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15.08.2010 | 20:57 | Tierschutz  

Eine Chance für die letzten Nashörner

Nanyuki - Sie sehen aus wie mächtige, unbezwingbare Überlebende aus grauer Vorzeit mit ihrer dicken, grauen Haut und dem imposanten Horn.

Nashörner
(c) proplanta
Doch Nashörner gehören zu den bedrohten Tierarten, die in Afrika ums Überleben kämpfen. Vor allem in Asien ist ihr Horn gefragt für traditionelle Medizin und als angeblich potenzsteigerndes Mittel. Wilderer versuchen selbst in Nationalparks und privaten Reservaten zu jagen.

Von den Nördlichen Breitmaulnashörnern sind weltweit nur noch acht Tiere in Zoos bekannt. Vier von ihnen wurden im vergangenen Dezember zu einem Auswilderungsprojekt nach Kenia gebracht - die wohl letzte Chance für den Erhalt der Unterart. Gab es Anfang des 20. Jahrhunderts in Afrika noch etwa 400.000 Spitzmaulnashörner, wird die Zahl der Tiere nun auf 3.600 geschätzt - und das ist bereits ein Fortschritt, nachdem in den 90er Jahren nur noch knapp 2500 Tiere auf dem Kontinent lebten und in einigen Ländern bereits ausgerottet waren.

Etwas besser sieht die Lage der Südlichen Breitmaulnashörner aus, die Ende des 19. Jahrhunderts als so gut wie ausgestorben galten. Inzwischen gibt es wieder etwa 11.000 Tiere, die meisten von ihnen im südlichen Afrika. Naturschützer in verschiedenen afrikanischen Staaten wollen Nashörner auch dort wieder heimisch machen, wo sie inzwischen ausgestorben sind. Im Mai wurden die ersten fünf südafrikanischen Spitzmaulnashörner nach Tansania geflogen, wo sie in der Serengeti eine neue Heimat finden sollen.

Die Wildhüter wollen insgesamt 32 Tiere in dem ostafrikanischen Land ansiedeln. Für den Schutz der Kolosse wurden zusätzliche Ranger ausgebildet. Im benachbarten Uganda läuft ein Umsiedlungsprojekt für Nashörner aus Südafrika und Kenia, die in einem Naturschutzgebiet ein neues Revier gefunden haben. Die Umsiedlung ist in den meisten Fällen weniger problematisch als der Schutz der bedrohten Tiere. So leben die etwa 60 Nashörner des Tsavo-West-Nationalparks in Kenia in einem umzäunten Reservat innerhalb des Parks, mit zusätzlichen Patrouillen der Wildhüter.

Gerade beim Schutz und der Zucht der Nashörner gab es in den vergangenen Jahren eine gute Zusammenarbeit zwischen staatlichen und privaten Naturschutzeinrichtungen. So fanden zahlreiche Nashörner, die auf der Solio-Ranch - einem privaten Reservat in Zentralkenia - geboren wurden, in Tsavo oder im Nairobi-Nationalpark eine Heimat.

Schutz rund um die Uhr gibt es auch für Najin, Fatu, Sudan und Suni, die vier Nördlichen Breitmaulnashörner, die aus dem tschechischen Zoo Dvur Kralove in das private Reservat Ol Pejeta bei Nanyuki umgesiedelt wurden. Bis auf Sudan, der als Jungtier im Sudan gefangen wurde, hatten die Tiere ihr ganzes Leben in Zoos verbracht. Im Winter kamen sie eine Stunde an die frische Luft. Sie haben nie Gras gefressen und standen auf Betonboden, sagt Batian Craig, Wildlife-Manager in Ol Pejeta. Drei Monate verbrachten die Tiere, die aus dem tschechischen Winter in den afrikanischen Sommer geflogen waren, in Gehegen, gewöhnten sich langsam an die Gerüche und Geräusche ihrer neuen Heimat. Nach und nach wurde der Bewegungsradius der Tiere erweitert.

«Am Anfang waren sie sehr nervös, das Gehege zu verlassen», beschreibt Craig die Reizüberflutung bei der ersten Begegnung mit der afrikanischen Savanne. «Sudan war nach seinem ersten Spaziergang tagelang erschöpft - seine Beine waren viel zu schwach.» Inzwischen leben Sudan und Najin in einem großen, umzäunten Areal, in dem auch fünf andere Breitmaulnashörner einschließlich eines Jungtieres leben. Suni und Fatu sollen ebenfalls in ein eigenes Areal umziehen, das derzeit noch in Arbeit ist.

Die Wildhüter hoffen, dass die Zootiere von ihren Artgenossen soziales Verhalten lernen - und in beinahe freier Wildbahn für eigenen Nachwuchs sorgen. Im Moment kann von Balzverhalten aber keine Rede sein, berichtet Craig. «Die beiden fühlen sich nach all den Jahren im Zoo eher wie Bruder und Schwester - aber das kann sich ja noch ändern.» (dpa)
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