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25.03.2017 | 14:01 | Aalbestand 

Bedrohten Arten durch Aussetzen von Jungfischen helfen

Bleckede - Mehr als zwei Millionen kleine Aale wurden in den vergangenen Jahren in der Elbe ausgesetzt, um den bedrohten Bestand zu stützen.

Aal
Der Europäische Flussaal zieht als Wanderfisch ins Meer, wenn er geschlechtsreif ist. Die Bestände sind in den vergangenen Jahrzehnten dramatisch geschwunden. Das Aussetzen kleiner Fische soll Abhilfe schaffen - auch bei anderen Arten. (c) proplanta
Ähnliche Aktionen hat es dort und anderswo auch für andere selten gewordene oder gar verschwundene Fische gegeben.

Für welche Arten wird das gemacht?

«Besatz gibt es mit vielen Arten», sagt Markus Diekmann, Fischereibiologe beim Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (Laves). Zur Bestandssicherung oder Wiederansiedlung würden beispielsweise auch junge Störe oder Schnäpel ausgesetzt. «Der Aal ist aber etwas Besonderes, weil er über lange Distanzen wandert», erklärt Diekmann.

Wie haben sich die Bestände entwickelt?

«Zum Teil ist der Bestand in manchen Regionen auf bis zu fünf Prozent des ursprünglichen Vorkommens gesunken», sagt Volkmar Hinz von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen (LWK), die die Besatzaktion mit Aalen koordiniert. «In den 50-er und 60-er Jahren war das Aufkommen viel höher als heute», bestätigt Diekmann.

«Seit Mitte der 80er Jahre sind die Bestände auf wenige Prozente gesunken. Vor allem die Zahl der kleinen Glasaale ist europaweit erheblich gesunken. Darum hat sich die EU mit der 2007 erlassenen Aalverordnung vorgenommen, die Zahl der aus den Flüssen abwandernden Blankaale zu erhöhen.»

Wodurch sind die Bestände so stark gesunken?

«Genau weiß man das nicht», so Diekmann. «Sicher ist: Die Schäden durch Wasserkraftturbinen sind enorm. Mögliche Ursachen können auch Parasiten oder Viren sein, Schadstoffe im Wasser, die Kormorane oder auch die Fischerei, möglicherweise auch der Klimawandel.» Das seien aber nur Spekulationen.

«Anders als bei anderen Arten kann man Aale noch nicht nachhaltig in größeren Mengen züchten und so als Speisefisch vermehren», erklärt Volkmar Hinz. «Viele Gewässer wie die Weser sind etwa mit Staustufen verbaut.»

Gibt es schon messbare Erfolge der Besatzaktionen?

«Bestandsuntersuchungen in Schleswig-Holstein haben gezeigt, dass der Besatz erfolgversprechend ist», so Hinz. «Ohne den heutigen Besatz hätten wir viel weniger Aale in unseren Gewässern, das ist sicher», bestätigt Diekmann. Das Ziel der Maßnahmen seien mehr abwandernde Blankaale. «Wir wissen aber nicht, wie groß der Nettonutzen ist», so Diekmann. «Der Nutzen für den Bestand muss daher zukünftig noch wissenschaftlich bewertet werden.»

Woher kommen die kleinen Glasaale?

«Die kleinsten Aallarven wurden in der Sargassosee gefunden», erklärt Diekmann. «Das lässt stark vermuten, dass dort die Vermehrung der Aale stattfindet, beobachtet wurde es aber noch nicht. Von dort kommen die Tiere mit Meeresströmungen zurück an die Küsten Europas.

Besonders viele kommen in Frankreich an. Dort werden viele gefangen, vor allem für Besatzaktionen, aber auch für die Masthaltung in Aalfarmen.» Auch die jetzt ausgesetzten Aale stammen von dort.

Welche Maßnahmen müssten noch ergriffen werden?

«Besatz ist nur ein Ausgleich für die Jungaale, die von allein nicht mehr in ausreichender Zahl kommen», erklärt Diekmann. «Über weitere Schutzmaßnahmen ist nachzudenken. Wir müssen etwa sehen, wie wir Blankaale vor Wasserkraftwerken schützen, das ist an der niedersächsischen Elbe aber kaum ein Thema», sagt er.
dpa
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