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19.12.2023 | 15:56 | Belastete Christbäume 

BUND kritisiert Pestizideinsatz auf Weihnachtsbaum-Plantagen

Berlin - Umweltschützer kritisieren den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln auf Weihnachtsbaum-Plantagen.

Weihnachtsbaum-Plantage
In etlichen Wohnzimmern bundesweit steht er schon oder wird er in den kommenden Tagen aufgebaut und geschmückt: der Weihnachtsbaum. Wie alarmierend sind Pestizid-Untersuchungen im Auftrag des BUND? (c) proplanta
Bei einem Test von 19 Weihnachtsbäumen seien in 14 Fällen Pestizidrückstände gefunden worden, teilte der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) am Dienstag mit. Insgesamt wurden demnach 15 verschiedene Wirkstoffe nachgewiesen, von denen nicht alle legal seien. «Vier Nordmanntannen enthielten Pestizide, die in der EU generell oder für den Weihnachtsbaumanbau gar keine Zulassung haben.

Solche Bäume dürften nicht verkauft werden», schreibt der BUND. Von einer akuten Gesundheitsgefahr für Menschen sei «aufgrund der geringen Konzentrationen» in den Bäumen aber nicht auszugehen. Grenzwerte gibt es bei Weihnachtsbäumen und Zierpflanzen laut einer BUND-Expertin generell nicht, insofern seien die Anwendung von zugelassenen Wirkstoffen und deren Rückstände legal.

Die Organisation hebt Umweltbelastungen hervor. Die Substanzen stellten ein Problem für die Artenvielfalt dar: «Sechs der gefundenen Wirkstoffe sind hoch giftig für Bienen, Vögel, Regenwürmer, Fische oder Wasserorganismen.» Mit Blick auf den Menschen hieß es, eine Ausdünstung der Stoffe in die Rauminnenluft und eine Aufnahme über die Atemwege seien nicht auszuschließen.

Was sagen die Produzenten?

«Natürlich ist es so, dass Pflanzenschutzmittel eingesetzt werden», sagte Christian Mai aus dem Vorstand des Bundesverbandes der Deutschen Weihnachtsbaum- und Schnittgrünerzeuger (BWS) am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur. Es gehe um Mittel, die an vielen Stellen auch im Obst- und Gemüseanbau genutzt würden. «Wir als Verband und alle unsere Mitglieder haben das Selbstversprechen, nur die zugelassenen Mittel in Deutschland auf den Plantagen einzusetzen.» Aber natürlich könne es «das ein oder andere schwarze Schaf» geben, im In- und Ausland. Es sei immer auch die Frage, wo der Weihnachtsbaum herkam. Die getesteten Bäume wurden nach BUND-Angaben in verschiedenen Bundesländern gekauft und stammten größtenteils auch von hier.

Um weniger Herbizide einsetzen zu müssen, würden etwa in seinem Betrieb schon zunehmend Alternativen genutzt, sagte Mai. Insektizide seien in der Branche jedoch punktuell nötig, um Insektenbefall im Baumbestand zu verringern: «Um den Baum zu schützen. Und um am Ende auch dem Kunden wiederum ein schönes Weihnachtsfest zu bescheren - ohne viel Stress, weil dem tausend Käfer aus dem Baum gekrabbelt kommen.» Die Diskussion, die der BUND anfache, sei der Tradition Weihnachtsbaum und dem gestifteten Mehrwert für die Gesellschaft nicht zuträglich, sagte Mai. «Weil es den Leuten dann irgendwann keinen Spaß mehr macht.» Auch betonte er: «Sie essen den Weihnachtsbaum ja nicht.»

Für den BUND zeigt der Test, dass beim Anbau von Weihnachtsbäumen auf Plantagen in großem Umfang Stoffe gegen Unkraut, Insekten und Pilze eingesetzt würden «und ganz offenbar auch Wirkstoffe ohne Zulassung». In den als illegal eingestuften Fällen seien nun die Behörden gefragt, hieß es. Im Vergleich zu einem früheren Test zeigte sich laut BUND keine Veränderung hin zu mehr Biodiversitäts- und Umweltschutz. Besonders geringe nachgewiesene Pestizidmengen schloss der BUND selbst aus der Bewertung aus, da man in diesen Fällen nicht sicher auf eine aktive Anwendung der Substanzen schließen könne.

Forderungen an die Politik

Der BUND fordert von der Bundesregierung ein nationales Reduktionsprogramm für Pestizide, außerdem brauche es strengere nationale Anwendungsbeschränkungen für Glyphosat. Verbraucherinnen und Verbrauchern raten die Umweltschützer, Bio-Weihnachtsbäume oder Bäume aus ökologischer Waldwirtschaft zu kaufen oder auf Alternativen zu setzen: etwa Zweige von Nadelbäumen, Holzgestelle und sonstige Objekte aus Naturmaterialien. Plastik-Tannen lehnt der BUND ab, da sie zum Beispiel oft schädliche Chemikalien enthalten könnten und in der Regel lange Transportwege hinter sich hätten. Nach BUND-Angaben werden pro Jahr in Deutschland 30 Millionen Weihnachtsbäume verkauft, meist aus heimischer Produktion.
dpa
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