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08.10.2009 | 20:23 | Artenschutz 

Auswilderung von 3.000 jungen Flussperlmuscheln im Vogtland

Dresden - Heute wurden die ersten von insgesamt dreitausend jungen Flussperlmuscheln in das bedeutendste Muschelgewässer des Elstereinzugsgebiets - den Rauner Bach - ausgesetzt.

Auswilderung von 3.000 jungen Flussperlmuscheln im Vogtland
Dies tat der Präsident des Sächsischen Landesamtes für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG), Norbert Eichkorn, gemeinsam mit Landrat Tassilo Lenk (Vogtlandkreis) und Jürgen Gastmeyer, Geschäftsführer des Anglerverbandes Südsachsen »Mulde/Elster« e. V.. Mit dieser und weiteren Aussetzungsaktionen soll die vom Aussterben bedrohte Flussperlmuschelpopulation in Sachsen stückweise wieder aufgebaut werden. Ob die heutige Auswilderung der etwa 5 Jahre alten und nur ein Zentimeter großen Jungmuscheln erfolgreich verlaufe, wisse man frühestens in zehn bis fünfzehn Jahren. Erst in diesem Zeitraum werden die jungen Muscheln geschlechtsreif und sind in der Lage eigenständig für Nachwuchs in den vogtländischen Bächen zu sorgen.

Der Freistaat Sachsen, der Vogtlandkreis und der Anglerverband  Südsachsen »Mulde/Elster« e. V. haben seit 1999 mit der gemeinsamen Umsetzung des Artenschutzprogramms »Flussperlmuschel« die Voraussetzung dafür geschaffen, dass die Flussperlmuschel im Vogtland überleben kann. »Das heißt aber nicht, dass wir in unseren Schutzbemühungen für die Flussperlmuschel nachlassen dürfen« sagte Norbert Eichkorn. Weitere Anstrengungen seien erforderlich, damit sich künftig alle Entwicklungsstadien der Flussperlmuschel in vogtländischen Bächen gesund und ohne menschliche Hilfe entwickeln können. Neben der Umsetzung von weiteren Maßnahmen zur Verbesserung der Abwassersituation gehe es dabei verstärkt um die weitere Minderung von Einträgen aus der Landnutzung. »In den nächsten Monaten werden wir deshalb im Auftrag des Sächsischen Staatsministeriums für Umwelt und Landwirtschaft das bisherige Artenschutzprogramm evaluieren und gemeinsam mit dem Vogtlandkreis fortschreiben«, so Eichkorn weiter.

Der Bestand der Flussperlmuschel in Sachsen hatte sich bereits in den 1960er Jahren von 28.000 auf unter zweitausend Tiere verringert. Die Flussperlmuschel - als Indikator für kalkarme und sauerstoffreiche Fließgewässersysteme - fand kaum noch geeignete Lebensräume vor. Die Einleitung kommunaler Abwässer und Einträge aus intensiver landwirtschaftlicher Nutzung beeinträchtigten die Wasserqualität und das Substrat der Muschelbäche. Der Großteil der Altmuscheln verendete. Jungtiere hatten infolge der zunehmenden Verschlammung der Gewässer keinerlei Überlebenschancen mehr, obwohl bereits in der ehemaligen DDR einzelne Schutzmaßnahmen durchgeführt wurden. Kurz nach der Wende machten ehrenamtliche Naturschützer und Behörden auf die immer bedrohlicher werdende Situation der Art aufmerksam. Zum Erhalt der noch vorhandenen Flussperlmuscheln wurde 1995 vom damaligen Landesamt für Umwelt und Geologie und vom Staatlichen Umweltfachamt Plauen die erste Artenschutzkonzeption für die Flussperlmuschel erarbeitet. Diese Konzeption war die Grundlage für das 1999 entwickelte Artenschutzprogramm.

»Steckbrief«: Die Flussperlmuschel (Margaritifera margaritifera) kann bis zu 15 Zentimeter lang werden und besitzt eine dickwandige, fast schwarze Schale. Die Tiere leben in schnell fließenden und sauerstoffreichen, aber kalk- und nährstoffarmen Fließgewässern und stellen hohe Ansprüche an die Wasserqualität. Bevorzugt werden naturnahe Bachober- und -mittelläufe mit grobkörnigem Substrat (Steine, Kies, Sand). Dort sitzen sie dichtgedrängt, halb in den Bachgrund eingegraben, und können regelrechte Muschelbänke bilden. Die Larven (Glochidien) der Perlmuschel leben parasitär an Fischen. Wichtigster Wirtsfisch ist die Bachforelle. Mit etwa 15 bis 20 Jahren werden die Muscheln geschlechtsreif. Sie können mit bis zu 130 Jahren ein außerordentlich hohes Alter erreichen. Die Flussperlmuscheln sind Schwebstoff - Filtrierer, die sich im Wesentlichen von den organischen Rückständen abgestorbener Pflanzen ernähren. Aufgrund ihrer Fähigkeit, Perlen zu bilden, hat die Flussperlmuschel einen großen Bekanntheitsgrad erreicht. In früheren Jahrhunderten wurden die Perlen gesammelt und waren begehrte Schmuckartikel. Eines der schönsten Zeugnisse sächsischer Perlensuche ist die Perlenkette von Maria Amalia, die noch heute zu den Schätzen des Grünen Gewölbes in Dresden zählt. (LfULG)
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