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10.07.2018 | 06:38 | Raubfisch 

Berufsfischer soll Problem-Wels in Offenbach beseitigen

Offenbach - Still ruht der See im Offenbacher Dreieichpark. Eine Fontäne plätschert in der Mitte, und irgendwo unten am Boden des Teichs ruht wohl auch der Wels, der seit Tagen als sogenannter «Küken-Killer» Aufsehen erregt.

 Wels Dreieichpark
Ein hungriger Wels, ein leergefressener See und ein paar artgeschützte Entenküken beschäftigen derzeit viele Menschen in Hessen. Am Ende wird es wohl den Fisch oder die Vögel erwischen. Die Chancen für den «Küken-Killer» genannten Wels stehen schlecht. (c) proplanta
«Ein Wels frisst nicht jeden Tag», sagt Günther Hoff-Schramm, Geschäftsführer des Verbands Hessischer Fischer. «Er geht dann erst mal auf Grund und verdaut - das kann bis zu zwei Wochen dauern.» Eine gute Nachricht für die artgeschützten Küken, die mit ihrer Mutter außer dem Wels die letzten noch vorhandenen größeren Teichbewohner sein sollen. Es herrscht erst mal Ruhe - bis den Wels erneut der Hunger plagt.

Trotzdem, einfach so die Teichbevölkerung auszumerzen, das soll nicht sein. Die Zeit läuft gegen den Wels. Bereits am Freitag hat die Stadt Offenbach angekündigt, das Tier solle beseitigt werden. Es müsse nur noch ein Berufsfischer gefunden werden, der sich auf die Jagd macht. «Es gibt noch nichts Neues», sagt eine Sprecherin am Montag.

Erstmals gesichtet wurde der Wels im vergangenen Jahr. Seitdem hat der Raubfisch alle Fische in dem nicht sonderlich großen Teich gefressen. Inzwischen bereichern die Küken von Stockenten und Teichhühnern den Speiseplan des wohl 1,50 Meter großen Fisches. Das könnte dem Wels nun zum Verhängnis werden - denn Teichhühner gelten nach dem Bundesnaturschutzgesetz als besonders geschützte Art und stehen auf der Roten Liste bestandsgefährdeter Vogelarten in Hessen.

Welse dagegen sind nicht geschützt. Mit seinen kleinen Glubschaugen, dem großen Maul und den Bartfäden kommt der Fisch auch nicht gegen den Niedlichkeitsfaktor flauschiger Küken an. Trotzdem hat die Offenbacher Stadtsprecherin Kerstin Holzheimer irgendwie auch Mitgefühl mit dem Fisch: «Man kann ihm ja eigentlich nicht vorwerfen, dass er sich Nahrung sucht.»

Um die Ehrenrettung des Welses bemüht sich auch Ruwen Kohring, Fachautor für Angler-Magazine. «Ich finde, dass nur Unwahrheiten über den Fisch in die Welt gesetzt werden», klagt er. «Ein Wels frisst grob gesagt im Jahr nicht mehr als er selbst wiegt.» Bei einem Wels von 1,50 Meter Länge seien das etwa 25 bis 26 Kilogramm.

Tierschutz-Aktivisten haben bereits gefordert, den Fisch umzusiedeln, statt ihn zu töten. «Er darf aber nicht in Fließgewässern vom Menschen ausgesetzt beziehungsweise dort gezielt angesiedelt werden», betont ein Sprecher des Regierungspräsidiums Darmstadt. Denn bei dem Wels handele es um einen nicht-heimischen Raubfisch. Lediglich eine Umsiedlung in andere stehende Gewässer sei möglich. «Ansonsten bliebe natürlich auch noch die Möglichkeit zum Verzehr.»

So sieht das auch Hoff-Schramm vom Verband Hessischer Fischer. «Der einzig vernünftige Grund, den Fisch zu fangen, ist, um ihn zuzubereiten», sagt er. «Alles andere wäre ein Verstoß gegen das Tierschutzgesetz - man darf Fische nur mit einem vernünftigem Grund fangen.» Eine Grillpartie mit Wels am Weiher - da hätten doch viele etwas davon.

Könnte die Kükendiät den Geschmack des Fisches verändert haben? Das bezweifelt Hoff-Schramm. Ob der Wels nun Küken, Frösche oder Krebse esse - das werde alles in Proteine umgesetzt. «Das ist Eins-A-Fleisch, grätenfrei und schmeckt ähnlich wie Kalbfleisch.» Vorausgesetzt, der Fisch werde vor der Zubereitung ordentlich gewässert, damit kein Moderaroma übrig bleibe.

Da Welse nachtaktiv sind, müssen die Fischer das Tier in der Dunkelheit locken. Angesichts seiner Größe braucht man zum Wels-Angeln durchaus eine «größere Angel, die nicht gleich auseinanderbricht», sagt Hoff-Schramm. Auf Anglerseiten im Internet wird regelrecht geschwärmt vom Kampf zwischen Angler und Fisch, wenn der Wels erst mal angebissen hat. Doch um anzubeißen, muss der Wels erst mal wieder Hunger haben, betont Wels-Angler Kohring. «Andernfalls nützt auch der beste Köder nichts!»
dpa
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