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06.08.2009 | 10:38 | Imkerei  

Bienen hungern im Sommer

Wachtberg - Viele Menschen genießen jetzt das Schwimmbad oder erfreuen sich im Urlaub bei einer Wanderung an der Natur.

Hungrige Biene
(c) proplanta
Durch den vielerorts regenreichen Sommer in diesem Jahr sind die meisten Wiesen grün, die Maisäcker über drei Meter hoch und die Bäume noch voll im grünen Laub. Doch für Honigbienen und Wildinsekten fängt nun eine schwierige Zeit an, denn in der Natur fehlen bunte Blumen oder blühende Pflanzen, die lebenswichtige Nahrung spenden. Ränder an Feldern wurden gemäht und Pflanzen, die nicht zum Erntegut passen, fielen einem Herbizid zum Opfer.

Die Honigbienen, die jetzt ein Wintervolk aufbauen müssen, suchen gierig nach Nektar und Pollen. Die Bienen werden zum Beispiel von der gelben Farbe der Sonnenblumen angelockt, werden aber enttäuscht, denn seit Jahren gibt es Neuzüchtungen, die kaum Nektar für Blüten besuchende Insekten produzieren. Mit dem Blütenpollen ist es ebenso. Die Bienen kehren hungrig zu ihrem Volk zurück, die Brut wird nicht ausreichend versorgt und die Vitalität der Bienen leidet.

Fast jeder Quadratmeter der landwirtschaftlichen Flächen wird heute für Getreide, Hackfrüchte und vor allem Mais, der Pflanze zur Biomasse-Erzeugung, genutzt. Diese für Bienen eigentlich unattraktive Pflanze wird mittlerweile aus Not als Pollenquelle genutzt. Woher bekommen die Bienen aber Nektar? "Heuer ist es besonders dramatisch, denn auch der Wald "honigte" nicht. Die starken Regenfälle haben alle Erwartungen der Imker zunichte gemacht, aber auch den Bienen Hunger beschert. Im Süden Deutschlands mussten bereits im Juni Bienenvölker gefüttert werden, da sie sonst verhungert wären." so Peter Maske, Präsident des Deutschen Imkerbundes e. V.

Deshalb wird auch die Honigernte 2009 unterdurchschnittlich ausfallen und den Imkern keinenGewinn bescheren, da die Kosten zum Erhalt des Bienenvolkes höher alsder Ertrag sein werden. Imker sorgen dafür, dass im nächsten Frühjahr Bienen für die Bestäubungstätigkeit zur Verfügung stehen. 80 Prozent der Pflanzen sind auf Insektenbestäubung angewiesen und 80 Prozent davon benötigen die Honigbiene. Ein Rückgang der Völker würde landwirtschaftliche Ertragsverluste bedeuten. Der ökonomische Wert dieser Bestäubung wird weltweit auf jährlich 30 bis 60 Milliarden Euro geschätzt.

Bei einem Treffen von Landwirtschaftsministerin Aigner und den Imkerverbänden im Juni war die schlechte Blütenversorgung der Bienen nach dem Frühjahr ein wichtiges Thema. In einer Arbeitsgruppe wird das Ministerium im August gemeinsam mit den Imkerverbänden beginnen, nach Lösungen zu suchen. "Auch mit dem Präsidenten des Deutschen Bauernverbandes haben wir die dramatische Blütensituation auf den landwirtschaftlichen Flächen eingehend diskutiert." so Peter Maske. Verbesserung soll der Dialog auf Kreisebene zwischen Imkern und Bauernobmännern bringen, um das Verständnis beider Seiten füreinander zu verbessern.


Einige konkrete Forderungen der Imker sind:

- Ackerrandstreifenprogramme mit speziellen Blütenmischungen  

- Biomassegewinnung aus blühendem Pflanzengemischen statt Maisanbau 

- Einsatz von Nektar erzeugendem Saatgut bei Raps und Sonnenblumen 

- Pflanzung des "Bienenbaumes" (Euodia hupehensis) auf öffentlichen Grundflächen in Hecken 

- Ausbringung von Phaceliasaat als Zwischenfrucht auf abgeernteten Feldern statt Gelbsenf

Imker fühlen sich als Naturschützer. Ein weiterer Rückgang der Bienen bedeutet auch ein Rückgang von Pflanzen und weiteren Lebewesen im gesamten Naturhaushalt. (ots)
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