Urwald der Zukunft: Wildnisgebiete entwickeln sich über Jahrhunderte
Ein Urwald kommt definitionsgemäß aus der Vergangenheit. Es ist ein Wald, der noch nie vom Menschen bewirtschaftet wurde, und in Deutschland gibt es solche Flächen nicht mehr. Man kann den Urwald aber auch in die Zukunft denken - als Gebiet, das schon sehr lange nicht mehr als Holzlieferant genutzt wurde.
Genau diesen Ansatz verfolgen das Europaparlament mit einer Entschließung von 2009 und die Bundesregierung mit ihrer Strategie zur biologischen Vielfalt. Fünf Prozent der Waldflächen in Deutschland sollen sich selbst überlassen werden und sich wieder zur Wildnis entwickeln.
Solche Wildnisgebiete liegen oft schon in Naturschutzgebieten und dürfen gar nicht mehr wirtschaftlich genutzt werden. Deshalb gehen fast ausschließlich staatliche Wälder in dieses Programm ein, denn anders als zum Beispiel bei Wiesen und Äckern, die als Brachflächen auch kurzfristig dem Natur- und
Artenschutz dienen können, braucht die Entwicklung beim Wald Jahrzehnte und Jahrhunderte.
Zu Beginn kann es sogar nötig sein, Bäume zu fällen, die gar nicht in die Region gehören, um den ursprünglichen Arten wie zum Beispiel Buchen einen rascheren Start zu ermöglichen.
In Nordrhein-Westfalen sind mittlerweile 100 Areale als Wildnisgebiete ausgewiesen, zum Beispiel im Nationalpark Eifel. Hinzu kommen 70 Naturwaldzellen, die bereits seit 40 Jahren sich selbst überlassen sind und Forschern Aufschluss darüber geben, wie sich die neuen Wildnisgebiete entwickeln könnten.
Insgesamt entsprechen Wildnisgebiete und Naturwaldzellen elf Prozent der staatlichen Wälder in NRW. Dieter Mennekes in Siegen-Wittgenstein ist der erste, der privaten Wald einbringt - eine Förderung aus öffentlichen Mitteln gibt es für einen solchen Schritt derzeit nicht. (dpa)