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20.10.2012 | 13:37 | Rinderhaltung 

Abnehmende Rinderzahlen in Österreich erwartet

Wien - Die Bruttoeigenerzeugung von Rindern wird heuer in Österreich schrumpfen, für 2013 ist ein weiterer leichter Rückgang zu erwarten

Rinderhaltung
(c) proplanta
Dies geht aus der jüngsten Prognose der Bundesanstalt für Agrarwirtschaft hervor. Konkret wird für das Kalenderjahr 2012 eine Großrinder-Erzeugung von rund 581.000 Stück erwartet (-3,5% gegenüber 2011).

Die Kälber-Produktion wird bei etwa 133.000 Stück liegen (-4,9%). Das ergibt in Summe eine Bruttoeigenerzeugung von rund 714.000 Stück (-3,8%).

Die Prognosen für das erste und zweite Halbjahr 2013 zeigen eine weiter sinkende Produktion. Laut Bundesanstalt wird die Großrinder-Bruttoeigenerzeugung in etwa 575.500 Stück betragen (-1% gegenüber 2012), wovon 263.000 männliche Rinder, 182.000 Kühe und 130.500 Kalbinnen sind.

Die Kälberproduktion soll rund 131.000 Stück umfassen. In Summe ergibt dies eine gesamte Bruttoeigenerzeugung von 706.500 Tieren, das entspricht gegenüber 2012 einem Minus von 1,1%.


Gesamtrinderbestand rückläufig

Die Bundesanstalt geht in ihrer Prognose von der Viehzählung zum Stichtag 01.06.2012 aus. Dabei sank der Gesamtrinderbestand im Jahresabstand um 1,2% auf 1,96 Mio. Stück.

Die Anzahl der Rinder unter einem Jahr blieb mit rund 614.000 Stück gleich. Bei den Rindern zwischen ein und zwei Jahren ergab sich ein Rückgang um 2% auf 428.000 Tiere.

Die Ochsen und Stiere nahmen zahlenmäßig um 3,2% ab, die Schlachtkalbinnen um 4% und die Zucht- und Nutzkalbinnen um 0,1%. Die Herde der über 2-jährigen Rinder verkleinerte sich um 1,6% auf rund 915.000 Stück.

Die Anzahl der Kühe war mit 782.000 Stück um 1,3% geringer, wobei die Milchkühe um 0,7% auf rund 529.000 Tiere sanken, während die Mutter- und Ammenkühe zahlenmäßig um 2,6% auf rund 253.000 Stück schrumpften.

Am Stichtag 01.06.2012 wies die AMA-Datenbank 68.540 Rinderhalter aus, ein Jahr zuvor waren es 70.586. Das entspricht einem Rückgang um 2,9%


Etwas weniger Schlachtungen

Im Jahr 2011 wurden in Österreich laut Berechnungen der Bundesanstalt etwa 615.000 Großrinder geschlachtet. Das waren gegenüber 2010 um 1,6% weniger Tiere. Im ersten Halbjahr 2012 umfassten die Schlachtungen 287.000 Großrinder, was gegenüber dem Vorjahreszeitraum einem Rückgang um 0,8% entspricht.


Zuchtrinderexporte stark forciert

Der Import lebender Schlachtrinder nahm 2011 gegenüber dem Vorjahr um 12,7% auf rund 68.500 Tiere ab. Die Einfuhren von Rindfleisch und Verarbeitungsprodukten wuchsen um 5,3% auf umgerechnet 105.000 Stück.

Die Importe von Zucht- und Nutztieren erhöhten sich um 28,7% auf etwa 28.000 Stück.

Im Export war bei den lebenden Schlachtrindern ebenfalls eine Abnahme zu verzeichnen, und zwar um 20,3% auf 2.800 Tiere. Die Ausfuhren von Rindfleisch und Verarbeitungsprodukten sanken geringfügig um 0,3% auf rund 343.000 Stück.

Im Gegensatz dazu konnten die Exporte von Zucht- und Nutzrindern um 17,9% auf rund 81.000 Stück gesteigert werden. Insgesamt importierte Österreich 2011 umgerechnet 202.000 Rinder und exportierte 427.000 Stück. Dies ergab einen Exportüberschuss von 225.000 Tieren.


Im ersten Halbjahr 2012 Exportüberhang von 102.000 Rindern erzielt

Im ersten Halbjahr 2012 erhöhte sich der Import lebender Schlachtrinder im Vergleich zum Vorjahreszeitraum laut vorläufigen Außenhandelszahlen um 43,2% auf rund 43.000 Stück.

Die Einfuhren von Rindfleisch und Verarbeitungsprodukten verringerten sich um 9,9% auf 47.000 Stück. Mit 5.000 Tieren fielen die Einfuhren von Zucht- und Nutztieren um 66,8% geringer aus.

Die Exporte lebender Schlachtrinder stiegen auf 4.300 Stück, während die Ausfuhren von Rindfleisch und Verarbeitungsprodukten um 5,8% auf rund 159.000 Stück zurückgingen.

Die Zucht- und Nutzrinderexporte verkleinerten sich auf rund 33.000 Stück. Insgesamt wurden im ersten Halbjahr 2012 rund 94.000 Rinder ein- und 196.000 ausgeführt, woraus ein Exportüberhang von 102.000 Rindern resultierte.

Aus den genannten Zahlen errechnete die Bundesanstalt für das Jahr 2011 eine Bruttoeigenerzeugung an Großrindern im Umfang von 602.000 Stück, was gegenüber 2010 ein Plus von 0,9% ergibt.

Im ersten Halbjahr 2012 verringerte sich die Erzeugung laut vorläufigen Außenhandelszahlen um 4,2% auf rund 278.000 Stück.


Erzeugerpreise gestiegen

Die Schlachtstierpreise stiegen 2011 um 11,7%, jene für Kühe um 18,1% und für Schlachtkalbinnen um 11%. Die Erlöse für trächtige Nutzkalbinnen konnten um 15,6% und jene für trächtige Zuchtkalbinnen um 22,8% verbessert werden.

Auch im ersten Halbjahr 2012 wurde ein Plus bei den Erzeugerpreisen festgestellt. Die Schlachtstierpreise erhöhten sich um 8,4%, für Schlachtkühe wurde um 17,9% mehr erlöst und für Schlachtkalbinnen um 10,8%.

Die Erzeugerpreise für trächtige Nutzkalbinnen legten um 7,8% zu, jene für trächtige Zuchtkalbinnen sanken um 19,6%.


Kälber: Exporte konnten 2011 gesteigert werden

Bei den Kälbern ergab sich 2011 ein Rückgang der Schlachtungen um 5,3% auf rund 73.000 Stück. Im ersten Halbjahr 2012 wurde ein Minus gegenüber dem Vorjahreszeitraum von 0,4% errechnet.

Der Import von Schlachtkälbern wurde 2011 um 19,8% auf etwa 4.600 Stück und jener von Kalbfleisch um 6,1% auf umgerechnet 69.000 Stück verringert.

Die Einfuhren von Zucht- und Nutzkälbern sanken von 3.800 auf 1.800 Stück. Gleichzeitig konnten die Ausfuhren von Schlacht-, Zucht- und Nutzkälbern um 33,8% auf rund 73.000 Tiere gesteigert werden.

Im ersten Halbjahr 2012 wurden die Importe von Schlachtkälbern um 35,8% eingeschränkt. Die Kalbfleischeinfuhren stiegen um 6,1% und die Importe von Zucht- und Nutzkälbern erhöhten sich um 12,6%.

Die Exporte von Schlacht-, Zucht- und Nutzkälbern sanken um 8,9% auf rund 34.000 Stück. Daraus ergab sich für 2011 eine Bruttoeigenerzeugung von rund 140.000 Kälbern (+14,3%) und für das erste Halbjahr 2012 eine vorläufige Produktion von 69.000 Tieren, was einem Rückgang um 3,9% gegenüber dem Vergleichszeitraum 2011 entspricht.

2011 stiegen die Erzeugerpreise für Schlachtkälber um durchschnittlich 8,1%. Die Erlöse für männliche Nutzkälber nahmen um 5,6% und jene für weibliche Nutzkälber um 4,3% zu.

Im ersten Halbjahr 2012 stieg der Preis für Schlachtkälber im Jahresabstand um 3,7%. Für männliche Nutzkälber konnte um 12,5% und für weibliche um 12,3% mehr erlöst werden.


Marktsituation derzeit stabil

Derzeit ist die Marktsituation bei Jungstieren und gut ausgemästeten Schlachtkalbinnen in fast allen EU-Staaten stabil. Bei Schlachtkühen sind vor allem schwächere Qualitäten unter Druck geraten.

Auch in Österreich sind Angebot und Nachfrage bei Jungstieren und Kalbinnen stabil, die Preise für Stiere, Ochsen und Kalbinnen sind nach Angaben der Rinderbörse unverändert. Bei Schlachtkühen bleibt die angebotene Menge ebenfalls gleich.

Hinsichtlich der Preisbildung gehen die Interessen der Erzeugergemeinschaften und der Schlachthofwirtschaft noch immer deutlich auseinander. Bei gut ausgemästeten Schlachtkühen (Fettklasse 3 und 4) herrscht eine stabile Nachfrage.

Schwächere Qualitäten werden nach wie vor vernachlässigt, die Erlöse dürften in dieser Qualitätskategorie nochmals leicht nachgeben. Bei Schlachtkälbern bleibt die Nachfrage rege und das Angebot knapp, die Notierungen sind hier derzeit stabil. (BMLFUW)
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