Umweltschützer sind beunruhigt. «Man hat das Gefühl: Der Winter fällt aus», sagte Birgit Königs, Vegetationsexpertin beim Naturschutzbund Nabu in Düsseldorf, am Montag der Deutschen Presse-Agentur dpa. «Die Gänseblümchen blühen, der Rasen wächst weiter. Es ist eher wie ein Winter am Mittelmeer.» Das gelte vor allem in windgeschützten Innenstadtlagen. «Wenn es so warm bleibt und erst im Januar Frost kommt, kann das fatale Folgen haben.» Nicht nur Sträucher könnten Schaden nehmen. Auch Kröten und Molche seien in Gefahr.
«Es wäre wünschenswert, dass jetzt temperaturmäßig der Winter einsetzt, jedoch nicht zu abrupt», sagte Königs. Der November sei bereits ungewöhnlich warm gewesen. Im günstigeren Fall würden nur ein paar Knospen abfrieren. «Wenn es aber soweit kommt, dass die richtige Blüte einsetzt, kann es bei einem Kälteeinbruch zu erheblichen Ausfällen kommen, bis hin zum Absterben von Sträuchern.» Auch die Tierwelt sei von dem lauen Dezember betroffen, erläuterte die Expertin: Kröten, Frösche und Molche seien noch aktiv, statt in Winterstarre zu verfallen. «Kröten haben sich nicht in ihre Winterquartiere zurückgezogen. Sie stehen kurz davor, sich zu ihren Laichgewässern aufzumachen.» Ein plötzlicher Frost könne dazu führen, dass die Amphibien Rückzugsorte nicht rechtzeitig erreichen.
Sollte die große Kälte weiter ausbleiben, sei jedoch nicht unbedingt mit einer Insektenplage zu rechnen, sagte Königs. «Bei mildem Wetter ist der Pilzbefall so groß, dass viele Puppen und Eier verfaulen und den Winter nicht überstehen.» Die Natur sei auf
Wetterkapriolen durchaus vorbereitet, sagte die Vegetationskundlerin. «Bei manchen Bäumen blühen einzelne Triebe und andere nicht. Das ist eine Art Sicherheitsvorkehrung.» (dpa)