigkeit in den Kliniken und Ambulanzen.
Die gesetzliche Pflicht zu einem Vertragstierarzt würde die finanzielle Basis der Tierarztpraxen verbessern. In Bayern müsste dem TGD Bayern e.V. das Apothekenrecht entzogen werden. Ziel sollten Großpraxen mit mehreren Tierärzten sein, sodass geregelte Arbeitszeiten möglich sind. Die Arzneimittelabgabe sollte streng geregelt und überwacht werden. Außerdem erhöht eine Verringerung der Bestände die relative Zahl der Tierarztpraxen.
Dr. Gero Beckmann, Fachtierarzt für Mikrobiologie schrieb am 08.09.2023 12:25 Uhrzustimmen(4) widersprechen(4)
Tatsächlich liegen die Gründe für den Mangel seit Jahrzehnten offen: es ist beileibe nicht nur der Numerus Clausus, sondern die tw. völlig weichgespülte Wahrnehmung der beruflichen Realität durch die Studienplatzbewerberinnen.

Was effektiv wäre:

- Pflichtpraktika VOR dem Studium
- frühzeitige Verschränkung von vorklinischen mit klinischen Fächern
- Förderung von Gemeinschaftspraxen inkl. lebbaren Varianten der bewerberseitig geforderten Work-Life-Balances
- Förderung von gemeinschaftlich genutzten Großtierkliniken mit angeschlossener "Ätiologie" (Pathologie, Histologie, Mikrobiologie, Impfstoffherstellung)
- Abbau der bürokratischen Hürden (ausuferndes Tierarzneimittelrecht)

Das haben aber z.B. die meisten Hochschullehrer weder erlebt noch auf dem Schirm - viele kommen aus ihrer Hochschulblase berufszeitlebens nicht heraus! Professoren sollten - so die Übersetzung - begeistern. Es gilt das alte Wort des Hlg. Augustinus: "Nur wenn Du in Flammen stehst, kannst Du andere begeistern!" - Wer also die Praxis oder Best Practice nicht gesehen hat, kann darüber auch schlechterdings nicht lehren.

Insofern sind die Vorschläge aus dem "schönsten Land der Erde" auch ein bisschen als Wahlkampfgetöse zu verstehen....
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