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29.05.2021 | 16:02

Biodiversitätsprogramm 2030: Artenschutz in den Bundesländern

Artenschutz
Hunderte Tierarten in Sachsen sind vom Aussterben bedroht. Mit einem neuen Programm will die Regierung gegensteuern. Erste Erfolge gibt es schon jetzt. (c) proplanta

Bedrohte Arten besser schützen - Landwirtschaft und Forst gefordert



Es leben allmählich wieder mehr Wildkatzen und Fischotter in Thüringen, dem Artenschutz sei Dank. Dennoch sehen die Naturschutzverbände viel Arbeit zum Schutz bedrohter Tierarten. Es gibt aber auch schon gute Initiativen.


Die Umweltverbände in Thüringen fordern grundsätzliche Veränderungen im Umweltschutz, um das anhaltende Artensterben zu beenden. «In den vergangenen Jahren sind zwar in einigen Bereichen leichte Verbesserungen zu beobachten, der Zustand ist aber nach wie vor dramatisch», sagte der Landesgeschäftsführer des Bunds für Umwelt und Naturschutz (Bund), Burkhard Vogel, der Deutschen Presse-Agentur.

Obwohl Thüringen besonders in den vergangenen Jahren vieles zum Erhalt bedrohter Tierarten getan habe, gehe das Artensterben rasant weiter, erklärt auch der Landesvorsitzende des Naturschutzbunds (Nabu), Martin Schmidt.

Positive Entwicklungen beobachten die Verbände derzeit unter anderem beim Fischotter und der Wildkatze. Die Liste der vom Aussterben bedrohten Arten sei jedoch nach wie vor lang. Als unmittelbar vom Aussterben bedroht gilt in Thüringen unter anderem der Feldhamster.

Schlecht bestellt ist es etwa auch um die Gelbbauchunke - eine Lurchart -, die Flussperlmuschel und den Goldenen Scheckenfalter - einen Schmetterling. Generell sei das Insektensterben ein zentrales Problem.

Begrüßenswert sei, dass die rot-rot-grüne Landesregierung den Ernst der Lage erkannt und einige wichtige Pflöcke für den Naturschutz eingeschlagen habe, so Schmidt. Unter anderem seien das die Einrichtung der zwölf Natura 2000-Stationen, die Sicherung des Grünen Bandes als «Nationales Naturmonument» und die Entscheidung, fünf Prozent des Landeswaldes aus der Forstbewirtschaftung zu nehmen. Auch die bessere finanzielle Unterstützung von Umweltprogrammen habe dazu geführt, dass Thüringen in den vergangenen Jahren in Sachen Umweltschutz aufgeholt habe, sagte Vogel.

So haben etwa die drei Natura 2000-Stationen im Kreis Schmalkalden-Meiningen dort den größten Anteil an Artenschutzprojekten, wie es aus dem Landratsamt hieß. In diesem Jahr stehen dabei etwa die schmale Windelschnecke, Kreuzotter, Kreuzkröte und Steinkauz im Mittelpunkt.

Neben einer Weiterführung der ambitionierten Naturschutzpolitik sei vor allem eine Wende in der Agrar- und Forstpolitik nötig, sind sich die Verbände einig. Der Nabu fordert deshalb unter anderem, auf Feldern den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln bis 2026 um 50 Prozent zu reduzieren und mehr für Tiere wichtige Strukturen wie Blühstreifen, Feldgehölze und Hecken einzurichten. Eine Renaturierung der Fließgewässer und Moore sei ebenso wichtig wie ein beschleunigter Waldumbau zu mehr naturnah bewirtschaften Mischwäldern.  

Im Kyffhäuserkreis hat dem Landratsamt zufolge das Interesse von Landwirten und Gemeinden vor allem am Insektenschutz leicht zugenommen. So wurden unter anderem Streuobstbäume angepflanzt, ein Artenschutzhaus in Sachsenburg und ein  Laichtümpel im Hemleben eingerichtet.

In Erfurt geht es laut Stadtverwaltung besonders um Schutz und Erhalt von Fledermäusen, Feldhamstern, Zauneidechsen und verschiedener Insektenarten. Die Ton- und Kiestagebaugebiete im Norden der Stadt seien ebenso Hotspots seltener Arten wie der Steiger/Willroder Forst und die Streuobstwiesen im Stadtgebiet.

«Es ist noch mehr nötig und möglich», sagt auch der Sprecher des Thüringer Umweltministeriums, Tom Wetzling. Er verwies auf die Neuausrichtung der EU-Agrarförderung ab 2023 als Chance für den Artenschutz. Aus Sicht des Agrarministeriums haben viele Projekte der Vergangenheit gezeigt, dass auch die Landwirtschaft den Artenschutz unterstütze und mitarbeite, wenn die Leistungen angemessen honoriert würden.

«Die Veränderungen zum Besseren brauchen Zeit», erklärt Wetzling. «Leider geht das Aussterben von Arten und die Zerstörung von Lebensräumen schneller als die messbare Verbesserung der Bestände.»

Für den Freistaat Thüringen werden alle zehn Jahre sogenannte rote Listen mit gefährdeten Arten erstellt. Zuletzt wurde 2011 festgestellt, dass von 16.000 im Freistaat vorkommenden Arten etwa 40 Prozent gefährdet sind. Eine aktualisierte Fassung soll in diesem Sommer veröffentlicht werden.
dpa
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