Vorsprung durch Wissen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
14.08.2023 | 11:30 | Tierärztemangel 

Veterinäre dringend gesucht: Landvolk und Tierärztekammer schlagen Alarm

Hannover - Landvolk und Tierärztekammer Niedersachsen schlagen Alarm: Bei Veterinärinnen und Veterinären droht massiver Nachwuchsmangel; die Versorgung insbesondere von großen Nutztieren ist gefährdet.

Tierärztemangel
Veterinäre dringend gesucht - Behandlung von Nutztieren muss attraktiver werden. (c) Budimir Jevtic - fotolia.com
„Wir sehen mit Sorge, dass das Berufsbild offenbar nicht mehr attraktiv ist und im ländlichen Raum schon jetzt viel zu wenig Tierärzte Nutztiere behandeln oder zu den Betrieben rausfahren können“, sagt Landvolkpräsident Dr. Holger Hennies. Kammerpräsidentin Dr. Christiane Bärsch ergänzt: „Die Tierärzteschaft ist zunehmend jung und weiblich und eher angestellt als selbständig tätig. Das ist eine Entwicklung, die wir schon länger beobachten. Gleichzeitig ist das Interesse an Teilzeitstellen gestiegen und viele Nachwuchskräfte möchten eher in der Kleintierpraxis und/oder im städtischen Raum arbeiten. Wir brauchen aber auch Tiermedizinerinnen und -mediziner, die in Vollzeit und eben auch auf dem Land arbeiten wollen.“

In Niedersachsen gibt es derzeit rund 6.650 Veterinärinnen und Veterinäre. Davon arbeiten 1.620 als niedergelassene, 1.627 als angestellte Tierärzte und Tierärztinnen in Praxen und 540 in Behörden und Verwaltung. Viele Stellen bleiben nach Angaben der Tierärztekammer jedoch unbesetzt, vor allem in Praxen auf dem Land und in der Veterinärverwaltung. Das liegt unter anderem auch an erhöhten gesetzlichen Anforderungen und vielen Dokumentationspflichten, insbesondere im Nutztierbereich.

Im Studiengang Veterinärmedizin hat sich in den zurückliegenden Jahrzehnten ein Wandel des Geschlechterverhältnisses vollzogen. Im Wintersemester 2007/2008 waren bereits 83 Prozent der Studierenden weiblich. Parallel dazu sinkt die Zahl der Absolventinnen und Absolventen, die in einer Nutztierpraxis tätig werden wollen. Eine Studie hat gezeigt, dass männliche Studierende eher zu einer Karriere in der Nutztiermedizin tendieren als weibliche. Außerdem entschieden sich Studierende aus einer ländlichen Gegend eher für die Nutztierpraxis als Studierende mit städtischem Hintergrund. Darüber hinaus weisen die Ergebnisse darauf hin, dass ein Zusammenhang besteht zwischen den Vorlieben der Studierenden für ein Tätigkeitsfeld und der Art der Tiere, die sie oder ihre Familien halten.

Hennies und Bärsch waren sich bei einem Treffen in Hannover jetzt einig, dass regelrecht „Werbung“ gemacht werden müsse für den Berufsstand – vergleichbar mit der Landarztquote in der Humanmedizin. Landvolk und Tierärztekammer wollen hierzu und zu weiteren Themen im Gespräch bleiben. Darüber hinaus ist verabredet worden, gemeinsame Schulungen für den Umgang mit kranken und verletzten Tieren im Sinne des Tierschutzes für Landwirtinnen und Landwirte anzubieten.
LPD
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Weitere Artikel zum Thema

 Bisher kein Vergleich zur Räumung des Schlachthofs Aschaffenburg

 Bayerns Wälder bleiben für Eichelhäher ein gefährliches Pflaster

 4.000 Tier- und Pflanzenarten von Schmuggel betroffen

 Tierschützer kritisieren Aussagen im US-Wahlkampf zu Tötung von Hund

 Frankreichs Staatsrat schränkt Vogeljagd weiter ein

  Kommentierte Artikel

 Schutz vor Vogelfraß durch Vergrämung?

 Globale Rekord-Weizenernte erwartet

 Größere EU-Getreideernte erwartet

 Bedarf an hofeigenen KI-Wetterfröschen wächst rasant

 Was will die CDU in ihrem neuen Programm?

 Frankreichs Staatsrat schränkt Vogeljagd weiter ein

 LED-Lampen in Straßenlaternen sparen massiv Strom ein

 Zahl der Bäckereien weiter rückläufig

 Wundermittel und Jahrhundertgift PFAS: Derselbe Circus - andere Clowns

 Deutsche Verbraucher offen für abgelaufene Lebensmittel