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01.05.2007 | 07:49 | Klimadiskussion 

Der Klimawandel ist keine Klimakatastrophe

Berlin - Der Deutsche Wetterdienst hat letzte Woche einen bemerkenswerten Beitrag zur Klimadiskussion geliefert.

Himmel
(c) proplanta
Vielleicht war er den Umwelt-Fundis zu sachlich, denn er fand sich weder ausführlich in der breiten Presselandschaft wieder noch wurde er in der Klimadiskussion so richtig wahrgenommen. Ohne irgendwelche der üblichen Schuldzuweisungen oder polemischen Hinweise auf die angeblich so jämmerlich versagende menschliche Moral sagte der Präsident des Deutschen Wetterdienstes ganz sachlich: "Der Klimawandel ist eine Tatsache. Schon jetzt steht fest: Die Veränderung des Klimas wird einen nachhaltigen Einfluss auf unsere hoch industrialisierte Gesellschaft haben. Wir alle müssen lernen, mit den Konsequenzen dieser Klimaänderung zu leben und uns anzupassen."

Statt Symbolhandlungen zur Vermeidung von Klimaveränderungen plädiert der renommierte Wissenschaftler für die Anpassung der Menschen an die sich verändernden Klimabedingungen. Er empfiehlt genau das, was die Menschen seit über 100.000 Jahren gemacht haben: sich anzupassen. Im Wortschatz des Chefmeteorologen kommt das Wort von einer "Klimakatastrophe" nicht vor. Es tut gut, im hysterischen Klima-Aufschrei eine Stimme der sachlichen Vernunft zu hören.

Die notwendige Anpassung sei allerdings nicht zum Nulltarif zu haben. Es werde Verlierer und Gewinner geben. Nur mit detaillierten Beobachtungsergebnissen also Fakten würden die notwendigen politischen Entscheidungen, die uns der Klimawandel aufzwinge, breite Akzeptanz finden. Die Auswertung der Daten seit 1901 zeige, dass die Dekade 1990 bis 1999 in Deutschland das wärmste Jahrzehnt des gesamten 20. Jahrhunderts gewesen sei. Fünf der insgesamt zehn wärmsten Jahre des 20. Jahrhunderts gehören in diese Zeitspanne.

Auch in den ersten sechs Jahren des 21. Jahrhunderts war es stets wärmer als im langjährigen Mittel, das bei 8,2 °C liegt. Spitzenreiter seit 1901 war 2000 mit 9,9 °C. Das zurückliegende Jahr 2006 lag mit 9,5 °C auf dem fünften Rang. Insgesamt ergibt sich für die Jahresmitteltemperatur in Deutschland seit 1901 ein Anstieg von knapp 0,9 Grad.

Eine Erdatmosphäre, die sich weiter aufheize, werde in der Lage sein, mehr Feuchtigkeit aufzunehmen. Aus physikalischen Gründen müsse dies zu häufigeren extremen Wetterereignissen, wie schweren Gewittern oder Hagel, führen. Bislang sei jedoch mit Ausnahme der sommerlichen Starkniederschläge weder eine Zu- noch eine Abnahme solcher Unwetterereignisse nachweisbar.

Mit dem Klimawandel seien, unterstrich Chefmeteorologe Kusch, wachsende Risiken für die Gesundheit der Menschen verbunden. So könne die erwartete Zunahme der Häufigkeit und Intensität von Hitzewellen, wie Deutschland sie im Sommer 2003 erlebt habe, zu zahlreichen Todesfällen führen. In den Städten müsse man künftig auch aufgrund der Temperaturerhöhung mit einem stärkeren Wärmeinsel-Effekt rechnen. Die Bedeutung der Frischluftschneisen werde deshalb wachsen. Architekten müssten neue Bebauungskonzepte zum Beispiel mit einer gezielten Beschattung von Fußwegen im Sommer entwickeln.

Die Niederschläge werden laut DWD in Deutschland im Sommer im Mittel zwar abnehmen, gleichzeitig sei aber mit zunehmend heftigen Gewittern zu rechnen. Sie können zu starken lokalen Überschwemmungen führen. Im Winter nehmen die Niederschläge dagegen im Mittel zu. Allerdings werden sie meistens als Regen und nicht als Schnee fallen. Die Schneefallgrenze wird steigen. Wintersport werde deshalb in vielen Gebieten seltener als bisher möglich sein.

Es komme nun darauf an, auch die künftigen Folgen der Klimaänderung exakt abzuschätzen. Der Deutsche Wetterdienst habe deshalb begonnen, die Auswirkungen der Klimaveränderung auf den Menschen und seine Lebensumgebung detailliert zu modellieren. Kusch: "Unser Ziel ist, die Auswirkungen des Klimawandels für unterschiedliche Aspekte unseres Lebens so zu prognostizieren und aufzubereiten, dass damit die Politik, Behörden, Architekten oder Ärzte ganz praktisch arbeiten können." (nr)
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