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26.07.2017 | 19:17 | Das Wetter bleibt sich treu 

Dauerregen: Des einen Freud des anderen Leid

Potsdam/Leegebruch - Eine echte Wetterbesserung ist für Berlin und Brandenburg nicht in Sicht. «Es gibt zwar vorübergehende Auflockerungen, aber Regen bleibt uns erhalten - jedoch im geringeren Ausmaß», sagte Ulrike Maiwald, Meteorologin vom Dienst der Niederlassung Potsdam des Deutschen Wetterdienstes, am Mittwoch.

Wetterbesserung in Sicht?
Des einen Freud ist beim herrschenden Wetter des anderen Leid: Landwirte bangen um die Ernte, Fischwirte hingegen freuen sich über das Nass von oben. Richtiges Sommerwetter lässt noch auf sich warten und Leegebruch steht zum zweiten Mal in einem Monat unter Wasser. (c) proplanta
Freitag biete stellenweise einen ersten Lichtblick mit Temperaturen um 20 bis 24 Grad. Doch einzelne Schauer würden schnell das sommerliche Intermezzo beenden. Und die Prognose zum Wochenende verspreche auch keine großartige Besserung. Maiwald: «Leichter Regen, aber auch kräftige Schauer mit Gewittern und wolkenverhangenem Himmel sind zu erwarten.»

Die Wetterunbilden mit schier endlosem Dauerregen machen derzeit besonders den Landwirten im Norden Brandenburgs zu schaffen. «Stellenweise stehen die Felder bis zu fünf Zentimeter unter Wasser», sagte die Geschäftsführerin des Kreisbauernverbandes Prignitz, Christina Stettin, auf Anfrage. Die Böden seien mittlerweile gesättigt. Erntefahrzeuge könnten kaum in die Schläge fahren und würden einsinken. «Jetzt brauchen wir Sonne und Wind, damit das Wasser wegtrocknet», sagte Stettin. «Wir hoffen aber, mit einem blauen Auge davonzukommen.»

Aus Sicht des Präsidenten des Landesbauernverbandes, Henrik Wendorff, ist die Lage derzeit für 80 Prozent des Brandenburger Getreides kritisch. «Und mit jedem Starkregen sinkt die Qualität», sagte er der «Märkischen Oderzeitung» (Mittwoch). In Brandenburg steht Getreide auf einer halben Million Hektar Ackerland.

Arg gebeutelt ist die Gemeinde Leegebruch am nördlichen Berliner Stadtrand. Innerhalb eines Monats liegen Ortsteile zum zweiten Mal unter Wasser. «Das Problem ist, dass der Grundwasserspiegel in nur 20 Zentimeter Tiefe steht», sagte Bauamtschef Norman Kabuß. In der Folge sind schon wieder viele Haushalte von der Kanalisation abgeschnitten.

Mit Pumpen werde seit Dienstag versucht, dass Wasser in einen Graben an der B96 zu drücken, damit es abfließen könne. «Ganz so schlimm, wie Anfang Juli ist es nicht. Jedoch stehen auch wieder zahlreiche Keller unter Wasser», berichtete Kabuß.

Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) besuchte am Mittwoch die Leitstelle der Feuerwehr. «Die vergangenen Tage und Wochen sind eine außerordentliche und zusätzliche Belastung», sagte er. «Für Ihren leidenschaftlichen Einsatz für unsere Sicherheit danke ich Ihnen im Namen aller Berlinerinnen und Berliner.» Gleichzeitig appellierte Müller an die Bürger, den Notruf nur bei tatsächlichen Notfällen, wenn Gefahr für Leib und Leben bestehe, zu nutzen.

Für die Brandenburger Teichwirte und Fischzüchter ist der Dauerregen hingegen ein Segen. «Die Fische brauchen immer Frischwasser und das bekommen sie jetzt zur Genüge von oben», bemerkte Lars Dettmann, Geschäftsführer des Landesfischereiverbandes Brandenburg. Unter Wasser stehende Wiesen nahe von Seen bieten nach seinen Angaben den Fischen ein weiteres Nahrungsreservoir. Auch stünden ausgetrocknete Zuläufe von Tümpeln zu Teichen und Flüssen seit langem wieder unter Wasser. «Fische können damit wieder wandern.»

«Ganz normale Bilderbuchsommer, trocken und mit Temperaturen um die 25 bis 30 Grad über mehrere Wochen, werden immer seltener», sagte der Meteorologe Peter Hoffmann vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung der Deutschen Presse-Agentur. Dagegen würden längere Trockenperioden und Hitzephasen, gefolgt von Stark- und Dauerregen zunehmend normal. «Es bleibt nur übrig, sich auf Wechselspiele der Extreme einzustellen.»
dpa/bb
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